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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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kann ich dir nicht folgen. Wenn die Mörderin Angst vor Sex hat, dann würde sie doch wohl kaum mit fremden Männern in ihr Hotelzimmer gehen.«
    »Wer weiß?« sagte er. »Es ist nur menschlich, wenn man sich von dem angezogen fühlt, was man fürchtet. Wenn sie dann aber direkt damit konfrontiert wird, überwältigt die Furcht die Begierde.«
    »Edward, das klingt aber nach einer sehr komplizierten Frau.«
    »Ich glaube, das ist sie auch. «
    Er starrte wieder zur Decke hoch. Dann sagte er leise: »Es gibt noch eine weitere Möglichkeit.«
    »Und die wäre?«
    »Es macht ihr einfach Spaß, zu töten. Sie genießt es.«
    »Oh, Edward, das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Weil du es nicht nachempfinden kannst. So wie du dir nicht vorstellen kannst, daß es Leute gibt, die Vergnügen empfinden, wenn sie ausgepeitscht werden. Trotzdem gibt es das.«
    »Vermutlich«, sagte sie leise. »Tja, jetzt hast du ja eine Menge Motive zur Auswahl. Welches scheint dir am wahrscheinlichsten?«
    Er schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Ich fürchte, daß es sich nicht nur um ein einziges Motiv handelt. Ich glaube, diese Mörderin wird von mehreren Motiven angetrieben.«
    »Die arme Frau«, sagte Monica traurig.
    »Arme Frau?« fragte er. »Du hast Mitleid mit ihr?«
    »Natürlich«, sagte sie. »Du nicht?«
    Er hatte sich gewünscht, eine etwas aktivere Rolle bei der Untersuchung spielen zu können, und in den beiden letzten Maiwochen erhielt er seine Chance.
    Alle Einsatzbeamten, die von dem Fall betroffen waren, kamen zu ihm. Sie wußten, daß Deputy Commissioner Thorsen das Kommando hatte und daß er seine Befehle durch Sergeant Boone mitteilen ließ, aber dennoch wandten sie sich an Edward X. Delaney um Rat. Sie kannten seinen Ruf und seine Erfahrung. Und er hatte den Dienst quittiert; von ihm war nichts zu befürchten…«
    »Chief«, sagte Detective Aaron Johnson, »ich habe sämtlichen Spitzeln befohlen, die Augen offenzuhalten, aber keiner von ihnen hat was flüstern gehört, daß auf der Straße Tränengas verscherbelt würde.«
    »Irgendwelche Einbrüche in Armeeposten, Polizeireviere oder Waffenkammern der Nationalgarde? Habt ihr die Chemiefabriken überprüft?«
    »Negativ«, sagte Johnson; »Diebstähle von Waffen und Explosivstoffen, aber keine Berichte über gestohlenes Tränengas in Dosen, Kästen, Fässern oder sonst was. Das Problem ist, daß die Leute im Labor nicht schwören können, daß es sich um Mace gehandelt hat. Aber wenn es sich in einer Taschensprühdose befand, war es wahrscheinlich doch welches. Was sollen wir jetzt also tun?«
    »Herausfinden, wer es herstellt und verpackt. Besorgt euch eine Liste der Vertreiber und Großhändler. Geht dem Zeug nach bis zu den Einzelhändlern in dieser Gegend. Slavin sagt, es ist gegen das Gesetz, wenn ein New Yorker so was kauft, aber es muß zumindest der Polizei zugänglich sein. Vielleicht können Gefängnisverwaltungen und private Sicherheitsdienste es legal erwerben. Vielleicht darf sogar ein Bankwächter oder ein Nachtportier das Zeug bei sich tragen. Finden Sie das heraus und verfolgen Sie die Spur jeder verdammten Dose, die im letzten Jahr in diese Gegend gekommen ist.«
    »Kapiert«, sagte Johnson.
    »Chief«, meldete sich Sergeant Thomas K. Broderick, »schauen Sie sich das mal an.«
    Er ließ einen kleinen versiegelten Plastikbeutel vor Delaney hin und her baumeln. Der Chief betrachtete ihn neugierig. Eine etwa anderthalb Zentimeter lange Messerspitze lag darin. An der oberen Hälfte war noch ein Teil der Vertiefung zu sehen, durch die man die Klinge mit dem Fingernagel herausziehen kann.
    »Ist sie das?« fragte Delaney.
    »Das ist sie«, sagte Broderick. »Direkt aus Bergdorfers aufgeschlitzter Kehle. Ich glaube, in diesem Fall sind wir ein Stück weitergekommen, Chief. Hierzulande werden die meisten Taschenmesser mit Klingen aus hochwertigem Carbonstahl hergestellt. Aber das Labor sagt, dieses kleine Biest hier ist aus gesenkgeschmiedetem, rostfreiem schwedischem Stahl. Was sagen Sie dazu?«
    »Großartig«, sagte der Chief, »haben Sie das weiterverfolgt?«
    Broderick holte ein Messer aus der Tasche und reichte es dem Chief. Es hatte einen leuchtendroten Plastikgriff.
    »Heißt Schweizer Armeetaschenmesser«, sagte der Detective. »Wird in mindestens achtzehn verschiedenen Größen verkauft. Das größte ist praktisch ein Werkzeugkasten in Taschenformat. Dies hier liegt ungefähr in der Mitte. Offnen Sie die große Klinge.«
    Gehorsam klappte

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