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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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helfen. Delaney blieb im Mordzimmer, ging auf und ab, spähte ins Badezimmer. Er entdeckte nichts von Bedeutung. Vielleicht, weil er noch zu erschüttert von den Echos der Gewalt im Raum war. Tommy Callahan tauchte noch einmal auf und kämmte den Schauplatz nach weiteren Spuren durch.
    Er stopfte die Kleider des Opfers in Plastikbeutel und versah sie mit Etiketten. Dann ging er ins Badezimmer, sammelte Zahnbürste, Seife und Toilettenartikel ein und etikettierte sie ebenfalls. Anschließend ließ er das Schloß des einzigen Koffers im Zimmer aufschnappen und begann den Inhalt zu untersuchen.
    »Sehen Sie sich das an, Chief«, sagte er. »Sie müssen bezeugen, daß ich die hier gefunden habe…«
    Er schob einen Kugelschreiber durch die Abzugssicherung einer zierlichen, verchromten, automatischen Pistole und hob sie aus dem Koffer. Er schnupperte vorsichtig an der Mündung.
    »Sauber«, sagte er. »Sieht wie eine 32er aus.«
    »Oder eine 22er«, meinte Delaney. »Eine Spielerpistole. Ganz gut für kurze Distanz, aber bei mehr als sieben Metern so treffsicher wie eine Wasserpistole bei Seitenwind. Sonst noch was Interessantes?«
    »Zwei Sätze Spielkarten. Hübsche Klamotten. Seidenpyjamas. Hat nicht schlecht gelebt.«
    »Für eine Weile«, sagte Delaney.
    Er verließ den Raum des Toten und nahm den Fahrstuhl ins Erdgeschoß. Die Menschenmenge war nicht mehr so groß, aber die Polizei hatte die Verhöre der Gäste und Besucher noch immer nicht abgeschlossen. Auf dem Bürgersteig war die Gruppe lärmender Presseleute noch größer geworden. Auf der Straße hielten zwei TV-Wagen mit Scheinwerfern und Kameras auf dem Dach.
    Delaney bahnte sich einen Weg durch die Menge und überquerte die Straße. Auf der anderen Seite blieb er stehen und drehte sich um. Wenn die Täterin das Hotel durch den Eingang auf der Seventh Avenue verlassen hatte, konnte sie mit dem Bus oder mit der U-Bahn gefahren sein. Aber wenn sie verwundet war, hatte sie wohl ein Taxi genommen. Er hoffte, daß Boone daran dachte, die Taxifahrer zu befragen, die zu der Zeit in der Nähe gewesen sein könnten.
    Er ging zur Sixth Avenue und fand ein Taxi. Binnen zehn Minuten war er zu Hause, hatte die Tür verriegelt und die Kette vorgelegt. Es war fast zwei Uhr morgens.
    »Bist du's, Edward?« rief Monica ängstlich aus dem ersten Stock.
    »Ja«, antwortete er. »Ich bin gleich oben.«
    Er ließ ein Licht in der Diele brennen und kletterte dann langsam die Treppe zum ersten Stock hinauf. Er war nicht körperlich müde, aber er fühlte sich leer und ausgebrannt. Der Anblick des Schlachthofes im Adler hatte ihn geschwächt und erschüttert.
    Monica lag im Bett auf der Seite, atmete regelmäßig, und er dachte, sie schliefe schon. Sie hatte das Licht im Badezimmer brennen lassen. Er zog sich rasch aus und verzichtete darauf, zu duschen. Er schaltete das Licht aus und bewegte sich vorsichtig durch den dunklen Raum zum Bett.
    Er lag wach und versuchte, die Bilder zu verdrängen, die ihn bestürmten. Aber der Anblick des blutüberströmten Körpers ging ihm nicht aus dem Kopf.
    Er hörte das Rascheln von Bettwäsche, und dann war Monica neben ihm und schmiegte sich an seinen Rücken. Sie schob einen Arm unter seine Hüfte, so daß sie ihn fest umarmen konnte.
    »War es sehr schlimm?« fragte sie flüsternd.
    Er nickte im Dunklen und dachte daran, was Thorsen gesagt hatte: »Ich werde langsam zu alt für so was.« Delaney drehte sich um, so daß er mit dem Gesicht zu seiner Frau lag, drängte sich gegen sie. Sie war Weich, warm und stark. Er hielt sie fest und fühlte sich lebendig und sicher.
    Nach einer Weile schlief er ein. Er wachte vorübergehend auf, als Monica sich umdrehte, und fiel dann wieder in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Als das Telefon klingelte, richtete er sich schwerfällig auf und tastete nach der Nachttischlampe. Als er den Knopf fand, sah er, daß es kurz nach sechs Uhr morgens war. Monica saß aufrecht im Bett und blickte ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
    Er räusperte sich.
    »Edward X. Delaney hier.«
    »Edward, hier spricht Ivar. Ich wollte dir so schnell wie möglich mitteilen, daß du recht hattest. Sie sind mit dem ersten Teil der Blutuntersuchung fertig. Eine Frau, weiß. Herzlichen Glückwunsch.«
    »Danke«, sagte Delaney.

9
    Zoe Kohler verließ den Friseurladen und fuhr sich selbstbewußt durch ihre neue Frisur. Ihr Haar war gewaschen, geschnitten, gelegt und mit einem Spray behandelt worden, das ihm Glanz und Fülle

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