Die dritte Todsuende
machen wir's wie immer. Wir gehen einfach zu ihm, klären den Erwerb der Dosen mit Pinckney und sagen, wir wären in einer Woche oder so wieder da, um die Behälter, die er gekauft hat, zu zählen. Wir müssen es ganz beiläufig klingen lassen. Wenn er es ihr gegenüber erwähnt, könnte sie eine Dummheit begehen.«
»Das erledige ich persönlich«, sagte Johnson. »Ich möchte mir die Dame ohnehin mal ansehen.«
Also suchte Detective Aaron Johnson den Sicherheitschef Everett Pinckney im Hotel Granger auf. Er gab vor, einen Einbruch in einen Mace-Großhandel zu untersuchen und die Seriennummer von jeder in New York verkauften Dose überprüfen zu müssen.
»Die gute Nachricht«, berichtete er später, »ist, daß dieser Pinckney den Kauf der Dosen zugibt. Er scheint jedem seiner Mitarbeiter, einschließlich Zoe, eine Sprühdose gegeben zu haben. Er hat die Nachfüllpatronen in seinem Büro gelagert und will bis nächste Woche die Dosen seiner Mitarbeiter eingesammelt haben, damit wir sie untersuchen können. Die schlechte Nachricht ist, daß ich sie selber nicht zu Gesicht bekommen habe; sie war gerade beim Lunch oder sonstwo.«
Das bewies wenigstens, daß Zoe Zugang zu dem Tränengas gehabt hatte. Ein Plus, aber, wie Sergeant Boone sagte, nur ein winziges Plus.
Weit wichtiger war das Ergebnis einer Durchsuchung von Zoe Kohlers Appartement, einem vollkommen illegalen Unternehmen. Der Plan dazu wurde bei einer Konferenz gefaßt, auf der nur Delaney, Boone und Detective Bentley anwesend waren. Deputy Commissioner Ivar Thorsen wurde bewußt nicht von dem Plan in Kenntnis gesetzt; der Chief wollte ihm die Mitwisserschaft ersparen.
»Wir können da mit Leichtigkeit einen Mann einschleusen«, erklärte Abner Boone. »Der Eigentümer hat bestimmt nichts dagegen. Wir verkleiden unseren Mann als Wartungsmonteur Portier, Fensterputzer oder sonstwas — für den Fall, daß einer der anderen Mieter ihn sieht und Fragen stellt. Er nimmt sich ihre Wohnung vor, während sie bei der Arbeit ist; wir checken das mit ihren Beschattern ab.«
»Das Problem«, meinte Delaney, »ist, daß er das Schloß aufbrechen muß. Wir wollen den Eigentümer nicht um einen Generalschlüssel bitten. Je weniger Leute wir informieren, desto besser. Außerdem brauchen wir einen schnellen Burschen, jemand, der es schafft, in, sagen wir, weniger als einer Stunde, reinzugehen, die Wohnung zu durchsuchen und wieder draußen zu sein.«
»Dafür habe ich genau den Richtigen«, sagte Bentley prompt. »Ramon Gonzales. Wir nennen ihn natürlich ›Speedy Gonzales‹. Er knackt ein Schloß schneller als Sie eine Nuß und wird so schnell drin und wieder draußen sein, daß niemand auch nur das Geringste merkt. Wonach soll er Ausschau halten?«
»Nach einer halbvollen oder leeren Dose Tränengas«, sagte Boone. »Einem Taschen-, Klapp- oder Springmesser. Einem goldenen Armband mit den Worten Warum nicht? darauf. Und nach auffälligen Kleidern — einem dunkelgrünen Seidenkleid mit dünnen Trägern, hochhackigen Schuhen. Die Sachen hat sie bei dem Mord an Ashley angehabt. Und nach einem weißen Rollkragenpullover und einem Denimrock, dem Zeug, das sie trug, als sie LaBranche umgelegt hat. Sonst noch was? Chief?«
»Ja«, antwortete Delaney. »Sagen Sie ihm, er soll nach Nylonperücken Ausschau halten, schwarz und erdbeerblond. Und er soll Handschuhe anziehen und so wenig wie möglich berühren oder verrücken. Außerdem soll er um Himmels willen nichts mit herausnehmen, sondern alles da lassen, wo es liegt.«
»Sie wird nie erfahren, daß sie Besuch gehabt hat«, versicherte Bentley ihm.
Zwei Tage später legte er seinen Bericht vor. Während er redete, blickte er immer wieder in sein Notizbuch.
»Es gab nicht die geringsten Probleme«, begann er. »Speedy hat niemand gesehen, außer den Burschen unten in der Lobby, der sich eine oder zwei Minuten mit ihm unterhalten, aber keine Fragen gestellt hat. Der Besitzer hatte ihm gesagt, daß jemand vorbeikommen würde, der nachsehen sollte, ob die Teppiche in den Korridoren gereinigt werden müßten. Das Schloß hat Speedy keinerlei Schwierigkeiten bereitet — ein Witz, sagte er. Er war nicht einmal eine Stunde in der Wohnung, hat sie aber von oben bis unten durchsucht. Er hat sowohl das Armband als auch das grüne Seidenkleid gefunden. Die meisten ihrer Kleider sind gewöhnlich und langweilig; das verrückte Zeug hat sie hinten im Schrank versteckt. Jede Menge Nuttenkleider, sagte Speedy. Ein Messer oder eine
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