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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Damit konnte man jedes falsche Geständnis mit Leichtigkeit abschmettern. Wie kann man nur so schwachsinnig sein wie dieser Slavin!«
    »Vergiß es«, sagte Delaney. »Slavin legt sich selbst die Schlinge um den Hals. Du kannst deine Hände in Unschuld waschen.«
    »Sieht so aus«, meinte Boone mit einem Seufzen. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was ich unseren Lockvögeln jetzt sagen soll. Achtet auf jeden, der eine Perücke in irgendeiner Farbe trägt und einen Meter fünfundsechzig bis siebenundsechzig groß ist? Das ist nicht gerade viel.«
    »Nein«, meinte Delaney, »ist es nicht.«
    »Wir haben uns um den Tip gekümmert, den Sie mir gegeben haben. Sie wissen schon, daß beide Opfer vielleicht denselben Burschen angestellt und gefeuert haben. Wir arbeiten noch daran, aber es sieht nicht gut aus.«
    »Es muß gemacht werden«, sagte Delaney unnachgiebig.
    »Sicher. Ich weiß. Wir stürzen uns auf alles, wirklich alles. Ich habe auch daran gedacht, daß Sie gesagt haben, die Zeit zwischen den Morden würde kürzer und kürzer werden. Also habe ich…«
    »Gewöhnlich«, erinnerte Delaney ihn. »Ich habe gesagt, gewöhnlich.«
    »Richtig. Nun, zwischen dem Mord an Puller und dem an Wolheim lag ungefähr ein Monat. Sollte es einen dritten geben, was Gott verhüten möge, dann könnte er — geht man von Ihren Worten, Ihren Vermutungen aus — um den dritten April herum passieren. Das wäre etwa drei Wochen nach dem Mord an Wolheim. Also werde ich in der Woche alle um erhöhte Alarmbereitschaft bitten.«
    »Kann nie schaden«, sagte Edward X. Delaney.
    »Sollte es wirklich noch einen geben, rufe ich Sie an. Sie haben versprochen, sich den Tatort anzuschauen, wissen Sie noch?«
    »Ich erinnere mich.«
    Aber der dritte April kam und ging, ohne daß ein weiterer Hotelmord gemeldet wurde. Delaney war verwirrt. Nicht, weil ihn die Ereignisse widerlegt hatten; das geschah nicht zum erstenmal. Aber es irritierte ihn, daß dieser Fall in keinem Punkt auch nur einem vertrauten Schema folgte.
    Am frühen Morgen des zehnten April, gegen sieben Uhr dreißig, war Delaney schon wach, lag aber noch im Bett, denn der Gedanke, den warmen Kokon seiner Decken verlassen zu müssen, erfüllte ihn mit Widerwillen. Plötzlich klingelte das Telefon. Monica erwachte und fuhr im Bett herum. Sie starrte ihn an.
    »Edward X. Delaney hier«, meldete er sich.
    »Chief, hier spricht Boone. Er hat wieder zugeschlagen. Im Coolidge. Können Sie vorbeikommen?«
    »Ja«, sagte Delaney.
    »Wer war das?« fragte Monica.
    »Boone. Es ist wieder ein Mord geschehen.«
    »O Gott«, sagte sie.
    Edward X. Delaney verließ den Fahrstuhl im 14. Stock. Ein uniformierter schwarzer Cop stand mitten im Korridor und ließ einen Gummiknüppel an seiner Lederschlinge hin und her schwingen. Hinter ihm, weit den langen Korridor hinunter, hatten sich Abner Boone und ein paar andere Männer um eine Tür geschart.
    »Ich möchte gern zu Sergeant Boone«, erklärte Delaney dem Cop. »Er erwartet mich.«
    »Ach ja?« fragte der Cop und musterte Delaney von oben bis unten. Dann drehte er sich um und brüllte:
    »Hey, Serge!« Als Boone sich umblickte, deutete der Cop mit dem Daumen auf Delaney. Der Sergeant nickte und winkte.
    Der Chief ging den Gang hinunter. Boone kam ihm ein paar Schritte entgegen.
    »Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe«, sagte Delaney. »Ich konnte kein Taxi kriegen.«
    »Ich bin froh, daß Sie so spät kommen«, sagte der Sergeant. »So sind Sie dem Chaos entgangen, das hier los war. Reporter, TV-Teams, ein Bursche aus dem Büro des Bürgermeisters, der Sergeant aus dem Büro des Staatsanwalts, Deputy Commissioner Thorsen, Chief Bradley, Inspector Jack Turrell — kennen Sie ihn? —, Lieutenant Slavin und so weiter und so weiter. Fehlte bloß noch ein Minister und der Präsident der Vereinigten Staaten.«
    »Hast du die alle reingelassen?«
    »Machen Sie Witze? Natürlich nicht. Abgesehen davon wollte sich sowieso keiner von denen so früh am Morgen eine Leiche ansehen. Sie wollten lediglich am Tatort fotografiert werden und ein Statement abgeben, das vielleicht in den Abendnachrichten gesendet wird.«
    »Gut«, sagte Delaney mit einem Lächeln.
    Er blickte sich auf dem Korridor um. Zwei Sanitäter mit einer Trage warteten darauf, die Leiche wegschaffen zu können. Sie saßen zusammen mit zwei Zeitungsfotografen auf dem Boden und spielten Karten.
    Der Chief blickte durch die offene Tür. Das Zimmer sah aus wie jedes andere Hotelappartement

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