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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Edward X. Delaney.
    »Weiß der Teufel«, antwortete Bentley wütend. »Wir hatten einen Mann in beiden Bars. Vielleicht hat sie ihn von der Straße mit hereingebracht.«
    »Nein«, meinte Delaney unbewegt. »Das ist nicht ihr Stil. Sie wußte ja, daß in dem Hotel zwei Tagungen stattfanden. Im Foyer, vielleicht; oder im Speisesaal. Aber nicht auf der Straße.«
    Ein paar Sekunden herrschte allgemeines Schweigen. Jeder überlegte, wie man sie stoppen konnte, bevor sie das nächste Mal zuschlug.
    »Zwischen dem neunundzwanzigsten Juni und dem zweiten Juli dürfte es wieder soweit sein«, sagte Boone. »Wir können nicht früh genug darüber nachdenken, was wir an zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen sollten. Intelligente Vorschläge werden dankbar angenommen.«
    Rauhes Gelächter ertönte, dann war die Konferenz beendet.
    Sergeant Boone nahm Delaney beiseite. »Haben Sie noch etwas Zeit, Chief?«
    »Sicher. Soviel du willst. Was gibt's?«
    »Im meinem Büro wartet ein Bursche — ein Arzt. Dr. Patrick Ho. Er arbeitet im Labor. Er war es, der das Blut auf dem Badezimmerboden untersucht und gesagt hat, daß es von einer weißen Frau stammt.«
    »Und?« fragte Delaney.
    Boone zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich weiß es auch nicht, Sir. Er hat mich aufgesucht, um mir zu erklären, daß an dem Blut irgendwas komisch sei. Aber ich werde aus seinem Gerede nicht schlau. Würden Sie sich mal mit ihm unterhalten, Chief? Vielleicht kapieren Sie, was er meint.«
    Dr. Patrick Ho war klein, dicklich und sonnengebräunt. Er sah aus wie ein junger Buddha mit rotem Haar. Als Boone Delaney vorstellte, verbeugte er sich und kicherte. Seine Hand war weich. Der Chief bemerkte manikürte Fingernägel.
    »Ah«, flötete Dr. Ho mit hoher Stimme, »was für eine Ehre, Sir. Ihr Name ist in aller Munde.«
    »Danke«, sagte Delaney. »Also, worum…«
    »Ihre großen Leistungen«, fuhr Dr. Ho begeistert fort. Seine dunklen Augen leuchteten. »Ihre Kombinationsgabe. Ich wäre selber gern Detektiv. Unglücklicherweise bin ich aber nur ein niedriger Wissenschaftler, dazu verdammt…«
    »Setzen wir uns«, sagte Delaney und fügte hoffnungsvoll hinzu: »Eine Minute.«
    Sie holten sich Stühle. Der Sergeant reichte Zigaretten herum. Der kleine Doktor sprang auf, ein Dunhill-Feuerzeug in der Hand. Er gab Delaney und Boone Feuer und löschte die Flamme wieder, ehe er seine eigene Zigarette anzündete.
    »Niemals drei auf einen Streich«, kicherte er.
    Er setzte sich wieder und blickte strahlend von einem zum anderen. Sein Gesicht wirkte wie ein Pfirsich mit rubinroten Lippen und winzigen Ohren. Seine dunklen Augen quollen leicht aus den Höhlen, und seine Zähne waren die kleinsten, die Delaney je gesehen hatte. Kinderzähne; perfekte Miniaturen.
    Seine Gesten waren graziös und gleitend, das reinste Ballett. Seine Gesichtszüge befanden sich nie in Ruhestellung; er lächelte, runzelte die Stirn, grimassierte, schürzte die vollen Lippen, zog einen Flunsch. Ein Orientale vom Scheitel bis zur Sohle, entschied Delaney.
    »Dr. Ho«, begann der Chief erneut, »was nun das Blut betrifft … Es besteht kein Zweifel, daß es von einer weißen Frau stammt?«
    »Kein Zweifel!« rief der Doktor aus. »Nicht der geringste!«
    »Dann verstehe ich nicht…«
    Dr. Ho beugte sich vor und blickte sie verschwörerisch an. Er hob den Zeigefinger und sagte: »Das Blut hat einen sehr hohen Kaliumgehalt.«
    Delaney und Boone blickten sich an.
    »Nun, Doktor«, sagte der Sergeant, »und was heißt das? Ich meine, was hat das für eine Bedeutung?«
    Dr. Ho lehnte sich wieder zurück und kreuzte seine kleinen Beine. Dann blickte er die Decke an.
    »Tja«, sagte er träumerisch, »in normalem Blut existiert nicht soviel Kalium.«
    Edward X. Delaneys Interesse war geweckt. Er rückte seinen Stuhl näher an den Doktor heran, geriet in eine Duftwolke von Hos süßlichem Parfüm und lehnte sich hastig wieder zurück.
    »Und was könnte die Ursache dafür sein?«
    »Oh, viele Dinge. Viele, viele Dinge.«
    Wieder warfen Delaney und Boone sich einen Blick zu. Die Schultern des Sergeants hoben sich kurz zu einem angedeuteten Zucken.
    »Nun, Doktor«, sagte Boone mit einem Seufzen. »Ich verstehe nicht ganz, wie das uns bei den Ermittlungen helfen könnte.«
    Dr. Patrick Ho runzelte die Stirn, zeigte seine kleinen Zähne und schürzte die Lippen. Dann beugte er sich vor und begann rasch zu reden.
    »Lassen Sie mich die Wahrheit gestehen: Ich bin zwar nur ein niedriger

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