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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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sauberhalten und das Essen kochen. Während der Ehemann sich in seinem Büro oder der Fabrik versteckt oder in der Kneipe nebenan sitzt.«
    »Sicher«, sagte Delaney. »Aber du würdest schätzen, daß mindestens die Hälfte aller Kindesmißhandlungen von Frauen begangen werden — und möglicherweise sogar mehr als die Hälfte?«
    Sie starrte ihn an, plötzlich auf der Hut.
    »Warum stellst du mir diese Fragen?« wollte sie wissen.
    »Reine Neugier«, sagte er.
    Am Morgen des 24. März ging Edward X. Delaney zu einer französischen Bäckerei an der Second Avenue, um frische Croissants zu holen und sich auf dem Rückweg die New York Times zu kaufen. Dann frühstückten sie und lasen dabei die Zeitung. Er gab ihr den Wirtschaftsteil und begann selber im Lokalteil zu blättern.
    »Oh, Gott, sieh dir das an…«, sagte er und zeigte ihr den Artikel mit der Überschrift »KILLER IN ZWEI MORDFÄLLEN GESUCHT!«
    »Das ist Abners Fall«, sagte er. »Die Hotelmorde. Jetzt werden sich die Zeitungen der Geschichte annehmen. Die Hysterie geht los.«
    »Das mußte doch früher oder später passieren«, sagte sie. »Oder? Es war nur eine Frage der Zeit.«
    »Vermutlich.«
    Aber nach einer zweiten Tasse Kaffee schlug er die Nummer von Thomas Handry in seinem privaten Telefonbuch nach. Handry war ein Reporter, der ihm während der Operation Lombard wertvolle Dienste geleistet hatte.
    Am anderen Ende wurde nach dem ersten Klingeln abgehoben. Die Stimme klang knapp, gequält…: »Handry.«
    »Edward X. Delaney hier.«
    Eine Pause. Dann: »Chief! Wie geht es Ihnen?«
    »Sehr gut, danke. Und Ihnen?«
    Sie plauderten ein paar Minuten lang, dann fragte Delaney: »Schreiben Sie immer noch Gedichte?«
    »Mein Gott«, sagte der Reporter. »Sie vergessen nichts, oder?«
    »Nichts Wichtiges.«
    »Nein, ich habe die Lyrik aufgegeben. Ich war schlecht, und ich wußte es. Jetzt wäre ich gern Auslandskorrespondent. Wer weiß, nächste Woche möchte ich vielleicht Feuerwehrmann, Cop oder Astronaut werden.«
    Delaney lachte. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Chief, es ist schön, nach all den Jahren wieder einmal mit Ihnen zu plaudern, aber ich habe das komische Gefühl, daß Sie nicht nur angerufen haben, um guten Tag zu sagen. Sie wollen doch was.«
    »Ja«, sagte Delaney. »Auf Seite drei des Lokalteils heute morgen stand ein Artikel. Über zwei Hotelmorde.«
    »Und?«
    »Er war nicht gezeichnet. Ich habe mich nur gefragt, wer den wohl geschrieben haben könnte.«
    »Ach so. In diesem Fall stammt das Material zu dem Artikel von drei Leuten, unter anderem von mir. Ist das alles, was Sie wissen wollten?«
    »Nicht ganz.«
    »Hatte ich auch nicht erwartet. Was noch?«
    »Wer hat die Verbindung hergestellt? Zwischen den beiden Morden, meine ich. Immerhin lag ein ganzer Monat dazwischen, und in New York passieren jeden Tag vier oder fünf Morde.«
    »Chief, Sie sind nicht der einzige Detektiv. Trauen Sie uns wenigstens auch ein bißchen Intelligenz zu. Wir haben die Verbrechen studiert und die Ähnlichkeiten im Modus operandi bemerkt.«
    »Quatsch«, sagte Delaney. »Ihr habt einen Tip bekommen.«
    Handry lachte. »Nicht vergessen«, sagte er, »das haben Sie gesagt, nicht ich.«
    »Telefonisch oder per Post?«
    »He, nun mal langsam«, sagte der Reporter. »Das ist doch mehr als bloße Neugier. Was interessiert Sie an der Geschichte?«
    Delaney zögerte. Dann: »Ein Freund von mir bearbeitet den Fall. Er braucht alle Unterstützung, die er kriegen kann.«
    »Warum ruft er dann nicht selber an?«
    »Scheiß drauf«, sagte Delaney ärgerlich. »Wenn Sie nicht wollen, dann…«
    »He, immer mit der Ruhe«, sagte Handry. »Ich habe nicht gesagt, daß ich nicht will. Aber was kriege ich dafür?«
    »Einen Tip von einem Insider«, sagte Delaney. »Eine Spur, die Sie vorher noch nicht hatten. Vielleicht führt sie irgendwohin, vielleicht auch nicht.«
    Einen Moment herrschte Schweigen.
    »In Ordnung«, sagte der Reporter, »ich bin eine Spielernatur. Harvey Gardner hat den Anruf entgegengenommen. Ungefähr vor einer Woche.«
    »Haben Sie mit Gardner darüber gesprochen?«
    »Natürlich. Der Anruf erfolgte ungefähr um halb sechs Uhr abends. Der Anrufer faßte sich sehr kurz und nannte weder Namen noch Adresse.«
    »Ein Mann oder eine Frau?«
    »Schwer zu sagen. Gardner sagte, es hätte geklungen, als versuchte jemand, seine Stimme zu verstellen und besonders tief zu sprechen.«
    »Es könnte also sowohl ein Mann als auch eine Frau

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