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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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aufrichtiger Mann, und ich liebe dich.«
    »Dann wirst du also…?«
    »Oh, Darling, ich kann dir die Antwort nicht sofort geben, jetzt, im Moment. Ich komme mir vor wie in einem Wirbelsturm. Du mußt mir etwas Zeit zum Nachdenken geben…«
    »Natürlich«, sagte er eilig, »das verstehe ich. Ich wollte dich nicht überfahren oder so. Aber du wirst darüber nachdenken, nicht wahr?«
    »Oh, Liebling, natürlich werde ich das.«
    »Nun…«, sagte er und kicherte nervös, »und um dich daran zu erinnern, habe ich, eh, das hier für dich gekauft…«
    Er griff in die rechte Jackettasche und förderte eine kleine, mit Samt bezogene Schachtel heraus. Er öffnete sie.
    »Der kleinste Diamant der Welt«, sagte er mit einem Lachen. »Aber er ist hübsch, nicht wahr, Zoe? Ist er nicht hübsch?«
    »Er ist wunderschön«, sagte sie und betrachtete den silbernen Ring mit dem funkelnden Stein. »Einfach wunderschön.«
    »Versuch mal, ihn überzustreifen«, drängte er sie. »Ich wußte deine Größe nicht, so daß er vielleicht zu weit oder zu eng ist. Aber der Mann sagte, man kann ihn anpassen oder sogar umtauschen.«
    Sie streifte den Ring über ihren knochigen Finger.
    »Zu groß«, sagte sie voller Bedauern. Sie nahm den Ring wieder ab und legte ihn vorsichtig in die Schachtel zurück.
    »Das läßt sich ändern«, versicherte er ihr. »Zoe, deine Finger sind so dünn. Und was ist das für ein brauner Fleck da?«
    »Ich habe mich verbrannt«, sagte sie rasch. »An einer heißen Pfanne. Das wird schon wieder.«
    »Du solltest zu einem Arzt gehen. Tut es weh?«
    »Oh, nein. Es ist wirklich nichts. In einer Woche ist es weg.«
    Sie versuchte, ihm die Schachtel mit dem Ring wiederzuzustecken, aber er weigerte sich, sie zurückzunehmen.
    »Behalte sie, Liebes«, sagte er. »Leg sie irgendwohin, wo du sie ständig vor Augen hast, damit du nicht vergißt, was ich dich gefragt habe. Versprichst du mir das, Zoe?«
    »Dazu brauche ich keinen Ring«, sagte sie mit einem Lächeln. »Oh, Ernie, das war so lieb von dir. Und der Ring ist so schön.«
    »Gefällt er dir? Wirklich?«
    »Es ist der wunderbarste Ring der ganzen Welt, und du bist der wunderbarste Mann.«
    »Sag ja, Darling. Denk darüber nach, denk an alles, was ich dir gesagt habe, und sag ja.«
    Als Zoe Kohler an diesem Abend allein zu Hause war, streifte sie den Ring noch einmal über den Finger und ballte die Hand zur Faust, damit er nicht herunterrutschte. Während sie auf den glitzernden Stein starrte, empfand sie das Glück zum erstenmal als etwas, wofür sie sich bewußt entscheiden konnte. Sie brauchte bloß zuzugreifen.
    Sie würde Dr. Stark anrufen und sich bereit erklären, ins Krankenhaus zu gehen. Sie würde tun, was auch immer nötig sein mochte, jede noch so schlimme Demütigung ertragen, um ihre Gesundheit wiederzuerlangen. Sie würde all die überflüssigen Pillen und Kapseln wegschmeißen. Sie würde mit dem Trinken aufhören und nur noch gutes, nahrhaftes Essen zu sich nehmen.
    Sie würde wieder zunehmen, und ihre Haut würde glatt und rein aussehen. Ihr Körper würde wieder schön, schlank und geschmeidig werden. Ihr Atem würde lieblich duften, und auch die monatlichen Krämpfe würden mit ihrer wachsenden Zufriedenheit verschwinden.
    Sie würde mit ihren Abenteuern aufhören, denn sie würde ihrer nicht mehr bedürfen. Die Polizei würde der Suche nach dem Täter überdrüssig werden, und der Hotel-Ripper würde aufhören, die Schlagzeilen zu beherrschen. In ein paar Wochen oder Monaten würde die gesamte Angelegenheit der Vergangenheit angehören.
    Sie würde Ernest Mittle heiraten. Ja, und ihrem Ex-Ehemann würde sie eine Einladung schicken! Ernie würde bei ihr einziehen, denn ihre Wohnung war die größere. Sie würde ihren Job beim Hotel Granger behalten, bis Ernie im Computerwesen die große Karriere machte.
    Sie würden abwechselnd füreinander kochen und jeden Abend nach Hause eilen, um beieinander zu sein und sich zu unterhalten. Sie würden zusammen wundervolle Reisen machen, im Urlaub an verlassehen Stränden Spazierengehen und in endlosen Meeren schwimmen.
    Sie würden sich sehr sanft, sehr zärtlich lieben und dabei die höchste Erfüllung finden. Dann würden sie einschlafen, einer in den Armen des anderen, und wieder erwachen, um sich noch einmal zu lieben, ein Lächeln auf den Lippen. Sie würden Freude und Seligkeit im Körper des anderen finden, in der geteilten Leidenschaft. Sie würden nichts tun, das häßlich oder gemein

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