Die dritte Sünde (German Edition)
Alte gestorben, wie in der Küche Whitefells, dem Umschlagplatz aller wichtigen und unwichtigen Nachrichten, berichtet worden war.
Isobel hatte sich zurückfallen lassen und ritt nun mit ihm gleich auf. »So schwer in Gedanken, Aaron?«, fragte sie heiter. Aaron antwortete nicht. Er hatte weiß Gott keine Lust, sich auch noch mit ihr zu unterhalten. Sie lachte ein wenig. »Dabei hast du doch gar keinen Grund dazu, da du ja nun bald heiraten wirst.«
»Was?« Aaron starrte sie entgeistert an. Hatte sie jetzt endgültig den Verstand verloren?
»Da bist du wohl überrascht, nicht wahr? Tja, Aaron Stutter, wieder einmal habe ich mich nur zu deinem Wohle eingesetzt.« Sie lächelte zufrieden und ließ ihre kleine spitze Zunge sehen, mit der sie sich in Vorfreude auf die unerhörten Nachrichten, die sie für ihn hatte, die Oberlippe benetzte. »Ich habe meinem Gatten, dem Herrn von Whitefell, das Versprechen abgerungen, dass dir die Pennywood Farm zur Pacht überlassen wird. Schon in den nächsten Tagen! Was sagst du dazu, Aaron Stutter? Bin ich nicht eine wohlmeinende Herrin?«
Aaron war völlig sprachlos. Es dauerte eine Weile, bis er seine Worte wiederfand. »Aber warum …?«, fragte er stotternd.
»Weil wir doch eine Lösung für unser kleines Problem finden müssen, du Dummerchen. Wir wollen doch beide nicht, dass mein Mann noch einmal fragen muss, mit wem du dich im Heu vergnügst.« Sie lächelte anzüglich. »Dafür hat sich übrigens auch eine gute Erklärung gefunden. Ich habe meinem Gatten und Mrs Branagh gesagt, dass es Cathy gewesen ist.« »Was hast du?«, keuchte Aaron entsetzt.
»Nun ja, das bot sich als Erklärung an. Schließlich musste ich einen Grund finden, warum dir die Pacht zufallen sollte. Da ist natürlich eine geplante Ehestandsgründung ein äußerst plausibler Grund. Zudem bestand Mrs Branagh, diese bösartige Wachtel, darauf, dass ich Cathy umgehend aus meinen Diensten entlasse, da das arme Häschen wohl zu zart und krank zum Arbeiten ist. Mr Havisham drang, spätestens, nachdem ich auf den Zusammenhang zwischen Cathy und deinem Aufenthalt im Heu hingewiesen hatte, auch darauf. Und ich möchte Cathy nach all den Jahren, die wir zusammen verbracht haben, ja auch nicht einfach verstoßen, sonst endet sie noch in der Gosse. So herzlos kann ich nun wirklich nicht sein«, fügte sie an und lächelte gehässig. »Ich hoffe, dass sie sich wenigstens für die Farmarbeit eignen wird, wenn sie sich schon als Zofe zu dumm anstellt. Schließlich ist sie ja bäuerlicher Herkunft.«
»Soll das heißen, ich darf …«, schnell biss Aaron sich auf die Zunge, räusperte sich und setzte noch einmal an: »Soll das heißen, ich soll Cathy Thomson heiraten und mit ihr die Pacht der Pennywood Farm übernehmen?«, fragte er ungläubig.
Isobel sah ihn spöttisch an: »Grundgütiger, Aaron, manchmal seid ihr Männer doch sehr schwer von Begriff. Das ist doch die perfekte Lösung! Du bleibst hier in meiner Nähe und ich kann dich jederzeit sehen, wenn ich mag. Ich kann dann immer behaupten, ich wolle Cathy besuchen.« Sie kicherte vergnügt. »Stattdessen werden wir es warm und kuschelig haben. Cathy braucht dich nicht zu kümmern. Sie tut, was ich will, glaub mir!«, setzte sie kühl hinzu.
Aaron stockte der Atem. Sollte er diesem absurden, in seinem grenzenlosen Egoismus geradezu verächtlichen Angebot etwa zustimmen? Und dennoch, auch wenn er weiterhin von Zeit zu Zeit sich mit Isobel würde abgeben müssen, er würde mit Cathy zusammen sein, sie würde seine Frau werden und sie wären endlich fort vom Herrenhaus! Er schluckte mühsam, sein Herz raste vor Aufregung. Das war zu schön, um wahr zu sein. Vorsichtig ließ er seinen Atem entweichen und bemühte sich, das Leuchten, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete, zu verbergen.
Isobel beobachtete ihn misstrauisch und fragte dann drohend: »Machst du dir vielleicht doch noch etwas aus ihr? Ich warne dich, Stutter! Das wird weder dir noch ihr gut bekommen.«
Aaron beeilte sich, verneinend den Kopf zu schütteln.
»Das will ich dir auch geraten haben!«, sagte Isobel scharf und trieb ihr Pferd vor ihm die Anhöhe hinauf. »Ach, und übrigens, Aaron«, rief sie ihm über die Schulter hinweg zu. »Du brauchst dich nicht zu bemühen. Ich werde es Cathy selbst mitteilen. Sie wird zustimmen, vertrau’ mir.«
Kapitel 50
»Sir, ich muss leider sagen, dass Mr Baker tatsächlich ein äußerst integrer Mann ist und deshalb sehr beliebt bei den Wählern, was
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