Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
jetzt denken Sie einmal 40 Jahre voraus und versuchen sich tausend Roms vorzustellen, jedes mit über einer Million Einwohner. Es übersteigt nicht nur die Vorstellungskraft, es kann auch nicht gut gehen. Ich möchte kein Spielverderber sein, aber bei all dem Trubel um die Urbanisierung der Menschheit im Jahre 2007 haben wir womöglich eine Gelegenheit zum Überdenken der Art und Weise versäumt,
wie
wir auf diesem Planeten leben. Sicher hat das Leben in der Stadt viele Vorzüge – man denkt sofort an den Reichtum an kultureller Diversität, an gesellschaftliche Interaktion, an den blühenden Handel. Aber es ist dies eine Frage des Maßstabs. Wir müssen überlegen, wie sich unser Bevölkerungswachstum bremsen und ein nachhaltiges urbanes Umfeld schaffen lässt, das mit Energie und Ressourcen effizienter umgeht, für geringere Umweltbelastungen sorgt und hinsichtlich seiner »Wohnarrangements« besser auf den Menschen abgestimmt ist.
In der großen Zeit städtischer und vorstädtischer Expansion haben wir den Menschen zunehmend von der Natur isoliert in dem Glauben, die reichen Gaben des Planeten ohne Konsequenzen für künftige Generationen erobern, kolonisieren und nutzen zu können. Wollen wir das Überleben unserer Spezies sichern und den Planeten für unsere Mitgeschöpfe erhalten, müssen wir in der nächsten Phase der Menschheitsgeschichte eine Möglichkeit finden, den Menschen wieder in das übrige Leben auf unserer Erde zu integrieren.
In diesem Sinne bauen unsere Strategien auf einer Fünf-Säulen-Infrastruktur einer Dritten Industriellen Revolution, die darauf abzielt, bestehende Lebens-, Arbeits- und Freizeiträume wieder mit der Biosphäre, in der wir leben, zusammenzuführen.
Die römische Biosphäre
Welche Stadt wäre besser geeignet, das neue Biosphärenkonzept darzustellen, als die Ewige? Als Roms Bürgermeister Gianni Alemanno |105| uns damit beauftragte, einen 40-Jahres-Plan für den Umstieg der ersten großen Stadt des westlichen Kulturkreises zu einer Stadt der Dritten Industriellen Revolution zu erarbeiten, sagten wir sofort zu.
Was bedeutet es, das Konzept »Rom« über seine alten Mauern hinaus so zu erweitern, dass es sich in die Biosphäre einfügt? Die Biosphäre ist eine ökologische Zone, die sich über etwa 60 Kilometer vom Meeresboden bis an den äußeren Rand der Stratosphäre erstreckt und in der die geochemischen Prozesse der Erde mit den biologischen Systemen so interagieren, dass die Bedingungen erhalten bleiben, unter denen das Leben auf der Erde sich fortsetzen kann. Die komplexen Kopplungsschleifen der irdischen Biosphäre funktionieren wie ein Nervensystem mit der Aufgabe, das Wohlbefinden des Systems als Ganzes zu garantieren.
Aus unserem wachsenden Bewusstsein dafür, dass die Biosphäre wie ein unteilbarer Organismus funktioniert, erwächst die Notwendigkeit, unsere Vorstellungen von der Bedeutung der menschlichen Existenz zu überdenken. Wenn jedes einzelne Menschenleben, die Spezies als Ganzes und alle anderen Lebensformen miteinander und obendrein mit der Geochemie des Planeten in einer komplexen symbiotischen Beziehung verbunden sind, dann sind wir alle auf den Gesamtorganismus angewiesen und entsprechend für seine Gesundheit verantwortlich. Dieser Verantwortung nachzukommen bedeutet, unser Leben als Einzelne in unserer nächsten Umgebung wie in der Gemeinschaft auf eine Art und Weise zu führen, die dem allgemeinen Wohl der weiteren Biosphäre dient.
Unser Entwicklungsplan für die Dritte Industrielle Revolution lief darauf hinaus, die ganze Region Rom zu einem integrierten sozialen, ökonomischen, politischen, in eine gemeinsame Biosphäre eingebetteten Raum umzugestalten. Die römische Biosphäre besteht aus drei konzentrischen Kreisen. Der innere Kreis umfasst den historischen Kern und die benachbarten Viertel. Jenseits des Stadtkerns gibt es einen industriellen und gewerblichen Ring mit vielen offenen Flächen. Außerhalb dieser industriell-gewerblichen Zone wird das Land noch offener und bildet eine ländliche, die Metropolis umschließende Region. Das |106| Biosphärenmodell betont die enge Verbundenheit aller Zonen; es verbindet die äußere ländliche Region mit der gewerblichen Zone und dem historischen bewohnten Kern in einer engen Beziehung, die sich durch lokal erzeugte erneuerbare und über ein intelligentes, dezentrales Stromnetz verteilte Energien ergibt. Die Wiederherstellung des Stadtzentrums sorgt für einen offen zugänglichen Raum mit
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