Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Gemeinschaftlich Getragener Ackerbau) ist ein gutes Beispiel für die Wirkung, die neue DIR-Geschäftsmodelle darauf haben, wie Nahrung angebaut und verteilt wird. Nach einem Jahrhundert Landwirtschaft auf petrochemischer Basis, die nahezu zum Aussterben der Familienfarm und zu riesigen Lebensmittelkonzernen wie Cargill und ADM geführt hat, reißt eine neue Generation von Farmern das Ruder herum, indem man sich direkt mit den Haushalten in Verbindung setzt, um seine Produkte unter die Leute zu bringen. CSA entstand in den 1960er Jahren in Europa und Japan und breitete sich Mitte der 1980er Jahre nach Amerika aus.
Anteilseigner, für gewöhnlich Haushalte, zahlen dem Erzeuger einen festen Jahresbetrag. Dafür bekommen sie die ganze Saison über von diesem einen Anteil der Ernte. Der Anteil besteht in der Regel aus einer »Abo-Kiste« Obst und Gemüse, die vorbeigebracht wird oder an einem bestimmten Ort abgeholt werden kann. So bekommt man die ganze Saison über einen steten Nachschub an frischem, lokal gezogenem Obst und Gemüse.
Die Farmen betreiben die Landwirtschaft größtenteils nach ökologischen Gesichtspunkten und arbeiten mit biologischen Methoden. Da es sich bei der CSA um Gemeinschaftsunternehmen auf der Basis geteilter Risiken zwischen Farmern und Verbrauchern handelt, profitieren Letztere von einer gesunden Ernte und tragen die Konsequenzen einer schlechten. Leidet der Farmer unter schlechtem Wetter oder anderem Missgeschick, absorbieren die Anteilseigner den Verlust durch eine |152| kleinere Wochenlieferung an bestimmten Produkten. Diese Art von Peer-to-Peer-Sharing von Risiko und Profit verbindet alle Anteilseigner zu einem gemeinsamen Unternehmen.
Das Internet hatte einen großen Anteil daran, Farmer und Verbraucher bei der Organisation der Nahrungslieferkette in einem dezentralen und kollaborativen Ansatz zueinander zu führen. In nur wenigen Jahren hat sich CSA von einer Handvoll Pilotprojekten zu einer Bewegung von fast 3000 Unternehmen entwickelt, die Zehntausende von Familien bedient. 25
Dieses Geschäftsmodell spricht insbesondere eine jüngere Generation an, die den Gedanken der Zusammenarbeit von digitalen Treffpunkten her gewohnt ist. Seine wachsende Beliebtheit reflektiert ein zunehmendes Verbraucherbewusstsein, das auch die Einsicht einschließt, die eigene Klimabilanz verbessern zu müssen. Man erreicht das durch die Eliminierung petrochemischer Kunstdünger und Pestizide und den Wegfall der beim Transport von Nahrungsmitteln über Ozeane und Kontinente anfallenden CO 2 -Emissionen. Darüber hinaus entfallen die Kosten für Werbung, Marketing und Verpackung, die mit der Produktion und Verteilung von Nahrungsmitteln in der Zweiten Industriellen Revolution einhergehen.
Immer mehr CSA-Bauern beginnen ihre Höfe durch lokale Nutzung von Wind, Sonne, Erdwärme und Biomasse zu Mikrokraftwerken auszubauen. Die drastische Reduktion ihrer Energiekosten kann in Form von billigerer Mitgliedschaft und günstigeren Abopreisen an die Anteilseigner weitergegeben werden.
Wie so viele andere neue, kollaborative Praktiken, die sich in allen gewerblichen Sektoren ausbreiten, kann diese neue laterale Wirtschaftlichkeit dem traditionellen, zentralisierten Ansatz – dem Aufbau riesiger Unternehmen mit vertikalen Größenvorteilen und hierarchisch organisierter Geschäftstätigkeit – durchaus Paroli bieten. Oft gewinnt sie dabei sogar.
Einige der Unternehmen, die man als Erstes mit dem konventionellen zentralisierten Marktkapitalismus verbindet, sehen sich heute durch die Einführung neuer dezentraler und kollaborativer Geschäftsmodelle |153| herausgefordert. Nehmen wir zum Beispiel das Auto, den Dreh- und Angelpunkt der Zweiten Industriellen Revolution. Die Hinwendung zu einer Wirtschaft der Dritten Industriellen Revolution mit ihrem Schwerpunkt auf Energieeffizienz und Klimabilanz hat überall auf der Welt zu Non-Profit-Carsharing-Netzwerken geführt.
Überall in Amerika schießen Carsharing-Unternehmen aus dem Boden wie Pilze. Dahinter steckt eine neue Art vernetzter Non-Profit-Organisationen, die Hunderttausenden von Teilnehmern zu Mobilität verhilft. Für einen nominellen Mitgliedsbeitrag können Nutzer sich einem solchen Netz anschließen. Sie bekommen eine Smartcard, die ihnen Zugang zu Parkplätzen und Fahrzeugen verschafft. Die Nutzer bezahlen für die gefahrenen Meilen, aber da es sich in der Regel um Non-Profit-Organisationen handelt, sind die Kosten geringer als bei den großen
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