Die dritte Todsuende
Delaney die größte Klinge auf. Die beiden Männer beugten sich über das Messer und verglichen die Klinge mit der abgebrochenen Spitze der Tatwaffe.
»Sieht so aus, als hätten Sie ins Schwarze getroffen«, sagte der Chief.
»Sie sind identisch«, versicherte Broderick ihm. »Das Labor hat's überprüft. Aber was nützt uns das? Diese Messer werden in jedem guten Schneidewaren- und Eisengeschäft der Stadt verkauft. Und darüber hinaus werden sie auch noch per Mail-Order an den Mann gebracht. Also stecken wir in einer Sackgasse.«
»Nein«, antwortete Delaney, »noch nicht. Fangen Sie in Manhattan an, sagen wir von der vierunddreißigsten bis zur neunundfünfzigsten Straße. Machen Sie eine Liste von allen Geschäften in dem Gebiet, die dieses Messer führen. Die Chancen stehen nicht schlecht, daß der Killer sein zerbrochenes Messer mit einem neuen der gleichen Art ersetzen wird. Lassen Sie Ihre Männer in jedes Geschäft gehen und mit dem Verkäufer reden. Wir wollen Name und Adresse von jedem, der so ein Messer kauft.«
»Wie soll der Verkäufer die herausfinden, wenn der Kunde bar bezahlt?«
»Mmmh… der Verkäufer soll dem Kunden erzählen, er möchte ihn in die Adressenkarte für den nächsten Versand ihres kostenlosen Mail-Order-Katalogs aufnehmen. Falls der Kunde darauf nicht hereinfällt und sich weigert, soll der Verkäufer ihn genau in Augenschein nehmen und anschließend einen Ihrer Leute anrufen, um die Beschreibung durchzugeben.
Hinterlassen Sie in jedem Geschäft Ihre Telefonnummer; vielleicht kann der Verkäufer den Kunden lang genug festhalten, daß Sie oder einer ihrer Leute ihn beim Verlassen des Geschäfts abfangen können. Sagen Sie den Verkäufern, sie sollen vor allem nach jungen Frauen zwischen einsfünfundsechzig und einssiebenundsechzig Ausschau halten. Mitgekommen?«
»Alles klar«, sagte Broderick. »Aber was ist, wenn das auch nichts bringt?«
»Dann dehnen wir das Gebiet aus«, sagte Delaney, »wenn es sein muß, bis nach Brooklyn und zur Bronx.«
»Sieht nach einem langen heißen Sommer aus«, sagte Broderick stöhnend.
»Chief«, meldete sich Lieutenant Wilson T. Crane, »wir haben in den Akten sechzehn mögliche Kandidatinnen entdeckt. Frauen zwischen zwanzig und fünfzig mit Vorstrafen wegen Gewaltverbrechen. Wir spüren sie alle auf und befragen sie nach ihren Alibis für die Mordnächte. Aber bisher hatte keine von ihnen den Modus operandi des Hotel-Rippers.«
»Das wäre ja auch zu schön«, meinte Delaney. »Ich glaube nicht, daß unsere Frau eine Vorstrafe hat, aber es muß überprüft werden. Wie sieht's mit den Gefängnissen und Nervenheilanstalten aus?«
»Keine kürzlichen Entlassungen oder Ausbrüche, auf die unser Profil passen könnte«, antwortete Crane. »Wir telefonieren und schreiben im ganzen Land herum, bis jetzt gibt's aber noch nichts, was vielversprechend wäre.«
»Haben Sie sich mit Interpol in Verbindung gesetzt?«
Der Lieutenant starrte ihn an. »Nein, Chief, daran habe ich nicht gedacht«, gab er zu. »Das FBI, ja; aber nicht Interpol.«
»Schicken Sie ihnen ein Rechtshilfeersuchen«, riet Delaney. »Und Scotland Yard auch, wenn Sie schon mal dabei sind.«
»Wird erledigt«, sagte Crane.
»Chief«, meldete sich Detective Daniel Bentley, »wir haben eine der beiden Kellnerinnen aufgespürt, die in der Cocktail-Lounge des Coolidge gearbeitet und dann gekündigt hat. Stellen Sie sich vor — sie arbeitet jetzt in einem Massagesalon. Sie kann sich nicht erinnern, jemand mit narbenbedeckten Händen bedient zu haben. Die andere Kellnerin ist an die Westküste gezogen. Ihre Mutter hat ihre neue Anschrift noch nicht, will das Mädchen aber bitten, uns anzurufen, wenn sie etwas von ihr hört. Aber ich würde nicht mit angehaltenem Atem darauf warten.«
»Bleiben Sie dran«, sagte Delaney. »Lassen Sie's nicht aus den Augen.«
»Wir bleiben am Ball«, versprach Bentley.
Als letzter sprach Sergeant Abner Boone. »Chief, ich glaube, wir haben diese Adressengeschichte jetzt organisatorisch im Griff. Die Zeitschrift hat uns eine Kopie ihrer Adressenkartei angefertigt. Wir überprüfen jedes Hotel in der Stadt, das ein Exemplar gekriegt hat und machen eine Liste von allen Personen, die es in die Hand bekommen konnten. Außerdem habe ich ein paar Männer auf das Büro des Bürgermeisters, die Handelskammer, den Hotel- und Gaststättenverband und das Fremdenverkehrsbüro angesetzt. Sobald ein Name auftaucht, wird er von einem Mann in zwei große Listen
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