Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
Vom Netzwerk:
Ahnung, was ich in meinem Leben getan haben konnte, um die Loyalität von Angehörigen der Familie Bettelhine zu verdienen. Irgendeinem Angehörigen. Falls das wirklich Loyalität war.
    Was es auch war, es verschaffte mir derzeit einen Vorteil, und dies war nicht der richtige Moment, so etwas zu hinterfragen.
    Oder, wie einer meiner Lehrer einmal gesagt hat: Wenn du kein Land siehst, schwimm.
    »Gut«, sagte ich. »Nachdem das nun geklärt ist, denke ich, dass wir zwei Dinge zu erledigen haben. Zunächst müssen wir uns vergewissern, dass niemand eine weitere Klaue Gottes oder eine ähnlich tödliche Waffe am Körper versteckt. Oscin wird hierbleiben, während Sie alles ablegen, was Sie bei sich haben, und Skye und ich die Zeit nutzen, um den Leichnam des Khaajiir zu untersuchen. Haben Sie bereits entschieden, wer unsere Arbeit überwachen soll?«
    Aller Augen richteten sich auf die Stewards Arturo, Colette, Loyal Jeck und Paakth-Doy.
    Wie mir schon klar war, als ich den Bettelhines zum Schein gestattet hatte, unter diesen vier Personen zu wählen, lautete die schlichte Wahrheit, dass nur zwei von ihnen in Frage kamen: Jeck und Paakth-Doy. Sie waren die einzigen Personen, die ich während dieses Abends nicht ein Mal in der direkten Nähe des Khaajiir platzieren konnte.
    Am Ende war Jason derjenige, der die Wahl traf, die ich wollte: »Doy?«
    Paakth-Doy sah sich zu ihren Kollegen um, trat vor und offenbarte dabei eine Schüchternheit, die ich bis dahin nicht an ihr bemerkt hatte.
    »Es ist mir eine Ehre«, sagte sie.
 
    Äußerungen des Protests und der verletzten Würde von der Menge an der Bar versorgten uns mit einer gleichmäßigen Hintergrundmusik, als Skye, Paakth-Doy und ich vor dem Plüschsessel standen und das Wrack betrachteten, das einmal ein fühlendes, intelligentes Lebewesen gewesen war.
    Der Khaajiir saß da, die Füße fest auf dem Boden, während der Rest von ihm von einem Sessel verschlungen wurde, der auch den doppelten Körperumfang hätte aufnehmen können. Der Sessel war so groß, dass er seinen Rücken nicht aufrecht hatte anlehnen können, sondern gekrümmt in einer Position in dem Polster hing, die ein lebendiger Zweibeiner vermutlich als zu unbequem empfunden hätte, um sie allzu lange einzunehmen. Seinen Stab hatte er über die beiden Armlehnen gelegt, quer vor dem nun eingesunkenen Bauch, beinahe wie eine Sicherheitsstrebe an einem Kinderhochstuhl. Seine linke Hand, schwarz gefärbt von dem Glibber, der vor weniger als einer Stunde noch fest und funktionstüchtig gewesen war, hielt den Stab auf der Armlehne fest und zeichnete ihn mit dem Makel seines Todes. Eine glänzende Kruste hatte sich dort gebildet, wo seine Fingerspitzen das Polster durchtränkt hatten. Sein rechter Arm hielt das andere Ende des Stabs auf der anderen Armlehne, doch seine Hand hing darüber hinaus. Irgendwann während der letzten paar Minuten hatten seine Fingerspitzen gezuckt, hatten über den Stoff auf der Seite des Sessels gekratzt und dabei eine Serie von drei schartigen Linien hinterlassen, die alle gleich aussahen: Jede bestand aus drei Diagonalen - knickte erst nach links, dann nach rechts und anschließend wieder nach links, um eine Zickzacklinie zu beschreiben. Eine seiner jetzt reglosen Fingerspitzen ruhte immer noch am Ende der Zickzacklinie, die am weitesten vom Rand entfernt war. Dem Gestank trotzend, beugte ich mich zu ihm herab und sah einen Fetzen Polsterfaser unter der Fingerspitze, der in einem unsichtbaren Luftzug flatterte.
    »Sieh dir das an«, bat ich Skye.
    »Vermerkt«, sagte sie.
    Die Züge des Khaajiir waren erschlafft, frei von dem verzerrten Ausdruck des Traumas, der manchmal auf den Gesichtern jener verbleibt, die einen gewaltsamen Tod erlitten haben. Seine Augen waren jetzt geschlossen, die Lippen zu einem Ausdruck verzogen, der an ein Lächeln erinnerte, vermutlich bedeutete dieser Ausdruck aber nur, dass sie zur Ruhe gekommen waren. Ein dünner Speichelfaden rann aus seinem Mundwinkel. Das einzige Anzeichen dafür, dass sein Schicksal alles andere als natürlich war, war ein einzelner Blutfleck von der Größe einer Fingerspitze auf seiner Nasenspitze.
    Ich erinnerte mich an die Beerdigung eines älteren Bocai-Nachbarn, der im Schlaf gestorben war, als ich sieben Jahre alt war - gerade ein Jahr, bevor so viele einen viel schrecklicheren Tod hatten erleiden müssen. Alle meine Bocai-Nachbarn und alle meine Menschennachbarn waren der Reihe nach an der Plattform vorbeigegangen, auf der

Weitere Kostenlose Bücher