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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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betreffende Patient gerade nichts erübrigen konnte. Sie betrachtete so etwas als ihre menschliche Pflicht. Jedenfalls hatte sie ihr Auskommen und, was ihr noch wichtiger war, ihre Freiheit und den Respekt der Bevölkerung.
    Dieser Respekt war es auch, der John Finley keinen Augenblick zögern ließ, ihr das Vorgefallene so präzise wie möglich zu berichten, daraufhin hastig seinen Tee zu leeren – er hätte es nie gewagt, diesen auszuschlagen, auch wenn er scheußlich nach bitteren Kräutern schmeckte – und dann in den Stall zu eilen, um das Kutschpferd Bertha einzuspannen. Martha packte derweil ihre notwendigen Utensilien zusammen. Die schwellungslindernde Beinwellsalbe, die Schienhölzer und Binden würde sie wohl für den kleinen Billie brauchen. Wenn es stimmte, was Finley ihr berichtet hatte, so war sie dennoch besorgt, dem Jungen nicht wirklich helfen zu können. Ein komplizierter Bruch blieb nicht ohne Folgen. Wenn der Junge auch nicht sterben würde, so würde er wahrscheinlich lange Zeit Schmerzen haben, und mit hoher Wahrscheinlichkeit würde der Arm schief wieder zusammenwachsen und letztlich verkümmern. Das war – einfach ausgedrückt – eine Katastrophe! Der Junge würde nur bedingt zur Arbeit taugen und seiner Familie auf der Tasche liegen, wenn er nicht gar als Bettler endete. Für die Tochter, die der Vater, so hatte Finley berichtet, in seinem Zorn wohl halb tot geschlagen hatte, packte sie eine Tinktur vom Sud der Akelei und vom Acker-Schachtelhalm ein. Doch sie befürchtete ernsthaft, dass sie die eigentlichen Wunden, die diese Tragödie der bemitleidenswerten Familie zugefügt hatte, nicht würde heilen können.

Kapitel 5

    »Wycliff Thomson, hör auf zu jammern und hilf mir lieber.« Die resolute Stimme der Frau ließ den tränenüberströmten Mann  zusammenfahren. Eben war sie in die Stube hereingeplatzt, hatte Mary aus der Ecke hochgescheucht und angewiesen, Wasser im Kessel auf dem Feuer aufzusetzen. Nun beugte sie sich über den immer noch bewusstlosen Billie und strich ihm mit einer sanften, mütterlichen Geste die wilde Lockenpracht aus dem Gesicht. Kritisch besah sie sich die nicht allzu große Platzwunde am Haaransatz. Dann kramte sie die Tinktur und einige gut verpackte saubere Baumwolltücher aus ihrem Korb, reinigte die Wunde und machte mit geschickten, schnellen Bewegungen einen Kopfverband. »Er hat sich böse den Kopf angeschlagen, aber ich glaube, er kommt bald zu sich. Es ist aber ganz gut, dass er noch nicht bei sich ist, so kann ich versuchen, die gebrochenen Knochen einzurichten, ohne dass er vor Schmerzen vergeht«, teilte sie dem Mann mit, ohne ihn anzusehen. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf Billie gerichtet. Sie zeigte dem Vater, wie er den Jungen halten musste, und kniete sich dann hin, zog zunächst vorsichtig, dann immer stärker an der Hand des Kindes und griff gleichzeitig an die stark geschwollene Schulter. Billie jammerte in seiner Ohnmacht auf, seine Lider flackerten. Sie hielt inne und führte dann dieselbe Prozedur noch einmal durch. Diesmal fing der Junge an zu greinen. Tatsächlich kam er langsam zu sich. »Mehr kann ich nicht tun«, meinte Martha bedauernd. »Der Bruch ist zu verschwollen. Ich komme einfach nicht mehr richtig heran. Und wenn es abgeschwollen ist, kann ich es nicht mehr einrichten. Doch wir wollen das Beste hoffen.« Sie strich seufzend die dicke Paste aus zermahlenen schwärzlichen Beinwellwurzeln großflächig auf die verletzte Schulter und den Oberarm. Dann legte sie geschickt eine mit Baumwollbinden gepolsterte kleine Schiene an und fixierte den Arm darauf mit weiteren Binden in abgewinkelter Stellung am schmalen Oberkörper des Knaben. Schließlich kramte sie ein Päckchen mit getrockneten Rindenstücken aus ihrem Korb und überreichte es dem Vater des Jungen. »Wenn er aufwacht und Schmerzen hat, machst du ihm einen Tee aus diesen Rindenstückchen, aber nimm nicht zu viel davon. Es ist Weidenrinde, die wird ihm den Schmerz etwas nehmen. Die Verbände lässt du dran, auch wenn er klagt und sie entfernen will. Ich werde übermorgen noch einmal nach euch sehen.« Sie richtete sich auf und sah Thomson strafend an: »Und nun muss ich mich noch um deine Cathy kümmern. Hast du nicht schon genug Sorgen, Wycliff Thomson? Musstest du auch noch deine Tochter verprügeln?«
    »Sie hat sich nicht um ihn gekümmert und ist ihrem Vergnügen nachgegangen, das gottlose Ding. Wäre sie bei ihm geblieben, wäre das nicht passiert.«
    »Glaubst du

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