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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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wie Drogenfahnder auf eine Koksparty.
    Man würde ihr bis zu dem Hotel folgen, das sie ausgesucht hatte, und dann würde der Cowboy informiert werden. Er würde sie ansprechen oder darauf warten, daß sie ihn ansprach. Dann würde er sie mit in sein Hotelzimmer nehmen. Der Aufriß war der riskanteste Teil. Hatte der Cowboy den Kontakt erstmal hergestellt, mußte der Rest eigentlich wie geschmiert laufen.
    Aber die Politiker sagten: ›Nein, das Risiko können wir nicht eingehen, wir wollen sie bloß stoppen, mehr nicht, damit das Kongreßgeschäft wieder in Gang kommt, und wenn sie davonkommt, haben wir eben Pech gehabt, aber wir haben sie wenigstens gestoppt, oder nicht?‹
    Edward X. Delaney schnitt eine Grimasse des Abscheus. Gesetz war Gesetz, und Mord war Unrecht, und jedesmal, wenn man zu Kreuze kroch, schwächte man damit den gesamten Körper des Gesetzes und schadete dieser Bibel, die zu schreiben Jahrhunderte gedauert hatte.
    Bei Gott, wenn er noch im aktiven Dienst und für diesen Fall verantwortlich gewesen wäre, er hätte sie zerquetscht! Sie mochte morden und noch mal morden, am Ende hätte er sie gekriegt und mit den Füßen nach oben aufgehängt, und der beste Verteidiger der Welt hätte nicht verhindern können, daß die Geschworenen sie »Schuldig im Sinne der Anklage!« sprachen.
    Als er zu Hause ankam, war er schweißnaß, sein Gesicht gerötet, und er keuchte vor Erschöpfung.
    »Was ist denn mit dir passiert?« fragte Monica neugierig. »Du siehst aus, als hättest du mit dem Teufel gerungen.«
    »So was Ähnliches«, sagte er.
    Dienstag, 22. Juli…
    Als sie erwachte, war sie weder rein noch gesund — und sie wußte, daß sie es nie sein würde. Die Schmerzen im Unterleib hielten jetzt ständig an, und sie waren fast so stark wie die Krämpfe, wenn sie ihre Periode hatte. Schwäche beugte ihre Knie; sie fühlte sich oft schwindlig und befürchtete, eines Tages auf der Straße das Bewußtsein zu verlieren.
    Sie fuhr fort, Gewicht zu verlieren; das Fleisch schmolz ihr sozusagen von den Knochen und Gelenken; sie schien nur noch aus Knoten und Kanten zu bestehen. Die verfärbten Stellen wuchsen; mit ohnmächtigem Entsetzen sah sie zu, wie ganze Flecken ihrer Haut einen schmutziggrauen Ton annahmen.
    Nichts stimmte mehr. Sie verspürte Übelkeit und übergab sich. Sie hatte plötzlich ein unbezähmbares Verlangen nach Salz und nahm drei, vier, schließlich fünf Tabletten am Tag. Als sie ihren Speiseplan umstellte, bekam sie erst Verstopfung und dann Durchfall.
    ihr Traum vom Glück im Gefolge von Ernest Mittles Heiratsantrag war verschwunden. Jetzt ertappte sie sich manchmal dabei, wie sie laut sagte: »Ich bin krank, und ich bin es leid, krank und müde zu sein.«
    Als Madeline Kurnitz anrief, um sie zum Mittagessen einzuladen, versuchte Zoe, abzulehnen, denn sie war nicht sicher, ob sie dazu die Kraft haben würde, und außerdem fürchtete sie sich davor, was Maddie über ihr Aussehen sagen mochte.
    Aber ihre Freundin ließ sich nicht abwimmeln; sie war sogar bereit, sich mit dem Speisesaal des Granger zufriedenzugeben.
    »Ich möchte dir jemand vorführen«, sagte Maddie kichernd.
    »Wen?«
    »Das wirst du schon sehen!«
    Zoe reservierte einen Tisch für drei Personen und saß bereits, als Maddie eintraf. In ihrer Begleitung befand sich ein großer, kräftiger junger Mann, der kaum älter als zwei- oder dreiundzwanzig sein konnte. Maddie hing besitzergreifend an seinem Arm, blickte zu ihm auf und flüsterte etwas, das ihn laut auflachen ließ.
    Sie warf Zoe kaum einen flüchtigen Blick zu, sagte nur: »Himmel, bist du dünn.« Dann stellte sie ihren Begleiter vor: »Kleines, dieser Hengst hier ist Jack. Daß du mir nicht auf dumme Gedanken kommst, ich habe ihn als erste entdeckt. Jack, dies ist Zoe, meine beste Freundin. Meine einzige Freundin. Sag ›Tag, wie geht es ihnen?‹ Das schaffst du doch, oder?«
    »Tag, Zoe«, sagte Jack mit einem Aufblitzen schneeweißer Zähne, »wie geht es Ihnen?«
    »Siehst du?« sagte Maddie. »Bei einem einfachen Satz hat er keine Schwierigkeiten. Jack war gerade nicht da, als ihm das Gehirn zugestellt werden sollte, aber mit dem, was er weiter unten vorzuweisen hat — wer braucht da schon Gehirn? Wie wär's denn jetzt mit einem kleinen Drink, Freunde? Meinem ersten heute.«
    »Deinem ersten in den letzten fünfzehn Minuten», sagte Jack.
    »Ist er nicht süß?« fragte Maddie und streichelte Jacks Wange. »Als nächstes bringe ich ihm Männchen und

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