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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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kannst es dir nicht leisten, nichts zu unternehmen. Hör mal, wie wär's, wenn wir es so machen würden… Ich rufe Thorsen an und sage, der Doktor hätte mich aufgesucht, und du wärst zufällig dabeigewesen. Ich werde ihm empfehlen, Dr. Ho zu verschaffen, was er braucht, und ihn wissen lassen, daß du auch meiner Meinung wärst. Auf diese Weise fällt es auf mich zurück, wenn es ein Schuß in den Ofen war; mir ist das völlig egal. Wenn es aber zu positiven Ergebnissen führt, dann weiß jeder, daß du von Anfang an dafür warst.«
    Abner Boone dachte über den Vorschlag nach. »Ja«, sagte er endlich, »machen wir's so. Danke, Chief.«
    Delaney versuchte, Thorsen von Boones Büro aus anzurufen, aber der Deputy Commissioner war in einer Konferenz.
    Der Chief ging durch den Central Park nach Hause. Es war ein heißer, schwüler Tag, aber er zog weder seine Jacke aus, noch nahm er seinen Hut ab. Er beklagte sich selten über das Wetter und war immer erstaunt über die Menschen, die nie zu begreifen schienen, daß es im Sommer heiß und im Winter kalt war.
    Wie üblich war Monica irgendwo unterwegs. Delaney ging nach oben und zog Jackett, Weste und Schlips aus. Dann schlüpfte er aus dem schweißgetränkten Hemd und wusch sich den Oberkörper mit einem feuchten Waschlappen. Anschließend streifte er ein Polohemd über.
    Er ging wieder hinunter und warf einen Blick in den Kühlschrank. Gestern hatte es Kalbskoteletts gegeben, und es war noch genug kaltes Fleisch übrig, um daraus ein anständiges Sandwich zu machen. Er bestrich eine Scheibe Weißbrot dünn mit Russian Dressing, fügte frisch gemahlenen Pfeffer hinzu und bedeckte das Fleisch dann mit Scheiben roter Zwiebeln. Mit dem Sandwich und einer Dose Ballantine Ale ging er in sein Arbeitszimmer.
    Während er aß und trank, blätterte er in seinem medizinischen Handlexikon und fand den Artikel über Kalium. Aber dort stand lediglich, daß es sich bei Kalium um ein chemisches Element handele, das im menschlichen Körper gewöhnlich in Kombination mit Natriumsalz vorkomme.
    Der Absatz über das Blut war länger und detaillierter. Unter anderem stand dort, daß das Plasma (der flüssige Teil des Blutes) organische und anorganische Elemente von einem Teil des Körpers in den anderen transportiere. Darüber hinaus befördere das Blut Gase, Sekretionen der endokrinen Drüsen (Hormone), Enzyme, Proteine und so weiter. Wenn die Zusammensetzung des Blutes ernsthaft aus dem Gleichgewicht gebracht war, handelte es sich, dem Lexikon zufolge, gewöhnlich um ein Anzeichen für eine physiologische Störung.
    Der Chief legte das Buch beiseite, aß den Rest von seinem Sandwich und trank das Bier aus. Er versuchte es noch einmal bei Thorsen, und diesmal kam er durch. Er informierte den Deputy Commissioner über den Besuch von Dr. Patrick Ho und über dessen Vorhaben.
    Ivar Thorsen war nicht überzeugt.
    »Ziemlich dünn das Ganze, Edward«, sagte er. »Wenn ich dich richtig verstanden habe, hat er nicht mal eine Ahnung, warum sich in diesem Blut soviel Kalium befindet.«
    »Stimmt. Aber genau das will er ja herausfinden.«
    »Gut, angenommen, er findet es heraus, und der Killer schluckt aus irgendwelchen medizinischen Gründen Kaliumtabletten — wie soll uns das weiterhelfen? Mein Gott, Edward, vielleicht ist der Hotel-Ripper ein Bananenfreak. Sie schlingt wie verrückt Bananen hinunter, das würde das Kalium erklären. Verhaften wir dann jede Frau in New York, die gern Bananen ißt?«
    »Ivar, ich finde, wir sollten diesem Burschen eine Chance geben. Schon möglich, daß nichts dabei herauskommt. Aber wir haben nicht so gottverdammt viel in der Hand, daß wir es uns leisten könnten, auch nur eine Winzigkeit zu ignorieren.«
    »Glaubst du wirklich, daß was dabei herauskommt?«
    »Das wissen wir erst, wenn wir's versucht haben, nicht wahr?«
    Thorsen stöhnte. »Nun… gut. Die Laborleute werden mir keine Schwierigkeiten machen. Ich kann diesen Ho vorübergehend zu uns versetzen lassen. Aber das Gerichtsmedizinische Institut ist eine andere Sache. Bei denen habe ich nicht viel zu melden, aber ich will sehen, was ich erreichen kann.«
    »Danke, Ivar.«
    »Edward«, fragte Thorsen fast flehentlich, »werden wir sie schnappen?«
    Delaney war erstaunt. »Natürlich«, sagte er.
    Zeitungsjournalisten und Fernsehkommentatoren berichteten, daß die Ermittlungen keine Fortschritte machten. Die Öffentlichkeit schien ein perverses Vergnügen zu empfinden, wenn sie lesen konnte, wie viele

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