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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Spaghettiträger. Sie erinnert sich so genau daran, weil ihr das Kleid so gut gefallen hat. Sie hat sich überlegt, was es wohl gekostet haben könnte. Und sie erinnert sich daran, daß die Frau ein Armband getragen hat. Ein Kettchen aus goldenen Gliedern. Dazwischen zwei Worte aus großen goldenen Buchstaben: Warum nicht?«
    »Warum nicht?« meinte Boone. »Großartig. Das Kleid hat sie vielleicht gewechselt, aber das Armband könnte eine Spur sein. Broderick, könnten sich Ihre Jungs damit befassen? Wer so was herstellt und verkauft. Hört euch in den Geschäften um. Vielleicht wurde es gegen Rechnung gekauft. Man kann nie wissen.«
    »Okay«, sagte Broderick. »Wir kümmern uns darum.«
    »Kann sie sich sonst noch an was erinnern?«
    »Das ist alles, was ich aus ihr herauskriegen konnte«, berichtete Bentley. »Aber sie lag noch im Halbschlaf. Ich werde es später noch einmal versuchen.«
    »Gut, gut, gut«, sagte Deputy Commissioner Thorsen und rieb die Handflächen gegeneinander. »Würde diese Anne Rogovich die Frau wiedererkennen, wenn sie sie sähe?«
    »Sie sagt nein«, meinte Bentley. »Die Kleider ja; die Frau nein.«
    »Trotzdem«, sagte Thorsen glücklich, »besser als nichts. Dieses Armband wird ein Fest für die Medien. Das sollte sie uns eine Weile vom Hals halten.«
    »Deputy«, sagte Edward X. Delaney, »kann ich dich für einen Moment allein sprechen?«
    »Sicher, Edward«, sagte Thorsen munter. »Wir sind hier ja sowieso alle fertig, oder nicht?«
    Delaney schloß die Tür zu Sergeant Boones Büro. Thorsen setzte sich auf den Drehstuhl hinter dem Schreibtisch. Delaney blieb stehen. Langsam und methodisch biß er die Spitze einer Zigarre ab und spuckte sie in den Papierkorb. Dann drehte er die Zigarre zwischen seinen Lippen hin und her, zündete sie an.
    Breitbeinig stand er in der Mitte des Raums, die Hände im Rucken verschränkt, die Zigarre zwischen den Zähnen. Er starrte Thorsen durch den Zigarrenqualm an.
    »Ivar«, sagte er kalt, »du bist ein gottverdammter Idiot.«
    Thorsen erhob sich langsam von seinem Stuhl. Sein Gesicht war schneeweiß, die Augen eiskalt. Er starrte Delaney an und neigte sich vor, die Knöchel auf die Tischplatte gestemmt. Sein ganzer Körper schien angespannt, gekrümmt.
    »Du willst das alles an die Medien weitergeben, was?« fuhr Delaney fort. »Die Beschreibung ihres Aussehens, die Kleidung, das Armband, alles. Oder nicht?«
    »Stimmt«, sagte der Deputy Commissioner fest.
    »Dann kann ich dir jetzt schon sagen, was passieren wird. Sobald diese Frau das in den Zeitungen liest, wird sie, wenn sie das nächste Mal loszieht, um jemand umzulegen, die Farbe ihrer Perücke ändern oder ganz darauf verzichten. Sie wird sich wie eine Bibliothekarin oder eine Schulmeisterin anziehen. Und sie wird dieses Armband in den nächsten Gully fallen lassen.«
    »Das müssen wir riskieren«, sagte Thorsen tonlos.
    »Verdammt noch mal!« explodierte Delaney. »Wenn du das Zeug an die Presse weitergibst, stehen wir wieder ganz am Anfang. Wonach, zum Teufel, sollen unsere Lockvögel Ausschau halten? Ohne die Perücke, die grelle Aufmachung und das Armband sieht sie aus wie eine Million anderer Frauen. Du stehst im Begriff, denselben blöden Fehler zu begehen wie Slavin.«
    »Es ist meine Aufgabe, mögliche Opfer zu warnen«, sagte Thorsen. »Eine Beschreibung in Umlauf zu bringen, die so detailliert wie nur eben möglich ist, damit die Leute wissen, worauf sie achten müssen. Ich muß die Öffentlichkeit beschützen. Das ist meine dringlichste Aufgabe.«
    »Quatsch!« sagte Delaney angewidert. »Deine dringlichste Aufgabe ist es, das New York Police Department zu beschützen. Die Geldsäcke und die Medien haben sich auf dich eingeschossen, deswegen willst du ihnen einen Knochen hinwerfen, um zu beweisen, daß das Department seine Arbeit tut und Fortschritte macht. Wegen deiner gottverdammten Public Relations bist du bereit, die ganze Untersuchung in Frage zu stellen.«
    Sie starrten sich an. Sie wußten, daß ihre Freundschaft diesen Moment überleben würde. Darum ging es nicht; es ging um einen Kampf Willen gegen Willen.
    Ivar Thorsen setzte sich wieder hin, so langsam, wie er aufgestanden war. Seine dünnen Finger trommelten auf der Schreibtischplatte. Er blickte Delaney unverwandt an.
    »In Ordnung«, sagte er, »da ist was dran. Nicht viel, aber etwas. Aber ich glaube, du regst dich bloß deswegen so auf, weil du nicht begreifst, wie wichtig Public Relations ist. Ich bin nämlich

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