Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Investitionen – also etwa 800 Millionen Dollar –, so errechneten wir, könnte die Stadt ihre Ziele erreichen und den Umstieg in eine neue ökonomische Ära bewerkstelligen. Mit anderen Worten: Wenn San Antonios private und öffentliche Sektoren, über die nächsten 20 Jahre verteilt, dafür nur das investierten, was sie in einem einzigen Jahr in die wirtschaftliche Entwicklung stecken – also 16 Milliarden Dollar auf 20 Jahre verteilt –, könnte es Amerikas erste emissionsarme Stadt werden. 112 Das würde bedeuten, dass die Stadt trotzdem mit 95 Prozent ihrer Investitionen die Infrastruktur der alten Zweiten Industriellen Revolution stützen und sie während dieser Übergangsperiode gegen einen potenziellen Kollaps absichern könnte.
Warum nur so geringe Investitionen nötig sind? Weil die Kosten dafür, eine alte, im rapiden Niedergang begriffene, mit steigenden Ausgaben verbundene Infrastruktur aufrechtzuerhalten, relativ hoch sind verglichen mit denen für den Aufbau einer neuen, frischen Infrastruktur. Reparaturen an einer ausgebrannten Infrastruktur eröffnen nur wenige neue wirtschaftliche Möglichkeiten und fügen der Wirtschaft kaum reale Werte hinzu. Neue Infrastrukturen sorgen dagegen für alle möglichen symbiotischen, synergetischen und begleitenden geschäftlichen Unternehmungen.
Das setzt, wie gesagt, voraus, dass die Stadt beim Aufbau der neuen Infrastruktur systematisch vorgeht. Der wahre Multiplikatoreffekt nämlich |113| tritt erst ein, wenn die Interaktion zwischen den einzelnen Säulen zu einem neuen Paradigma führt. Für sich genommen würde jede der fünf Säulen der DIR-Infrastruktur der Wirtschaft lediglich einen marginalen Mehrwert bringen; nur vereint, in einem interaktiven System, einem sich entwickelnden Organismus, verhelfen sie der neuen Wirtschaft zum Start. Und wie jeder Organismus durchläuft auch dieser die Phasen Jugend, Reife und Alter.
Ich betone das hier, weil es unser Team mit einer Kommunikationspanne zu tun bekam, die unsere Bemühungen zu unterminieren drohte, und das nur wenige Wochen bevor CPS mit der Strategie an die Öffentlichkeit treten wollte. CPS ließ vorab durchsickern, unser Plan einer Dritten Industriellen Revolution würde satte 16 Milliarden Dollar kosten und zu einer erheblichen Erhöhung der Strompreise führen. So völlig aus dem Zusammenhang gerissen, ohne jede Begleitinformation hingeworfen, reagierten einige Medien auf diese Zahl – verständlicherweise – mit der Nachricht, dass unsere Strategie den Stadtsäckel leeren und die Einwohner San Antonios nötigen würde, über rapide steigende Strompreise die Zeche zu bezahlen. Wir bemühten uns rasch um Schadenskontrolle. Die 16 Milliarden Dollar, so erklärten wir, verteilten sich über einen Zeitraum von 20 Jahren; es handle sich dabei um kaum fünf Prozent des bereits jetzt jährlich von privaten und öffentlichen Sektoren in die Wirtschaft investierten Betrags. Der ökonomische Multiplikatoreffekt des Aufbaus einer neuen Infrastruktur, darauf wiesen wir ebenfalls hin, sei eine Spritze für die Wirtschaft und würde für alle möglichen Arten neuer Unternehmen und Arbeitsplätze sorgen. Als der Bericht schließlich veröffentlicht war und Geschäftswelt, Bürgergruppen und Stadtrat die 16 Milliarden in einen Kontext stellen konnten, beruhigten sich die Gemüter wieder; die Stadt konnte den Plan mit kühlem Kopf diskutieren.
Eine Kernschmelze
Das Missverständnis mit der Presse war nur ein kleiner Lapsus. Weit schwerer wog da ein gravierender Beurteilungsfehler seitens der CPS-Executives |114| in den Wochen unmittelbar vor der Veröffentlichung der Strategie. Dieser führte zu einem Skandal und schließlich zum Rücktritt einiger wichtiger Leute aus dem Vorstand von CPS. Der politische Fallout machte unsere Strategie zur Nebensache, während die Stadt den Schlamassel wieder einzurenken versuchte. Glücklicherweise allerdings stärkten der Vorfall und die ergriffenen Korrekturmaßnahmen in letzter Konsequenz den Rollout der Dritten Industriellen Revolution für San Antonio.
Von meinen ersten Diskussionen mit Aurora Geis an stand die Frage der künftigen Energiequellen der Stadt San Antonio ganz oben auf der Tagesordnung. CPS hatte energiepolitisch zwei Wege eingeschlagen, die man beide mit Nachdruck betrieb. Man hatte sowohl in die Atom- als auch in die Windenergie investiert und flirtete damit, bei der Sonnenenergie kräftig zuzulegen.
CPS verfügt über eine nennenswerte Beteiligung an
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