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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Leichenbeschauers jemand, der uns helfen konnte. Aber einer der Assistenten riet uns, einmal beim Naturgeschichtlichen Museum nachzufragen. Er hat uns den Namen eines Anthropologen gegeben, angeblich eine Koryphäe, wenn es darum geht, aus einem einzigen Knochen ein ganzes Skelett zu rekonstruieren.«
    »Gut«, sagte Delaney, erfreut über Boones Sorgfalt.
    »Was hat er gesagt?«
    »Er sagte, seiner Schätzung nach — und er bestand auf dem Begriff Schätzung — sei die Person, die in dem Sessel gesessen hätte, ungefähr einen Meter fünfundsechzig bis ein Meter siebenundsechzig groß.«
    Einen Moment herrschte Schweigen.
    »Chief?« fragte Boone. »Sind Sie noch da?«
    »Ja, Sergeant«, sagte Delaney langsam, »ich bin noch da. Ein Meter fünfundsechzig bis siebenundsechzig? Das könnte eine mittelgroße Frau oder ein mittelkleiner Mann sein.«
    »Richtig«, meinte der Sergeant. »Aber das ist wenigstens etwas, nicht, Chief? Ich meine, es ist immerhin mehr als wir vorher hatten.«
    »Natürlich«, sagte Edward X. Delaney so herzlich er konnte. Er brauchte nicht zu sagen, wie dünn diese Spur war; der Sergeant wußte das selbst.
    »Chief, ich möchte Sie gern um einen Gefallen bitten.«
    »Natürlich. Was immer du willst.«
    »Könnte ich Sie wegen dieser Untersuchung hin und wieder anrufen?« fragte der Sergeant, immer noch mit gedämpfter Stimme. »Um Sie darüber zu informieren, was vorgeht, und Sie gelegentlich um Ihre Hilfe zu bitten?«
    Das war Commissioner lvar Thorsens Vorschlag, mit Sicherheit. Was bedeutete, daß Thorsen der Sachkenntnis von Lieutenant Martin Slavin nicht gerade übermäßiges Vertrauen entgegenbrachte.
    »Ruf mich an, wann immer du dazu Lust hast, Sergeant. Du weißt ja, wo ich zu erreichen bin.«
    »Danke, Sir«, sagte Boone erleichtert.
    Delaney legte auf. Dann fügte er seinen Notizen über den Täter einen vierten Punkt hinzu: Geschätzte Größe 1,65—1,67. Anschließend ging er in die Küche und machte sich ein Sandwich aus gekochtem Schinken, Eiern und Mayonnaise auf Roggenbrot.
    Am Essen war nichts auszusetzen. Aber es wurde von Monicas Stimmung verdorben. Sie war schweigsam und mürrisch.
    »Monica, was hast du denn?«
    »Dieses Symposium heute nachmittag«, schluchzte sie. »Es ging um Kindesmißhandlung. Es war so schrecklich. Ich glaube, ich brauche einen Brandy.«
    Nach dem Brandy und nachdem sie die Küche aufgeräumt hatten, gingen sie beide ins Arbeitszimmer. Monica setzte sich an den Schreibtisch. Sie begann, an ihre Kinder zu schreiben, an Eddie, Mary und Sylvia.
    Er betrachtete sie intensiv. Sie lächelte, während sie schrieb; etwas Komisches war ihr eingefallen, oder vielleicht dachte sie einfach nur an die Kinder. In diesem Augenblick erschien sie Delaney als perfekte Verkörperung des Weiblichen.
    »Monica«, sagte er.
    »Darf ich dir eine Frage über das Symposium heute nachmittag stellen? Wenn es dir etwas ausmacht, lasse ich es sein.«
    »Nein, mir geht es schon wieder besser. Was möchtest du denn wissen?«
    »Sind dort irgendwelche Statistiken über die Häufigkeit von Kindesmißhandlungen zitiert worden? Und ob sie zunimmt oder nachläßt?«
    »Sie hatten alle Zahlen«, sagte Monica mit einem Nicken. »In den letzten zehn Jahren haben die Fälle von Kindesmißhandlung zugenommen, aber der Redner sagte, das läge wahrscheinlich daran, daß sich immer mehr Ärzte und Krankenhäuser des Problems bewußt werden und solche Fälle den Behörden melden.«
    »Das trifft wahrscheinlich zu«, meinte er. »Hatten sie auch Zahlen über die Fälle, wo die Mißhandlungen sexueller Natur waren? Wurden sie eher von Männern oder Frauen begangen?«
    »Da kann ich mich an die Zahlen nicht erinnern«, sagte sie. »Es gab eine Menge Fälle, wo beide Elternteile mitgemacht haben. Selbst wenn nur einer von ihnen wirklich handgreiflich geworden ist, hat der andere es meistens gebilligt.«
    »Aber wenn nur ein Elternteil oder Verwandter der Aggressor war, handelte es sich dann mit mehr Wahrscheinlichkeit um den Mann oder die Frau?«
    Sie blickte ihn an und fragte sich, worauf er hinauswollte. »Edward, ich habe dir schon gesagt, darüber gibt es keine Statistiken.«
    »Aber wenn du schätzen müßtest, was würdest du schätzen?«
    »Wahrscheinlich Frauen«, gab sie schließlich zu. »Aber nur, weil Frauen einem größeren Druck und stärkeren Frustrationen ausgesetzt sind. Ich meine, sie sind den ganzen Tag mit einem Haufen plärrender Kinder eingesperrt, müssen das Haus

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