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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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Es gab einfach immer viel zu viel zu tun für die ländliche Bevölkerung. Die Kinder wurden oft sich selbst überlassen, und die Umwelt barg eben viele Gefahren. Man konnte die Kinder nicht vor allem bewahren und so blieb nur die Hoffnung, dass ihnen nichts geschah.
    Cathy weigerte sich strikt, in das Wohnhaus zurückzukehren, nachdem ihre Wunden versorgt worden waren. Ängstlich schüttelte sie immer wieder den Kopf, als Martha sie dazu bewegen wollte. Vielleicht war es auch besser so. Ihr Vater hatte so Gelegenheit, sich bis zum nächsten Morgen eines Besseren zu besinnen, dachte Martha, strich dem Mädchen noch einmal beruhigend über den Kopf und verließ dann den kleinen Hof. Übermorgen, wenn die Wunden sich nicht entzündet hatten, würde sie Cathy etwas von ihrer allseits gerühmten Wundsalbe mitbringen, damit wenigstens der Rücken, wenn auch nicht die Seele des Mädchens, bald heilen konnte.

Kapitel 6

    »Mr de Burgh, Wycliff Thomson ist ein sehr fleißiger und zuverlässiger Mann. Er hat sich, seit er hier bei Ihnen angestellt ist, sehr bewährt. Die Felder sind in einem hervorragenden Zustand und selbst Marcus und Jamie arbeiten mehr als früher.« John Finley bemühte sich mit allen Kräften, den Herrn von Whitefell positiv für seinen Angestellten einzunehmen. Es war eine Woche seit dem tragischen Unfall vergangen und er wusste nicht, ob Miss Hunter schon ihren Giftstachel ausgefahren hatte, um den Thomsons zu schaden. Das Weib war wirklich die Pest. Finley konnte nicht verstehen, warum Mr de Burgh seine Tochter einer solchermaßen missgünstigen und verbitterten Frau überließ. Aber sie sollte ja hervorragende Referenzen besitzen, war sie zuvor doch in der Familie des Earls of Branford [3] in Wilton beschäftigt gewesen, dort aber entlassen worden, nachdem die Kinder des Earls schließlich alle gesellschaftlich eingeführt worden waren. Da zwischen den de Burghs und der Familie des Earls of Branford eine engere Verwandtschaft bestand, hatte es wohl eine gewisse Verpflichtung gegeben, die altgediente Gouvernante zu übernehmen. Wie auch immer, das war nicht seine Angelegenheit. Ihm ging es darum, die Familie Thomson vor den möglichen Folgen des verhängnisvollen Besuchs Cathys auf Whitefell zu bewahren.
    Mr de Burgh nickte denn auch zu Finleys Erleichterung gutmütig. Er war kein schlechter Herr, ein meist freundlicher, wenn auch etwas störrischer Mann von achtundfünfzig Jahren, der sich manchmal zu Leichtsinn hinreißen ließ. Er schien nicht immer genau zu überlegen, welche Folgen seine immerhin nicht unwichtigen Entscheidungen haben konnten. Nur so war es wohl auch zu verstehen, dass er seine einzige Tochter so unvernünftig verwöhnte. Sicher, Isobel de Burgh war zumindest äußerlich ein recht hübsches Mädchen, das später sicher reihenweise den infrage kommenden Galanen den Kopf verdrehen würde, aber sie hatte einen außerordentlich herrischen Charakter, der Finley entschieden missfiel. Dieser Charakter in Kombination mit ihrer unbestreitbar vorhandenen Intelligenz war eine gefährliche Mischung. Zum Glück würde sie nicht Herrin auf Whitefell werden, sondern ihr Bruder Daniel, der nun schon seit sechs Jahren bei der East-India-Company in Bombay als leitender Offizier Dienst tat. Master Daniel de Burgh, dem er selbst das Jagen beigebracht hatte, war ein besonnener junger Mann, der sich der Bürde und Verantwortung, die er als Herr über Whitefell übernehmen würde, mehr als sein eigener Vater bewusst war. Das war letztlich wohl auch der Grund für das Zerwürfnis der beiden. Daniel hatte versucht, seinen Vater von einigen riskanten Spekulationsgeschäften abzubringen, was ihm aber nicht gelungen war. Nachdem Mr de Burgh dann wider Erwarten erfolgreich gewesen war mit seinen Börsengeschäften, hatte er seinen Sohn fortgesetzt und triumphierend als Narr und Feigling geschmäht, was Master Daniel dazu veranlasst hatte, bis auf Weiteres seiner Heimat den Rücken zu kehren. Den Vater schien es nicht weiter zu betrüben. Seine Zuneigung galt wohl ausschließlich seiner Tochter, zu deren Charakterbildung das nicht eben beitrug.
    »Ja, ich bin auch recht zufrieden mit Thomson«, meinte nun Mr de Burgh nach einer kleinen Pause, in der er intensiv die Lichtung, die sie in diesen frühen Morgenstunden zum Pirschgang auserkoren hatten, nach möglichem Wild ausgespäht hatte. »Miss Hunter wollte mir neulich das Gegenteil weismachen. Ich möchte wissen, was sie das angeht. Sie soll sich um meine

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