Die dritte Todsuende
sein?«
»Könnte. Noch was… Gardner sagt, der Anrufer hätte gesagt: ›Es war dieselbe Persona Nicht ›Es war derselbe Killer‹ oder ›Es war in beiden Fällen derselbe Bursche‹, sondern dieselbe Person. Was denken Sie?«
»Ich denke, daß Sie vielleicht doch kein so schlechter Cop wären. Danke, Handry.«
»Ich erwarte ein kleines Gegengeschenk, Chief.«
»Sie werden eins kriegen«, versprach Delaney. »Ach, noch was…«
»Wie könnte es anders sein«, meinte Handry seufzend.
»Es könnte sein, daß ich einige Recherchen anstellen muß. Ich zahle natürlich dafür. Kennen Sie einen guten Rechercheur?«
»Sicher«, sagte Handry. »Mich.«
»Sie? Nein. Das interessiert Sie nicht — es ist langweiliges, statistisches Zeug.«
»Das möchte ich wetten«, sagte der Reporter. »Hören Sie, ich habe hier die besten Quellen der Welt zur Verfügung. Geben Sie mir eine Chance. Sie brauchen auch nicht dafür zu bezahlen.«
»Ich werde drüber nachdenken«, sagte Delaney. »War nett, mit Ihnen zu plaudern.«
»Melden Sie sich mal wieder«, sagte Handry.
Der Chief legte auf und saß einen Moment einfach nur da und starrte das Telefon an. Es war dieselbe Person. Der Reporter hatte recht; da schwang eine falsche Note mit.
Es mußte der Killer gewesen sein, der Gardner den Tip gegeben hatte; der Killer oder einer, der ihn gut kannte. Er seufzte und fragte sich, warum er Handry überhaupt angerufen hatte, warum er sich in dieser Sache so engagierte. Er war jetzt ein ganz normaler Privatmann; es fiel nicht mehr unter seine Verantwortung. Trotzdem…
Es gab mehrere Gründe. Er wollte Abner Boone helfen. Das Leben eines Pensionärs begann zunehmend langweilig zu werden. Die Tatsache, daß ein Killer frei herumlief, war eine Herausforderung für ihn.
Detective Sergeant Abner Boone rief am Morgen des 25. März an. Er fragte, ob er kurz einmal hereinschauen dürfe, und Delaney sagte, selbstverständlich, jederzeit; Monica war auf einem Feministinnentreffen.
Die beiden Männer hatten fast täglich miteinander telefoniert. Boone hatte über den Killer, der in den Zeitungen und im Fernsehen jetzt der »Hotel-Ripper« genannt wurde, nichts Neues zu berichten, außer daß Lieutenant Martin Slavin der Überzeugung war, daß es sich nicht um eine Prostituierte handeln könne, da nichts gestohlen worden war. Er hatte die meisten Beamten seines Kommandos dazu abgestellt, Homosexuelle aufzugreifen, einschlägige Kneipen durchzukämmen und stadtbekannte Transvestiten vorzuführen.
»Na ja«, meinte Delaney mit einem Seufzen, »er hält sich an die Statistiken. Bei solchen Verbrechen waren die Täter in den meisten Fällen ja wirklich Männer.«
»Sicher«, antwortete Boone, »ich weiß das. Aber jetzt steht das Büro des Bürgermeisters nicht nur von der Hotelbranche und den Touristikunternehmen, sondern auch noch von den Schwulen unter Beschuß. Die Sache fängt an zu kochen.«
Aber als Sergeant Abner Boone am Morgen des 26. März erschien, war er es, der kochte.
»Schauen Sie sich das an«, sagte er und ließ einen aus einem Handzettel gefalteten Flieger auf Delaneys Schreibtisch landen. »Slavin hat darauf bestanden, der Sicherheitsabteilung jedes einzelnen Hotels in der Innenstadt so einen Wisch zukommen zu lassen.«
Delaney setzte seine Brille auf und las den Text auf dem Blatt. Dann blickte er Boone an. »So ein gottverdammter Idiot!«
»Richtig!« sagte der Sergeant und marschierte mit großen Schritten auf und ab. »Ich habe ihn auf Knien angefleht. ›Lassen sie die schwarze Nylonperücke weg‹, habe ich gesagt. Wir haben keine Möglichkeit, buchstäblich keine, dieses Detail den Medien vorzuenthalten, wenn jedes Hotel der Innenstadt darüber Bescheid weiß. Also wird es in den Zeitungen erscheinen, und der Killer wechselt seine Perücke — habe ich nicht recht? Blond oder rot oder sonst was. Während unsere Leute überall nach jemand mit einer schwarzen Perücke Ausschau halten. Es ist zum Verrücktwerden!«
»Reg dich nicht auf«, beruhigte Delaney ihn. »Du kannst es nicht mehr ändern. Hast du Slavin deine Einwände in Gegenwart von Zeugen vorgetragen?«
»Sicher habe ich das«, sagte Boone wütend.
»Gut«, sagte Delaney, »dann ist es sein Kopf, nicht deiner. Habt ihr viele falsche Geständnisse bekommen?«
»Jede Menge«, antwortete der Sergeant. »Jeder Bekloppte in der ganzen Stadt hat sich schon gemeldet. Das ist auch so ein Grund, aus dem ich die schwarze Nylonperücke geheimhalten wollte.
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