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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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dieses Problems beizutragen hatte.
    ****
    Aaron musste sich anstrengen, um die Fragen Mr Greens, des offenbar recht pferdeverliebten Gastes auf Whitefell, freundlich und zuvorkommend zu beantworten. Die Sorge um Cathy nahm in völlig gefangen. Sie war heute Morgen nicht zur Arbeit erschienen. Sie sei krank, hatte ihm Mrs Branagh auf seine besorgte Frage mitgeteilt. Nichts Ernstes, nur ein wenig Fieber, ausgelöst durch den unsinnigen Gang durch den Sturm am Abend vorher. Aaron wusste es besser. Das Fieber war wohl das kleinere Übel. Etwas hatte Cathy erneut zutiefst verstört und er war sich sicher, dass Isobel damit in direkter Verbindung stand.
    »Wie sagtest du, hieß der Vater des Fohlens?«, fragte Mr Green nun schon zum zweiten Mal. Sein Blick war begehrlich auf das Fohlen gerichtet, das draußen auf der Weide auf seinen langen Beinen umherpreschte.
    »Blackberry, Sir!«, antwortete Aaron abwesend, nahm sich dann aber zusammen, »ein Zuchthengst auf einem Gut nahe Chippenham, Sir!«
    »Ah ja! Interessant!« Mr Green knetete seine Unterlippe. »Ich überlege, ob ich nicht auch eine meiner Stuten dahin zum Decken geben sollte.«
    »Wie Sie meinen, Sir!«, sagte Aaron und wandte sich wieder Herzog zu, den er gerade für den Gast sattelte. Mr Green war mit Isobel in die Stallungen hinuntergekommen, um in seiner Begleitung an diesem Vormittag einen Ausritt auf den weitläufigen Gütern Whitefells zu unternehmen. Isobel, die, seitdem sie im Stall aufgetaucht war, ein Lächeln zu Schau trug, das Aaron sehr an den zufriedenen Gesichtsausdruck einer bei der Jagd erfolgreichen Katze erinnerte, blinzelte ihm wiederholt vielsagend zu. Irgendetwas führte sie wieder im Schilde.
    Aaron seufzte und half der Hausherrin und dem Gast auf die Pferde. Isobel hatte sich den Schimmel für den Ausritt ausgesucht, der inzwischen ihr bevorzugtes Reitpferd war. Er selbst würde einen der beiden Apfelschimmel reiten.
    Das schlechte Wetter hatte sich seit dem Sturm am Vorabend wieder geklärt und einem ruhigen, wenn auch kalten Vorwintermorgen Platz gemacht. Die drei Reiter wandten sich, Isobels Führung gehorchend, den westlichen Gefilden Whitefells zu. Während sie sich in einem weiten Bogen den entfernten westlichen Wäldern näherten, erging sich Green immer wieder in Lobeshymnen über die Umgebung Whitefells und das Herrenhaus selbst. Isobel war offenbar recht angetan von der Begeisterung ihres Londoner Gastes, der zudem ein einflussreicher Mann war, wie Aaron dem munter geführten Gespräch zwischen den beiden entnahm. Er hatte, so führte Mr Green aus, politischen Einfluss, und Mr Havisham plante wohl für einen Sitz im Unterhaus zu kandidieren. Vorsichtige Hoffnung keimte in Aaron auf. Vielleicht würde er ja dann seine Gattin mit nach London nehmen und sie hätten hier endlich eine Zeit lang Ruhe vor Isobel. So oder so, auf diese Weise konnte es einfach nicht weitergehen. Mrs Branagh hatte vollkommen recht.
    Angewidert ließ er seinen Blick auf Isobel ruhen, die vor ihm ritt und sich angeregt mit Mr Green unterhielt. Der war offenbar recht angetan von ihr. Aaron spuckte aus. Er hatte sie so satt, ihren Körper, ihre rücksichtslose Gier, die vor nichts zurückschreckte. In einem plötzlichen Anflug von hilfloser Wut krallte er seine Hände um die Zügel. Da sah er, dass Isobel mit der Gerte vor sich wies und Mr Green daraufhin Herzog die Sporen gab und eine Anhöhe hinaufstürmte, die einen weiten Blick auf das Land und die der Anhöhe zu Füßen liegende Pennywood Farm freigab. Die Farm hieß so, weil vor etlichen Jahren – es mochte wohl ein halbes Jahrhundert her sein – jemand dort im nahe gelegenen Waldstückchen ein paar alte Kupfermünzen gefunden hatte. Geld, das wohl aus längst vergangener Zeit stammte, wie der damalige Pfarrer erklärt hatte. In der Bevölkerung hielt sich seitdem jedoch hartnäckig der Glaube, dass es sich dabei um Koboldgeld gehandelt haben musste und also die Farm besonders gesegnet sei. Das hatte ihm Frederick einmal erzählt. Den Barnacles hatte die Pacht allerdings kein Glück beschieden. Aaron kannte den alten Barnacle von seinen Ausritten, hatte hie und da ein paar Worte mit ihm gewechselt. Er war ein wettergegerbter, von der schweren Arbeit gebückter Mann gewesen, dem das Leben wohl auch hart mitgespielt hatte, aber darin unterschied er sich kaum von den meisten anderen Leuten. Wer nicht vermögend war – und das waren die wenigsten –, der hatte es eben nicht leicht. Und nun war der

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