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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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liebte, nachdachte, sammelte sie die Karten ein und räumte sie weg.
    »Kaffee?« fragte sie.
    »Warum nicht«, meinte er. »Gute Idee.«
    Das Telefon klingelte, als sie gerade das Wasser erhitzte. Sie hob in der Küche ab.
    »Abner Boone, Mrs. Delaney«, meldete sich der Sergeant mit hohler Stimme. »Könnte ich bitte mit dem Chief sprechen?«
    Sie fragte ihn nicht nach dem Grund des Anrufs. Sie ging ins Wohnzimmer. Ihr Mann war bereits auf den Füßen und zog Jackett und Weste glatt. Sie blickten sich an.
    »Sergeant Boone«, sagte sie.
    Er nickte mit ausdruckslosem Gesicht. »Ich geh' im Arbeitszimmer an den Apparat.«
    Monica kehrte in die Küche zurück und wartete darauf, daß das Wasser kochte. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und umklammerte ihre Ellbogen. Sie hörte ihren Mann aus dem Arbeitszimmer kommen und zum Dielenschrank gehen. Dann erschien er in der Küche, in der Hand den Strohhut, den er jedes Jahr aufsetzte, wenn der 1. Juni vorbei war, egal, ob es regnete oder die Sonne schien.
    »Das Hotel Adler«, sagte er. »Ungefähr vor einer halben Stunde. Sie haben das Hotel umstellt, aber wahrscheinlich ist sie längst über alle Berge. Ich bin in ein oder zwei Stunden zurück. Warte nicht auf mich.«
    Sie nickte, und er gab ihr einen Kuß auf die Wange.
    »Paß auf dich auf«, sagte sie so leichthin, wie sie konnte.
    Er lächelte und war verschwunden.
    Als er an der Ecke Seventh Avenue und 50th Street eintraf, war das Hotel noch immer abgeriegelt. Blöcke hielten die Menschenmenge zurück, die sich allmählich ansammelte. Zwei Beamte in Uniform standen an den geschlossenen Glastüren des Adler und ließen die laut vorgetragenen Argumente dreier Männer über sich ergehen, offensichtlich Reporter, die ins Gebäude wollten.
    »Hier kommt niemand rein«, sagte der eine der Beamten bemerkenswert ruhig. »Absolut niemand. Wir haben unsere Befehle.«
    »Die Öffentlichkeit hat ein Recht, die Wahrheit zu erfahren«, rief einer der Männer.
    Der Beamte blickte ihn mitleidig an. »Ha, ha«, sagte er.
    Der Chief zupfte den Beamten am Ärmel. »Ich bin Edward X. Delaney«, sagte er. »Sergeant Boone erwartet mich.«
    Der Cop warf ein kurzen Blick auf das verkrumpelte Stück Papier in seiner Hand.
    »Stimmt«, sagte er. »Sie dürfen reingehen.«
    Er hielt Delaney die Tür auf. Der Chief marschierte ins Foyer, begleitet von dem enttäuschten Geheul der Presseleute auf dem Bürgersteig.
    Im Foyer hatte sich eine Menschenansammlung gebildet, die von Beamten in Zivil kanalisiert wurde. Die Reihe bewegte sich langsam auf einen Kartentisch zu, der in einer Ecke aufgestellt worden war. Dort mußte jeder der Anwesenden sich ausweisen und seinen Namen und seine Adresse hinterlassen.
    Die Operation wurde von Sergeant Broderick überwacht. Als er Delaney erblickte, winkte er und bahnte sich einen Weg durch die Menge: »Im fünften Stock. Sieht schlimmer aus als die Schlachtkammer eines Fleischers. Ein altes Paar nebenan hat Geräusche eines Kampfes gehört. Die Lady wollte beim Empfang anrufen und sich beschweren, aber ihr Alter wollte keine Unruhe stiften. Als sie sich schließlich geeinigt hatten und beschlossen, doch anzurufen, war es zu spät. Ich möchte schwören, daß wir nicht später als eine halbe Stunde nach der Tat hier waren.«
    »Lockvögel?« fragte Delaney.
    »Zwei«, sagte Broderick. »Ein Hotelangestellter im Pub und einer von unseren Jungs in der Cocktail-Lounge. Beide behaupten, niemand bemerkt zu haben, der nach unserer Täterin aussah.«
    Der Chief grunzte. »Ich gehe jetzt besser nach oben.«
    »Hoffentlich haben Sie nicht zuviel im Magen«, rief Broderick grinsend.
    Im fünften Stock wimmelte es von Cops, Sanitätern, Detectives und Beamten vom Revier Manhattan Nord. Delaney bemerkte Thorsen und Boone in der Nähe einer offenen Tür und bahnte sich einen Weg zu ihnen.
    Die drei Männer schüttelten sich feierlich die Hände wie Trauernde bei einer Beerdigung. Delaney warf einen raschen Blick in das Zimmer.
    »Jesus Christus«, sagte er leise.
    »Ja, muß ein höllischer Kampf gewesen sein«, meinte Boone.
    »Der Gerichtsmediziner sagt, es ist höchstens ein oder zwei Stunden her.«
    »Ich werde langsam zu alt für so was«, sagte Thorsen mit aschfahlem Gesicht. »Der Bursche ist praktisch in Streifen geschnitten.«
    »Irgendwelche Zweifel, daß es der Ripper war?«
    »Nein«, antwortete Boone. »Kehle aufgeschlitzt und Eier zerstochen. Aber der Doc sagt, da war er wahrscheinlich schon

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