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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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etwas dafür? Sie hatten doch selbst vorgeschlagen, dass ich sie mitnehmen soll«, schnappte Isobel. Dass Mrs Branagh es wagte, ihr Vorwürfe zu machen, war ja wohl die Höhe!
    »Ja, ich habe es vorgeschlagen, und das, obwohl ich gesehen habe, dass das Mädchen krank ist. Gott verzeih mir dafür!«, bekannte Mrs Branagh mit einem aufrichtigen, wenn auch späten Schuldbewusstsein, das Isobel völlig abging, und wandte sich dann brüsk von ihrer Herrin ab. »Bring sie nach oben in ihre Mansarde, Aaron. Ich zeige dir den Weg. Gott sei Dank, dass du gerade in der Nähe warst!«
    »Ja, das war wirklich ein Glück!«, bemerkte der junge Mann in einem recht eigenartigen Tonfall und sah seinerseits Miss de Burgh dabei vielsagend an. Doch dann rückte er die wieder kraftlos erschlaffte Cathy auf seinen Armen zurecht, ließ die Tochter des Hauses einfach stehen und stieg eilig die vielen Treppen bis unter das Dach hinauf.
    »Hier wohnt sie?«, fragte er sichtlich bestürzt.
    »Es ist wirklich ein wenig gemütlicher Schlafplatz, ich weiß«, sagte Mrs Branagh, »aber Miss de Burgh hat es ausdrücklich so angeordnet, weil die Mansarde in deutlicher Nähe zu ihren Privaträumen liegt. Früher waren hier die Dienstmädchenunterkünfte, aber seit der frühere Herr von Whitefell vor vielen Jahren den neuen Dienstbotentrakt bauen ließ, hat man sich um die Mansardenräume hier nicht mehr gekümmert und sie nur noch als Abstellraum benutzt.« Aaron legte Cathy auf ihre Schlafstatt und sah sich entsetzt um. Dagegen war seine ebenfalls vor einigen Jahren errichtete schlichte Unterkunft bei den Ställen, wo die wenigen Knechte, die nicht aus der unmittelbaren Umgebung kamen, untergebracht waren, um einiges bewohnbarer. Was Unterkunft, Verpflegung und Lohn betraf, hatte er es auf Whitefell gar nicht so schlecht getroffen. Betroffen bemerkte er die Wasserflecke auf dem Boden, im selben Augenblick wie auch Mrs Branagh, die ebenso überrascht vom beklagenswert heruntergekommenen Zustand der Mansarde schien und feststellte: »Das Dach ist offensichtlich auch noch undicht geworden im letzten Winter, wie ich sehe. Ich werde die Knechte heraufschicken. Die sollen das bei Gelegenheit ausbessern.«
    Cathy, deren Zustand schon auf dem Weg nach Whitefell immer wieder zwischen kurzen Phasen der Besinnungslosigkeit und fiebriger Unrast gewechselt hatte, bekam diese letzte Bemerkung von Mrs Branagh offenbar trotz des Fiebers mit. »Meine Bücher … das Versteck!«, murmelte sie wirr und versuchte schwankend, von ihrem Bett aufzustehen. Mrs Branagh hielt sie mit Gewalt zurück. »Um Himmels willen, das Mädchen ist ja völlig durcheinander! Aaron, bitte lauf schnell hinunter in die Küche zu Mrs Reed. Sie soll eine der Mägde heraufschicken. Wir brauchen Tee! Und Wasser für feuchte Wickel … was weiß ich … eben das, was sie für richtig hält! Und am besten holen wir Martha Pole aus dem Dorf. Wie es scheint, ist es doch ausgesprochen ernst!«
    Aaron ließ sich das nicht zweimal sagen. In fliegender Hast eilte er die Stufen hinunter in den Küchentrakt. Angst um Cathy und ein nagendes schlechtes Gewissen trieben ihn an. Aber er hatte doch auch wirklich nicht damit gerechnet, dass Isobel de Burgh nicht allein war, als sie zu ihm kam! Wie dreist war diese junge, so hochwohlgeborene Dame eigentlich? Und wie gleichgültig waren ihr Cathys Empfindungen? Diese musste doch dann zwangsläufig zusehen, wie er entblößt und in eindeutiger Weise beschäftigt auf ihrer Herrin lag. Das schien eine Miss de Burgh nicht zu kümmern! Wieso hatte er sich nur auf dieses verfluchte Spiel eingelassen? Narr, der er war! Aaron schämte sich unsäglich und war gleichzeitig so wütend auf sich selbst, auf Isobel de Burgh und in einem trotzigen Winkel seines Herzens auch auf Cathy, dass er am liebsten irgendetwas oder irgendjemand geschlagen hätte. Warum nur ließ  Cathy das alles so willenlos und schweigend mit sich geschehen? Hatte sie denn keine Selbstachtung? So wie du selbst, Aaron Stutter? , fragte eine boshafte Stimme in seinem Kopf – eine Stimme, die er nur zu gut kannte und die er aus ganzer Seele hasste, die ihn verfolgte und ihn trieb, sich immer wieder mit Frauen wie Isobel de Burgh einzulassen. Ja, mit seiner eigenen Selbstachtung war es in der Tat auch nicht allzu weit her. Wie konnte er dann Cathy einen Vorwurf machen?
    Endlich hatte er die Küche erreicht. Er stürzte in den Raum und brachte hastig seinen Bericht vor. Schnell hatte Mrs Reed, praktisch

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