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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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dann aber nickte sie. »Es geht ihr nicht gut, aber wenn du wirklich nicht für diese Schandtat verantwortlich bist, dann will ich es dir gewähren … für einen Moment zumindest.«
    Aaron nickte nur kurz zum Dank und drängte sich dann eilig an Martha vorbei in die Kate.
    Der Raum wurde nur durch ein wenig Tageslicht, das durch die winzigen Fenster drang, erhellt. Aaron roch den betäubenden Duft der vielen Kräuter, die von der rauchgeschwärzten Decke herabhingen. Das wurde noch zusätzlich durch die Essenzen verstärkt, die Martha für die Behandlung auf der Feuerstelle erhitzt hatte. Cathy lag wieder in dieser zusammengekrümmten Haltung, die sie auch schon vorher eingenommen hatte, auf einem Lager, das Martha wohl zeitweise für Kranke zu nutzen pflegte, und atmete schwer. Hin und wieder stieß sie auch klagende Laute aus. Martha hatte sie inzwischen entkleidet und ihr ein Baumwolllaken zur Bedeckung ihrer Blöße gegeben. Im Raum war es fast zu warm, sie musste nicht frieren. Ihr Körper wirkte nahezu kindlich unter dem Laken, so schmal, bis auf die Wölbung ihres Leibes. Selbst im Halbdämmer des Raumes konnte Aaron sehen, dass sich auf ihren nackten Armen und Schultern deutlich die rötlichblau verfärbten Striemen von Isobels Peitschenhieben abzeichneten. Sein Herz krampfte sich zusammen bei dem Anblick und gleichzeitig stieg erneut das Gefühl von Ohnmacht und unbändigem Hass in ihm auf. Hilflos ließ er sich neben Cathy nieder. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte ihr geschworen sie zu beschützen, aber es war ihm nicht gelungen. Isobel hatte schreckliche Rache genommen.
    Cathys Hand ragte unter dem Laken hervor. Es drängte ihn danach ihre Nähe zu fühlen, zu spüren, dass sie lebte, und so legte er seine Hand auf die ihre. Doch sie entzog sie ihm wortlos. Das schmerzte ihn fast mehr als alles andere. Würde sie ihm je verzeihen, dass er sie nicht vor Isobel hatte bewahren können? Da betrat Martha den Raum. Sie erkannte Aarons Verzweiflung mit einem Blick. Rasch kam sie herüber und strich Cathy über den Kopf. »Kleines, es ist nicht gut, wenn du dich vor uns verschließt«, sagte sie mit einer Sanftheit, die Aaron gar nicht hinter ihrer sonst so selbstsicheren und entschlossenen Art vermutet hätte. »Du darfst dich nicht verkriechen in deinem Schmerz. Tu das nicht, Cathy. Gib uns die Möglichkeit dir beizustehen, gib sie deinem Aaron. Es wird alles wieder gut werden, auch wenn es dir jetzt nicht so vorkommen mag. Sieh, dein Mann ist hier, der dich liebt. Das ist das Wichtigste. Ihr werdet es schaffen, wenn ihr zusammenhaltet, hörst du? Aber du musst uns helfen. Du musst jetzt stark sein. Nicht aufgeben, Cathy!«
    Da plötzlich brach Cathy in Tränen aus. Aaron erging es nicht besser, auch ihm strömte das Wasser unaufhaltsam aus den Augen. Das alles war zu viel für ihn. Doch er spürte dankbar, wie sich Cathy nun endlich Schutz suchend an ihn klammerte. Fest legte er seine Arme um sie. »Oh, Cathy!«, schluchzte er. » Ich wünschte so sehr, ich hätte das verhindern können, glaub mir!«
    »Ihr werdet es gemeinsam schaffen!«, meinte Martha noch einmal tröstend. »Es wird wehtun, wenn du die Frucht deines Leibes jetzt herausstoßen musst, aber ich bin an deiner Seite. Und ihr werdet andere Kinder haben.«
    Cathys Weinen wurde nur noch lauter, aber Aaron spürte trotzdem, dass sie bereit war, ihn und Martha wieder teilhaben zu lassen. Gewiss, der Verlust des Kindes war schrecklich. Der Schmerz darüber drückte ihm buchstäblich den Atem ab. Um wie viel schlimmer musste es da für Cathy sein? Und trotzdem hatte Martha nur zu recht. Kinder kamen und gingen. Das war das Los aller, vor allem aber der unteren Schichten. Wie viele Kinder starben noch in der Wiege? Das war schwer. Es brach den Weibern das Herz, aber es war doch Alltag. Das Wichtigste für ihn war, dass Cathy am Leben blieb. Doch das konnte er ihr in ihrem Schmerz jetzt nicht sagen. Er konnte sie nur halten und ihr nahe sein in ihrem Leid.
    Plötzlich krampfte sich Cathy stärker zusammen und stöhnte laut. Prüfend ließ Martha die Hand unter das Laken gleiten.
    »Es geht los, Aaron. Ich glaube, es ist besser, du gehst jetzt hinaus. Das ist Frauensache. Glaube mir, es ist besser so!«
    Widerstrebend ließ Aaron Cathy los, fügte sich dann aber den Worten der erfahrenen Kräuterfrau.
    Draußen vor der Tür wusste er kaum etwas mit sich anzufangen. Er war zum Warten verurteilt. Unschlüssig blickte er umher und gesellte sich

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