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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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interessiert und so weiter.«
    »Und nebenbei wollen Sie sich auch noch ein bißchen amüsieren, nicht wahr?« fragte sie kokett.
    »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen«, sagte er mit einem dünnen Grinsen.
    »Aus Atlanta, Georgia«, sagte sie und reichte ihm seine Karte zurück. »Sie klingen gar nicht wie ein Südstaatler.«
    Er lachte rauh.
    »Teufel, nein, ich bin kein Rebell. Aber in Atlanta sitzt das große Geld. Eigentlich komme ich aus Buffalo. Ich habe praktisch überall in den Staaten schon gelebt. Und wo sind Sie her, Schätzchen?«
    »Direkt aus New York.«
    »Ehrlich? Ich habe noch nicht viele geborene New Yorker getroffen. Wie heißen Sie?«
    »Irene.«
    Er hatte eine Suite im achten Stock: Salon, Schlafzimmer, Bad. Es verfügte über eine perfekt sortierte Bar auf Rädern, mit Eisbehältern, Whiskey, Wein und Bier, Tüten mit Kartoffelchips, Brezeln und gesalzenen Erdnüssen.
    »Willkommen in der Leonard-T.-Bergdorfer-Suite«, sagte er, »wo Sie auch in der Ferne zu Hause sind.«
    Sie blickte sich um und überlegte, ob sich von den anderen Leuten in dem überfüllten Fahrstuhl wohl jemand an sie erinnern würde. Sie glaubte nicht.
    »Im Augenblick sind die alten Säufer alle bei einem Bankett«, sagte er. »Irgend so ein dickbäuchiger Politiker labert über die Aufhebung der Preisbindung bei der Personenbeförderung auf Nebenlinien. Wen interessiert schon so ein Quatsch?«
    In seiner Stimme schwang eine gewisse Bitterkeit mit. Zoe argwöhnte, daß er nicht eingeladen worden war.
    »Aber in einer Stunde oder so ist das zu Ende«, fuhr er fort, »und dann werden Sie hier oben mehr Leute auf der Jagd nach einem kostenlosen Drink finden, als Sie zählen können. Bleiben Sie in der Nähe, Irene. Sie werden einen Haufen Freunde gewinnen.«
    Sie fühlte sich plötzlich unwohl. Es lief ganz und gar nicht so, wie sie es geplant hatte.
    »Besser nicht«, sagte sie. »Sie werden über Geschäfte reden wollen. Ich trinke ein Glas mit Ihnen und mache mich wieder auf den Weg.«
    »Das meinen Sie doch nicht im Ernst«, sagte er mit seinem dünnen Lächeln. »Papa muß Ihnen wohl den Hintern versohlen. Sie bleiben, und Sie werden es nicht bereuen. Kommen Sie schon … geben Sie mir Ihren Mantel. Wir trinken was, und dann amüsieren wir uns ein bißchen, ehe die Büffelherde hier hereinbricht.«
    Er hängte ihren Mantel in einen Schrank und trat wieder an die Bar. Er beschäftigte sich mit den Flaschen und Gläsern, wobei er ihr den Rücken zuwandte.
    Ich könnte ihn jetzt erledigen, dachte sie plötzlich. Aber es wäre nicht — es wäre nicht vollständig.
    »Sind Sie verheiratet, Schätzchen?« fragte er sie über die Schulter.
    »Geschieden. Und Sie, Lenny?«
    »Immer noch Junggeselle« sagte er und näherte sich ihr mit den Drinks. »Warum soll man sich eine Kuh kaufen, wenn die Milch so billig ist — richtig?«
    Sie nahm das Weißweinglas entgegen. Als sie es an die Lippen führte, achtete sie darauf, den Rand mit Lippenstift zu beschmieren, damit sie es später wiedererkennen konnte.
    »Wofür ist die denn?« fragte er und spielte mit der Trillerpfeife am Läufer ihres Reißverschlusses.
    »Für den Fall, daß ich Hilfe brauche«, sagte sie mit einem nervösen Lächeln.
    »Sie sehen nicht wie die Frau aus, die Hilfe braucht«, sagte er mit einem rauhen Lachen. »Ich vielleicht. Nicht Sie, Baby.«
    Er zog den Reißverschluß bis zu ihrer Hüfte hinunter. Das Kleid fiel auseinander.
    »Hoppla, hoppla«, sagte er mit glitzernden Augen. »Sieh mal einer an. Nicht groß, aber Klasse.« Er schnappte nach ihrem Handgelenk, las die Worte auf dem Armband. »Tja…, warum nicht? Warum gehen wir beide nicht ins Schlafzimmer und machen uns miteinander bekannt, ehe irgend jemand auftaucht?«
    Er umklammerte ihren Oberarm. Dann zerrte er sie ins Schlafzimmer. Er gab sie frei und schloß die Tür zum Salon. Er stellte ihre Gläser auf den Nachttisch. Er begann Jackett und Weste auszuziehen.
    »Nicht so schnell, Lenny, einen Moment«, sagte Zoe. »Wozu die Eile? Können wir nicht erst in Ruhe austrinken?«
    »Keine Zeit«, sagte er und zerrte an seinem Schlips. »Diesmal müssen wir uns auf eine schnelle Nummer beschränken. Austrinken kannst du hinterher.«
    Er zog sich rasch aus. Sein Oberkörper war kräftig, muskulös. Keine Spur von dem Fett, das sie sich vorgestellt hatte. Brust, Schultern und Arme waren über und über behaart. Er setzte sich auf den Bettrand und winkte ihr, wobei seine Finger ungeduldig

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