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Die dritte Jungfrau

Die dritte Jungfrau

Titel: Die dritte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Zweck, Danglards persönliche Verstecke ausfindig zu machen. Erst kürzlich hatte sie das unterm Heizkessel im Keller entdeckt. Ein Beweis dafür, daß sie durchaus nicht so dumm war, wie alle glaubten, und einen außergewöhnlichen Geruchssinn besaß. Aber über eine derartige Leistung konnte Danglard in diesem Fall leider niemanden unterrichten.
    »Sie brauchen gar nicht zu versuchen, Ihre Späßchen mit mir zu treiben«, fuhr Brézillon fort.
    »Das versuchen wir auch nicht«, entgegnete Danglard aufrichtig.
    »Die Brigade ist auf die schiefe Bahn geraten. Adamsberg seift sie ein und reißt Sie allesamt mit. Falls Sie es nicht wissen sollten, was mich überraschen würde, so sage ich Ihnen, was Ihr Chef gerade treibt: Er rennt in einem Kaff am Arsch der Welt um ein harmloses Grab herum.«
    Und wieso nicht? dachte Danglard. Der Commandant war der erste, der Adamsbergs eigenwilliges Umherschlendern kritisierte, im Falle eines Angriffs von außen jedoch errichtete er einen unüberwindbaren Schutzwall zu seiner Verteidigung.
    »Und wozu das alles?« fuhr Brézillon fort. »Weil irgendein Schwachkopf dort oben einen Schatten auf einer Wiese gesehen hat.«
    Und wieso nicht? fragte Danglard sich noch einmal und nahm einen weiteren Schluck.
    »Darum nämlich kümmert Adamsberg sich gerade, das nämlich kontrolliert er.«
    »Hat die Brigade in Évreux Sie alarmiert?«
    »Das ist deren Job, wenn ein Kommissar ausklinkt. Die tun ihn wenigstens, ihren Job, und zwar schnell und gut. Ich verlange, daß er um siebzehn Uhr an seinem Platz ist und sich mit der Krankenschwester befaßt.«
    »Ich glaube, das wird ihn nicht sonderlich reizen«, murmelte Danglard.
    »Und was die beiden Toten von der Porte de la Chapelle angeht: die geben Sie unverzüglich ab. Die Leute vom Drogendezernat übernehmen sie. Sagen Sie ihm das, Commandant. Ich vermute, wenn Sie ihn anrufen, wird er wohl rangehen.«
    Danglard trank seinen Becher aus, hob Die Kugel hoch und wählte zunächst die Nummer der Brigade in Évreux.
    »Geben Sie mir den Commandant, dringender Anruf aus Paris.«
    Die Finger ins gewaltige Fell der Katze gekrampft, wartete Danglard voller Ungeduld.
    »Commandant Devalon? Haben Sie Brézillon benachrichtigt, daß Adamsberg in Ihrem Abschnitt ist?«
    »Wenn Adamsberg frei herumläuft und Blödsinn phantasiert. Vorbeugen ist besser als heilen. Wer ist am Apparat?«
    »Commandant Danglard. Sie können mich mal am Arsch lecken, Devalon.«
    »Beschränken Sie sich lieber darauf, Ihren Chef zurückzuholen.«
    Danglard legte schroff auf, und die Katze streckte entsetzt ihre Pfoten von sich.

26
    »Siebzehn Uhr? Der kann mich mal, Danglard.«
    »Das weiß er bereits. Kommen Sie zurück, Kommissar, sonst gibt’s dicke Luft. Wie weit sind Sie?«
    »Wir suchen nach einer Grabung unter den Grashalmen.«
    »Wer ›wir‹?«
    »Ich und Veyrenc.«
    »Kommen Sie zurück. Évreux wurde informiert, daß Sie auf einem ihrer Friedhöfe herumschnüffeln.«
    »Die Toten von der Porte de la Chapelle sind unsere Angelegenheit.«
    »Der Fall wurde uns entzogen, Kommissar.«
    »Sehr gut, Danglard«, sagte Adamsberg nach einer Pause.
    »Ich verstehe.«
    Adamsberg klappte sein Telefon zusammen.
    »Wir ändern unsere Taktik, Veyrenc. Wir sind ein bißchen knapp mit der Zeit.«
    »Räumen wir die Stellung?«
    »Nein, wir rufen den Dolmetscher an.«
    Seit einer halben Stunde befühlten Adamsberg und Veyrenc nun schon die Oberfläche der Erde, hatten jedoch nicht den geringsten Spalt entdeckt, der auf den Rand einer Grube hätte schließen lassen. Wieder hob Vandoosler der Alte ab, fast hätte man meinen können, er kontrolliere die Telefonzentrale des Hauses.
    »Geschlagen, in die Enge getrieben, besiegt?« fragte er.
    »Nein, Vandoosler, sonst würde ich ja nicht anrufen.«
    »Welchen brauchst du diesmal?«
    »Denselben.«
    »Schlechte Wahl, er ist bei einer Ausgrabung im Departement Essonne.«
    »Dann gib mir seine Nummer.«
    »Wenn Mathias bei einer Ausgrabung ist, kriegt ihn da nichts weg.«
    »Scheiße, Vandoosler!«
    Der alte Vandoosler hatte nicht ganz unrecht, und Adamsberg begriff, daß er den Prähistoriker störte. Mathias konnte nicht weg, er förderte gerade eine altsteinzeitliche Feuerstelle aus dem Magdalénien zutage, mit verkohlten Steinen, Steinsplittern, Rentiergeweihen und anderem Zubehör, das er ausführlichst beschrieb, um Adamsberg die Lage klarzumachen.
    »Der Kreis der Feuerstelle ist vollständig erhalten, 12000 Jahre vor Christus. Was

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