Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
Hast du je von diesem Ort gehört? Deriflys?«
»Nein«, gestand er. »Aber wenn die Geschichte wahr ist und Jason wie ein Tier vegetieren musste, um zu überleben, könnte das durchaus erklären, warum Philip ihm die ganze Sache verübelt. Er ist der Typ, der darin eine Beschmutzung der Familienehre sehen würde oder so was in der Art - umso mehr, wenn Jason ein Favorit war und es auch nach seiner Rückkehr geblieben ist, befleckt, doch ihm wurde vergeben. Ein eifersüchtiges Kind von der Sorte, die sich stets an die Regeln halten, keine Fragen stellen und alle Erwartungen ihrer Eltern erfüllen, könnte sogar einen echten Hass auf denjenigen entwickeln, der die Familie in einen Skandal verwickelt hat und trotzdem noch die Vorzüge des Lieblingssohns genießt.«
Für einen Moment schien er weit weg zu sein, vielleicht, weil er die Informationen abwog, die wir bisher hatten, vielleicht, weil er sich voll darauf konzentrierte, was Skye gerade hörte. Dann sagte er: »Was ist mit den KIquellen? Hast du noch einmal versucht, Kontakt zu ihnen aufzunehmen?«
»Seit wir angehalten haben immer wieder. Sie antworten nicht. Ich bekomme nicht einmal das Summen zu hören, das mir entgegenschlägt, wenn sie mich empfangen, aber nicht in der Stimmung sind, darauf zu reagieren. Entweder wurde der Kontakt durch das, was immer sämtliche Hytex-Verbindungen der Bettelhines getrennt hat, unterbrochen, oder sie sind entschlossen, uns diese Sache allein regeln zu lassen.«
»Das hatte ich vermutet«, sagte er. »Ein Ärgernis ist es trotzdem. Ich komme damit zurecht, hier eingesperrt zu sein, aber es wäre schon nett zu wissen, was draußen vorgeht, ob wir mit Hilfe rechnen können oder nicht.«
»Wir können. Mit Bettelhines an Bord können wir. Aber die bisherige Stille weckt in mir den Verdacht, dass es sehr lange dauern könnte. Etwas stört.«
Er nickte ohne eine Spur der Überraschung. »Unsichtbare Dämonen?«
»Ich weiß es nicht. Möglich. Nicht genug Informationen, um Genaueres zu sagen.« Früher hatte ich die Angewohnheit, in Augenblicken intensiver Konzentration an meinen Fingernägeln zu kauen. Meine Finger hatten beinahe ständig wund ausgesehen, aber ich hatte wenigstens etwas zu tun, etwas, das mir half, jegliche Wortäußerung hinauszuzögern und mir die Zeit zu nehmen, den richtigen Gedanken aus all den vielen Möglichkeiten zu wählen, die zeternd meine Aufmerksamkeit einforderten. Manchmal, wie jetzt, vermisste ich das. »Da ist noch etwas, was ich dich fragen wollte. Vorhin, als Skye, hast du mir erzählt, du hättest etwas aufgeschnappt, das mich nichts anginge.«
»Das war, bevor diese Reise sich zu einer Mordermittlung entwickelt hat und das, was mir aufgefallen ist, zu einer wichtigen Information geworden ist. Musst du sie jetzt haben?«
»Nein«, sagte ich. »Ich habe bereits herausgefunden, wovon du gesprochen haben musst. Ich glaube, ich habe es schon eine ganze Weile gespürt, aber erst nach dem Nothalt bin ich noch einmal alles durchgegangen, was ich gesehen habe. Danach wusste ich es. Du kannst also dein Gewissen beruhigen und davon ausgehen, dass das Geheimnis ohne dein Zutun aufgedeckt wurde.«
Seine Erleichterung war spürbar. »Sollen wir offenbaren, dass wir es wissen?«
»Wir könnten genauso gut so tun, als hätten wir nach wie vor keine Ahnung. Wir warten einfach ab und sparen uns die große Offenbarung auf, für den Fall, dass wir im Zuge einer Befragung in eine Situation geraten, in der es hilfreich wäre, die Sache platzen zu lassen.«
»Guter Plan. Was sonst noch?«
»Jelaine und Dejah haben sich während meiner Konfrontation mit Philip kurz unterhalten. Skye war dabei. Was haben sie gesagt?«
Er verblüffte mich mit einem reuigen Grinsen. »Es ist nicht wichtig, trotzdem solltest du es wissen. Jelaine hat ›wow‹ gemacht, und Dejah sagte: ›Das ist mein Mädchen‹.«
Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Sicher keine geflüsterten Vertraulichkeiten zwischen zwei Verschwörerinnen, die sich darüber freuen, dass ihre Machenschaften exakt nach Plan verlaufen. Aber die Wahrheit haute mich um. Es dauerte einen Moment, bis ich antworten konnte. »Wirklich?«
»Wirklich. Ich sage es ja immer wieder, Andrea: Du solltest aufhören, jedes Mal so erstaunt zu reagieren, wenn andere Leute sich von dir beeindruckt zeigen. Das Universum ist nicht ausschließlich von Feinden bevölkert.«
Ich betrachtete den Khaajiir, der zusammengesunken auf seinem Sessel hing, die Augen noch offen,
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