Die dritte Todsuende
ich habe Ihnen nicht mal eine Chance gegeben, den Mund aufzumachen. Wir könnten nach unten gehen und noch einen Schlummertrunk zu uns nehmen. Hätten Sie Lust dazu? Oder wollen Sie lieber gehen? Das wäre schon in Ordnung. Ich meine, wenn Sie gehen wollen…«
Sie lächelte, nahm seine Hand und zog ihn wieder aufs Bett.
»Ich will keinen Drink mehr, Chet«, sagte sie. »Und ich will auch nicht gehen. Können wir uns nicht noch unterhalten?«
»Nun… ja…, sicher. Gern.«
»Sind Sie verheiratet, Chet?«
»Oh, nein. Nein, nein.«
»Freundin?« *
»Tja, nun… wahrscheinlich. Sicher, sie ist eine Freundin. Eine aus den unteren Semestern, was eigentlich verboten ist, denn wir sind nicht dazu da, uns mit den Studentinnen einzulassen, wissen Sie. Aber es läuft jetzt trotzdem schon ungefähr sechs oder sieben Monate. Sie ist abends immer herausgeschlüpft, um sich mit mir zu treffen. Letzte Woche haben die Ferien begonnen, aber wir beabsichtigen, uns diesen Sommer zu sehen.«
»Das ist ja wunderbar. Ist sie nett?«
»Oh, ja. Ich finde schon. Sehr nett. Wir haben viel Spaß — verstehen Sie? Ich meine, es macht Spaß, mit ihr zusammen zu sein. Alice. So heißt sie, Alice.«
»Der Name gefällt mir.«
»Gewöhnlich treffen wir uns außerhalb der Stadt. Ich meine, der Ort ist nicht so groß, daß die Leute nichts merken würden, deswegen müssen wir vorsichtig sein. Zum Glück bin ich motorisiert, eine alte schrottreife Kiste, und manchmal fahren wir zu einem Rasthaus vor der Stadt. Und manchmal, an warmen Abenden, gehen wir nur spazieren und unterhalten uns.«
»Ist sie hübsch?«
»Ich denke, ja. Nicht direkt schön. Ich meine, sie ist keine Reklameschönheit oder so. Sie trägt eine Brille. Sie ist ziemlich kurzsichtig. Aber ich finde schon, daß sie hübsch ist.«
»Lieben Sie sie, Chet?«
Er dachte lange nach. »Ich weiß nicht«, gestand er schließlich. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe viel darüber nachgedacht, ich meine, ob ich den Rest meines Lebens mit ihr verbringen will. Ich weiß es wirklich nicht. Aber das müssen wir ja nicht gleich entscheiden. Ich meine, schließlich kennen wir uns erst sechs oder sieben Monate. Nach den Ferien kommt sie wieder, und dann haben wir Gelegenheit, uns besser kennenzulernen. Vielleicht wird was draus; vielleicht läuft es auch einfach nur irgendwann aus. Verstehen Sie?«
Sie berührte mit ihren Lippen fast sein Ohr, als sie flüsterte: »Habt ihr miteinander geschlafen?«
Er wurde rot. »Nun, eh, nicht direkt. Ich meine, wir haben … ein paar Sachen haben wir schon gemacht. Aber nicht, Sie wissen schon, nicht bis zum letzten. Ich respektiere sie.«
»Hat sie einen aufregenden Körper?«
»Oh, Gott — du meine Güte, ja! Sie hat ganz schön Holz vor der… ich meine, sie ist sportlich, Schwimmerin. Raucht nicht. Trinkt nur gelegentlich mal ein Bier. Hält sich gut in Form. Sehr gut. Sie ist fast so groß wie ich. Sehr schlank. Und dann diese großen… Sie wissen schon…«
»Warum haben Sie noch nicht mit ihr geschlafen?«
»Nun, ja… eh… wissen Sie…«
Sie würde ihn nicht vom Haken lassen. Es war plötzlich wichtig für sie, herauszubekommen, was Chet und Alice miteinander getan hatten.
»Sie will doch, oder, Chet?«
»Oh, ja. Ich glaube schon. Manchmal kommen wir in Fahrt, und dann ist es ziemlich schwierig, wieder aufzuhören. Dann beherrschen wir uns wieder. Wir sagen ›Beherrschung! ‹, dann müssen wir beide lachen und bekommen uns wieder in die Hand.«
»Aber Sie würden doch gern weitermachen, oder?«
»Na ja, klar. Jedenfalls wenn wir so richtig in Fahrt sind. Dann vergesse ich manchmal meine ganzen guten Vorsätze. Ich weiß, daß eines Tages — eines Nachts wohl eher — keiner von uns ›Beherrschung! ‹ sagen wird. Und dann…«
»Nimmt sie die Pille?«
»Nein! Ich habe sie danach gefragt, und sie hat geantwortet ›Wozu?‹. Ich meine, schließlich treibt sie sich nicht herum. Sie hat völlig recht. Warum sollte sie dieses gefährliche Medikament nehmen?«
»Aber was ist, wenn ihr beide erregt seid und keiner sagt ›Beherrschung!‹ und es passiert, genau wie Sie gesagt haben? Was ist, wenn sie schwanger wird?«
»Nein, nein. Ich meine, eh, ich würde schon meine Vorsichtsmaßnahmen treffen. Ich bin keine Jungfrau mehr. Ich weiß über diese Dinge Bescheid. Ich würde Alice nie in Schwierigkeiten bringen.«
Wieder beugte sie sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
»Nun, sicher, ja«, sagte er. »Das könnte
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