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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Wissenschaftler; nicht mehr. Aber in gewisser Weise bin auch ich Detektiv. Ich enthülle, was wir aus einem Blutstropfen, einem Stück Glas, einem Haar, einem Farbsplitter lernen können. Und was dieses kaliumverseuchte Blut betrifft, da habe ich einen Verdacht. Deswegen würde ich gern eine ausführliche Analyse dieses rätselhaften Bluts vornehmen.«
    »Und?« fragte Sergeant Boone. »Warum tun Sie das nicht?«
    Dr. Ho seufzte tief. Sein Gesicht fiel zu einem derart kummervollen Ausdruck zusammen, daß er den Tränen nahe schien.
    »Zum einen«, sagte er, »habe ich im Augenblick außerordentlich viel zu tun — ich würde von meinen übrigen Aufgaben gern entbunden werden — natürlich nur vorübergehend«, fügte er eilig hinzu. »Ich möchte mich ausschließlich der Untersuchung dieses merkwürdigen Blutes widmen. Zweitens muß ich Ihnen sagen, daß wir in unserem Laboratorium nicht über die Einrichtungen verfügen, die für eine so genaue Blutuntersuchung, wie ich sie durchführen möchte, notwendig sind.«
    »Und wo stünden solche Einrichtungen zur Verfügung?« fragte Delaney.
    »Im Gerichtsmedizinischen Institut«, sagte Dr. Ho bekümmert.
    »Und?« fragte Boone erneut. »Dann bitten Sie sie doch, dort die Analyse vorzunehmen.«
    Das ausdrucksvolle Gesicht des Doktors nahm einen gequälten Ausdruck an. »Ja« sagte er, »aber dann liegt sie nicht mehr in meinen Händen. Verstehen Sie?«
    Delaney musterte Ho nachdenklich. Der kleine Mann versuchte Punkte zu sammeln, seine Karriere voranzutreiben. Daran war nichts auszusetzen. Im Gegenteil, unter den richtigen Umständen war es sogar bewundernswert. Aber in diesem Fall konnte es sein, daß er allen nur wertvolle Zeit stahl.
    »Lassen Sie mich zusammenfassen«, sagte der Chief. »Sie wollen zeitweilig von all Ihren Pflichten entbunden werden, um sich ausschließlich der Analyse des Bluts widmen zu können, das auf dem Fußboden des Hotels Adler gefunden worden ist.
    Und zu diesem Zweck würden Sie gern auf die Einrichtungen des Gerichtsmedizinischen Instituts zurückgreifen. Ist das richtig?«
    Dr. Ho schlug sich auf seine rundlichen Schenkel. Seine Augen strahlten vor Glück.
    »Genau«, sagte er. »Getroffen.« Dann verschwand das Strahlen von seinem Gesicht, und seine Miene wurde betrübt. »Aber Sie müssen wissen, daß es zwischen meiner Abteilung und dem Gerichtsmedizinischen Institut, nun, nicht direkt eine Feindschaft gibt, oh, nein, aber, nun…, wie soll ich mich ausdrücken? Konkurrenz! Ja, wir stehen sozusagen im Wettbewerb miteinander. Professionelle Eifersucht, könnte man sagen. Eine gewisse Heimlichtuerei. Verstehen Sie?«
    »Ja, in Ordnung«, sagte der Chief. »Ich werde darüber nachdenken.«
    Dr. Patrick Ho beugte sich vor und legte Delaney die Hand auf den Arm.
    »Sie sind ein sehr sympathischer Mann«, sagte er dankbar.
    Der Chief, der es haßte, von Fremden oder sogar von Freunden berührt zu werden, zog seinen Arm weg und stand rasch auf.
    »Wir geben Ihnen Bescheid, Doktor. So schnell wie möglich.«
    Sie reichten sich die Hand, Ho deutete eine doppelte Verbeugung an. Dann tänzelte er aus dem Raum.
    »Ein Verrückter«, sagte Boone kopfschüttelnd.
    »Mmm«, machte Delaney.
    Sie ließen sich wieder auf ihre Stühle fallen und blickten sich an.
    »Was halten Sie davon, Chief ?«
    »Ein ganz schöner Hammer.«
    »Ich glaube, das ist alles Quatsch«, sagte Boone ärgerlich. »Der einzige Mann, der Ho verschaffen könnte, was er will, ist der Admiral, und selbst der müßte viele Hebel in Bewegung setzen und auf einige Füße treten. Ich habe einfach nicht den Mumm, damit zu Thorsen zu gehen.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Wenn ich es nämlich tue, hält er mich für total bekloppt.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Delaney mitfühlend. »Andererseits, wenn du ihn ins Leere laufen läßt, könnte unser verrückter Doktor durchaus eine Etage höher anklopfen. Das ist ihm absolut zuzutrauen. Wenn er dann grünes Licht bekommt und etwas herausfindet, hängt dein Arsch im kalten Wind.«
    »Ja«, sagte der Sergeant unglücklich. »Ich weiß.«
    »Vielleicht ist es wirklich ein Schlag ins Wasser, aber ich denke, du solltest ihm eine Chance geben.«
    »Natürlich, für Sie…« entfuhr es Boone, aber dann schloß er den Mund so abrupt, daß die Zähne aufeinanderschlugen.
    Der Chief blickte ihn fest an. »Ich weiß, was du denkst, Sergeant — daß ich nichts zu verlieren habe, du hingegen eine ganze Menge. Das verstehe ich, aber ich finde, du

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