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Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Skye.
    »Sogar weniger. Vielleicht war es nur eine Frage. Ich war gerade dabei, meine Studienarbeit für das nächste Seminar per Hytex zu senden, da kam er zu mir, kreuzte die Projektion und fragte mich: ›Glauben Sie wirklich, die werden zulassen, dass Sie etwas bewegen?‹ Ich weiß nicht, warum er das wusste, aber das war etwas, worüber ich das ganze Semester lang nachgedacht hatte. Nanopsychologie hat so viel Potenzial, bietet so viele Möglichkeiten, auf die Art einzuwirken, wie die Leute denken und träumen und miteinander interagieren, und vor ihm ist niemand auf die Idee gekommen, die schwierigen Fragen zu stellen. Er ...«
    Ich winkte ab. »Warum sollte er gerade Sie ausgewählt haben?«
    »Er hat mir später erzählt, dass er ganz hinten gesessen und die Studenten während des Seminars beobachtet habe, auf der Suche nach einem Geist, der fähig sei, ihm zu folgen, wohin immer er es für nötig hielte. Vielleicht stimmt das sogar. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mich nicht erinnere, ihn vor diesem Moment je gesehen zu haben.«
    »Sie sind also mit ihm gegangen«, stellte ich fest. »Ist Ihnen je in den Sinn gekommen, dass er Sie möglicherweise gegen Ihren Willen manipuliert hat?«
    »Oh, das wusste ich gleich. Er hat einen Sublader auf mein Lustzentrum ausgerichtet und mir jedes Mal einen Glücksstoß versetzt, wenn ich seine Worte geschätzt habe, und einen negativen Stoß, wenn ich an ihm gezweifelt habe. Für ihn war es natürlich ermüdend, mich tagelang so genau unter Beobachtung zu halten, aber er hat es geschafft, bis wir zu seinen Leuten gestoßen sind und er ein automatisches System installieren konnte.« Sie deutete auf den achteckigen Chip an ihrem Handgelenk. »Aber die Wahrheit ist, dass das bis dahin gar nicht mehr nötig war. Ich hatte die Brillanz seiner Ideen erkannt. Ich glaubte an ihn wie frühere Generationen an Gott geglaubt haben. Seine Träume waren meine Träume, seine Ambitionen meine Ambitionen. Ich lebte dafür, seine Vision von der Zukunft der Menschheit wahr werden zu lassen.«
    Die Porrinyards verzogen angewidert das Gesicht. »Psychische Vergewaltigung.«
    »Liebe«, schoss Mrs Pearlman zurück. »Leidenschaft.«
    »Er hat Ihnen dieses Gefühl gegeben«, konstatierte ich.
    »Das schönste Geschenk, das er mir machen konnte.«
    »Das Mädchen, das er auf dem Campus der Universität angesprochen hat, hätte vielleicht anders darüber gedacht«, sagte Skye.
    »Sie war eine geistlose kleine Idiotin.«
    Ja, dachte ich. Eine geistlose kleine Idiotin, die imstande war, aus eigenem Antrieb zu denken und zu handeln; die ein eigenes Interesse an anderen menschlichen Wesen hatte, nicht nur an jenem einen Mann, der ihr wie auch immer geartetes Wertesystem durch ein anderes ersetzt hat, das allein der Verfolgung seiner eigenen Ziele diente.
    Ich ertappte mich dabei, an jene Nacht des Wahnsinns zurückzudenken, die meine Familie und meine Nachbarn auf Bocai überwältigt hatte. Wir hatten in Frieden miteinander gelebt, bis zu dem Moment, in dem wir ohne Vorwarnung plötzlich nichts anderes mehr wollten, als einander umzubringen. Wir wurden andere. Konnte es sich bei Magrisons Methode der Bewusstseinskontrolle um die gleiche Waffe handeln, die auch die Unsichtbaren Dämonen benutzt hatten?
    Hatte das womöglich etwas mit der bevorstehenden Vernichtung zu tun, von der die KIquellen gesprochen hatten?
    »Hat er Sie je physisch benutzt?«, erkundigte sich Skye bei Mrs Pearlman.
    Ein finsterer Ausdruck legte sich über Mrs Pearlmans Augen. »Sie wollen mich auf den Arm nehmen. Sie kennen seine Philosophie. Er hat es gehasst, berührt zu werden. Er dachte, alle Menschen würden durch die animalischen Triebe, die uns dazu zwängen, die Anerkennung anderer zu suchen, ihres wahren Potenzials beraubt. Er wollte uns davon befreien. Was Sex betrifft, gab es nur eine Sache, die er mochte, und er hat sich geweigert, mir diese Sache angenehm zu machen; die Besudelung und die Entwürdigung, die seine Sexpartner erfuhren, war weitgehend das, worum es ging.«
    Vernon Wethers, dessen Zimperlichkeit mich schon während des Essens beeindruckt hatte, erbleichte bei diesen Worten; gleich darauf murmelte er eine Entschuldigung und raste mit aufgeblasenen Wangen ins Badezimmer.
    Mrs Pearlman sah ihm nach, und ihre Miene spiegelte trotziges Vergnügen angesichts seines Unbehagens wider. Dann blickten ihre Augen wieder sanfter, und ihre Stimme hörte sich etwas atemlos und beinahe beglückt an.

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