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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Tagungen, Kongresse, Reisen und Hotelreservierungen schon storniert worden waren.
    Das Büro des Bürgermeisters geriet unter Beschuß von der Geschäftsgemeinde und schoß sich seinerseits auf den Police Commissioner ein, der wiederum Deputy Commissioner Ivar Thorsen unter Druck setzte. Weil Thorsen aber ein anständiger Mann war, weigerte er sich, den Druck an die Männer in seinem Kommando weiterzugeben, denn er wußte, daß sie ohnehin taten, was in ihrer Macht stand, und sich halb zu Tode rackerten.
    »Bloß, liefert mir etwas«, bettelte er. »Irgend etwas! Einen Knochen, den wir den Medien vorwerfen können.«
    Tatsächlich wurden Fortschritte gemacht, aber es war langwierige, umständliche, anstrengende Arbeit, die nicht direkt die Art von Ergebnissen brachte, aus denen Schlagzeilen gegossen werden. Die Liste der Frauen, die Zugang zu den Terminplänen der Kongreßveranstalter hatten, wuchs, und Detective Aaron Johnsons Männer gingen jeder Dose Mace oder Tränengas anderer Zusammensetzung nach, die im Gebiet von New York verkauft worden war.
    Dr. Patrick Ho hatte erhalten, was er wollte, und drei Tage später meldete er sich erhitzt und außer Atem bei Sergeant Boone und Delaney.
    »Ah, es sieht gut aus«, sagte er mit seiner musikalischen Stimme. »Sehr, sehr gut.«
    »Was?« wollte Boone wissen. »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Hören Sie sich das an«, sagte Ho triumphierend. »Nicht nur ist der Kaliumgehalt ungewöhnlich hoch, sondern die Natrium-, Chlorid- und Bikarbonatwerte sind außergewöhnlich niedrig. Ist das nicht großartig?«
    Boone gab ein Geräusch des Abscheus von sich.
    »Was heißt das, Doktor?« fragte Delaney.
    »Ah, das zu sagen, ist es viel zu früh«, antwortete Ho gestelzt. »Aber es existieren ganz deutliche Abnormitäten. Darüber hinaus haben wir zwei Substanzen isoliert, die wir nicht identifizieren können. Ist das nicht aufregend?«
    »Vielleicht wäre es das«, sagte der Sergeant, »wenn Sie sie identifizieren könnten.«
    »Wie geht's jetzt weiter?« fragte der Chief.
    »In dieser herrlichen Stadt gibt es zwei exzellente Krankenhäuser mit glänzenden hämatologischen Abteilungen. Sie haben wunderbare Apparate. Ich werde unsere Proben nehmen und zu diesen Krankenhäusern gehen, und dort wird man mir sagen, worum es sich bei diesen unidentifizierten Substanzen handelt.«
    »Hören Sie mal«, sagte Sergeant Boone heiser, »müssen wir dafür etwa noch bezahlen?«
    »Oh, nein«, erwiderte Dr. Patrick No entsetzt. »Es ist ihre staatsbürgerliche Pflicht, uns zu helfen. Davon werde ich sie überzeugen.«
    Delaney blickte den kleinen Mann voll Bewunderung an. »Ich glaube, das werden Sie wirklich, Doktor«, sagte er.
    Am 16. Juni verspätete sich Detective Daniel Bentley zur Morgenkonferenz in Manhattan Nord. Strahlend marschierte er in den Versammlungsraum und rief: »Bingo! Wir haben was gefunden.«
    »Oh, Herr«, intonierte Ivar Thorsen, »laß es etwas Gutes sein.«
    »Jeden Tag haben wir zweimal bei der Mutter dieser Kellnerin angerufen, die an jenem Abend, als Jerome Ashley ermordet wurde, im New Orleans Room des Coolidge gearbeitet hat«, berichtete Bentley. »Das Mädchen ist an die Westküste gezogen und hat sich seitdem nicht mehr bei seiner Mutter gemeldet. Also haben wir uns ihre Kumpel vorgenommen und sind auf einen Freund von ihr gestoßen, der auf Bewährung ist, nachdem er achtzehn Monate wegen Einbruchdiebstahls abgesessen hat. Wir haben etwas Druck auf ihn ausgeübt, und tatsächlich hat er gestern nacht einen Anruf von dieser Puppe bekommen …«
    Bentley konsultierte sein Notizbuch. »Ihr Name ist Anne Rogovich. Jedenfalls, sie ruft ihren Ex-Freund an, sie unterhalten sich ein bißchen, sie gibt ihm ihre neue Telefonnummer. Dann setzt er sich mit uns in Verbindung, wie wir ihm gesagt hatten. Vor einer Stunde habe ich sie angerufen. Da unten an der Küste ist es noch ziemlich früh, und ich habe sie geweckt — aber was soll's.«
    »Kommen Sie zur Sache«, sagte Boone.
    »Ja, sie hat in jener Nacht, in der Ashley dran glauben mußte, im New Orleans Room gearbeitet. Ja, sie erinnert sich daran, einen Mann mit narbenbedeckten Händen bedient zu haben. Sie sagt, er hat mit einer Frau zusammengesessen. Die Beschreibung gibt nicht viel her: dunkel, schlank, groß, das Gesicht mit Make-up zugekleistert. Erdbeerblonde Perücke. An die Kleidung kann sie sich dagegen besser erinnern. Ausgesprochen auffallend. Ein grünes Seidenkleid, eng wie ein Slip.

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