Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
sollte ich nicht. Immerhin war ich diejenige mit dem Talent für das Zusammensetzen von Puzzleteilchen. »Gut. Was habt ihr noch?«
Oscin überraschte mich damit, sich aufzusetzen und die Schwärze auf der anderen Seite der transparenten Wand unserer Suite anzustarren. »Jason Bettelhine.«
Die Geschichte, dass Jason Bettelhine während eines großen Teils seiner Kindheit verschwunden war, war in der ganzen Konföderation bekannt, allerdings war es auch eine Geschichte, die ich ignoriert hatte, was ganz einfach an meinem Desinteresse gegenüber Promiklatsch lag.
Hier auf Xana war über dieses Mysterium besonders umfangreich berichtet worden. Was zu erwarten gewesen war. Immerhin war er einer der Erben der Vorrechte des Inneren Kreises der Familie, berühmt seit dem Tag seiner Geburt. Trotzdem blieben die meisten Einzelheiten im Dunkeln, da die Bettelhines die Ermittlungen weitgehend aus den Medien herausgehalten hatten.
Alles, was herauskam - von den üblichen widersprüchlichen Gerüchten und inhaltlosen Spekulationen abgesehen -, war, dass es keinen besonderen Anlass gegeben hatte, eine Entführung zu vermuten. Basierend auf dem Prinzip der Elimination hieß es, Jason habe sein Heim und seine Zukunftserwartungen aus freien Stücken verlassen. In meinen Augen eine recht außergewöhnliche Entscheidung für einen Dreizehnjährigen. Vielleicht war er ein unglückliches Kind gewesen, vielleicht auch ein romantisches, das den Kopf voller wirrer Träume von außerweltlichen Abenteuern hatte.
Fünf Jahre lang hörte niemand ein Wort von ihm. Über sein Schicksal wurde beständig spekuliert -vor allem jedes Jahr zu seinem Geburtstag und zum Jahrestag seines Verschwindens. Dann kam es zu einer Bekanntgabe mit der Wirkung eines Donnerschlags: Jason lebte, war wohlauf und auf dem Weg nach Hause. Es gab keine Informationen darüber, was er getan oder warum er sich entschlossen hatte, gerade in diesem Moment zurückzukommen, falls das Verschwinden wirklich seine eigene Idee gewesen war. Sollten die Bettelhines es gewusste haben, so hatten sie auch dieses Wissen für sich behalten.
Der Hytex ermöglichte den Zugriff auf ein altes Holo von Jason, wie er allein auf Layabout eintrifft, noch ausgezehrter und verstörter wirkend als heute. Sein Vater Hans begrüßt ihn mit einer Umarmung, und echte Tränen rinnen über das Gesicht des alten Mannes. Das war eine sonderbare öffentliche Wiedervereinigung, bedachte man, dass die Bettelhines Layabout gar nicht passieren mussten, wenn sie nicht wollten, aber die Porrinyards wussten nicht recht, ob sie darin irgendetwas Verdächtiges sehen sollten. Der öffentliche Platz könnte nichts weiter als ein Ausdruck von Hans' Dankbarkeit gewesen sein, nachdem die Abwesenheit des Jungen und sein ungeklärtes Los von dem ganzen Volk seines Planeten betrauert worden war.
Im Anschluss hatten die beiden die Königliche Kutsche bestiegen, diese oder jene, und waren zur Oberfläche zurückgekehrt. Danach verschwand Jason beinahe zwei Jahre lang weitgehend von der Bildfläche, und die Bettelhines berichteten in regelmäßigen Abständen, er würde sich »erholen« oder seine »Familie neu kennenlernen«.
Sechzehn Monate nach seiner Rückkehr war Jason Ehrengast bei einem Ball im Hauptanwesen der Bettelhines. In Anbetracht der Unzahl von Artikeln über all die schönen jungen Damen mit den leuchtenden Augen, die aus beiden Kontinenten geladen worden waren, um Jason bei dieser Gelegenheit persönlich begegnen zu dürfen, nahm ich an, dass sich das Ereignis ganz im Sinne der Tradition, die frühere Bettelhine-Kinder begründet hatten, zu einem Viehtrieb für potenzielle Prinzgemahlinnen hohen gesellschaftlichen Standes entwickelt hatte. Von Jason wurde erwartet, während der wenigen Minuten, die ihm blieben, um mit jenen wenigen, die seine Aufmerksamkeit erregten, zu tanzen und zu konversieren, herauszufinden, ob unter ihnen auch irgendwelche jungen Damen waren, die sein besonderes Interesse verdienten. Lokale Nachrichtenquellen überall auf Xana pickten mal dieses, mal jenes Mädchen als die Kandidatin heraus, bei der sich Jason ihrer Vermutung nach melden würde, aber der Mangel an weiteren Gerüchten deutete darauf hin, dass keines der Aschenputtel je einen Gegenbesuch durch diesen speziellen Prinzen hatte verbuchen dürfen.
Die Porrinyards fragten sich, ob Jason vielleicht homosexuelle Neigungen verheimlichte, da es schließlich Welten gab, in denen die Dummheit ausgeprägt genug war, um
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