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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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und zündete die Zigarre wieder an. Er glaubte, den Grund für den höheren Blutdruck zu kennen. Sie stand unter Streß, leichtem oder starkem, in jedem Fall aber war er akut genug, um eine Heraufsetzung der Cortisondosis zu rechtfertigen.
    Sie hatte ihn belogen, warum auch immer. Er fragte sich, welchem Druck diese ruhige, zurückgezogene, eher emotionslose Frau möglicherweise ausgesetzt sein mochte. Es war nicht selten der Fall, daß Frauen mit ihrem Leiden ein Nachlassen des Sexualtriebs erfahren mußten. Aber in Zoe Kohlers Fall, argwöhnte er, war die Libido schon lange vor Eintreten der Krankheit geschrumpft.
    Wenn es sich also nicht um sexuelle Frustration handelte — oder ein ähnlich gelagertes emotionelles Problem —, mußte es sich um psychischen Streß handeln, der die Kalorien in ihrem Körper verbrannte, ihr das Blut durch die Adern jagte und ihren Cortisonhaushalt durcheinanderbrachte. Er kam sich vor wie ein Detektiv, der ein Motiv suchte, wo er eigentlich wie ein Arzt handeln sollte, der die richtige Therapie für eine Krankheit entwickelte, die, wenn sie nicht behandelt wurde, unweigerlich tödlich enden mußte.
    Mit einem Seufzen suchte er in Zoe Kohlers Akte nach den Fotokopien, die er an der New York Academy of Medicine gemacht hatte, als Zoe das erste Mal zu ihm gekommen war. Sie war gerade erst nach New York gezogen und hatte ihre Krankengeschichte von ihrem Familienarzt in Winona mitgebracht.
    Stark fand, daß die Knochenbrecher in Minnesota verdammt gute Arbeit geleistet hatten, als sie dieses seltene Leiden entdeckten, bevor es kritische Ausmaße angenommen hatte. Es war mehr als schwer zu erkennen, denn die frühen Symptome waren für ganz andere, weniger gefährliche Leiden charakteristisch. Aber der praktische Arzt in Winona, Minnesota, hatte es auf Anhieb erkannt und Zoe Kohler eine Behandlung verordnet, die ihr das Leben gerettet hatte.
    Dr. Stark fand die Fotokopien, die er suchte. Die Überschrift lautete »Krankheiten der inkretorischen Organe«. Er studierte den Absatz mit der Überschrift »Überfunktion der Nebennierenrinde«.
    Er begann zu lesen, um sich noch einmal zu vergewissern, daß er nichts über Wirkungsweise, Krankheitsbild, Symptome, Diagnose und Behandlung der Addisonschen Krankheit vergessen hatte.
    Ihre Krämpfe begannen am Abend des siebten Mai, vierundzwanzig Stunden nach ihrer Visite bei Dr. Stark. Zusätzlich zu dem tiefsitzenden Ziehen und dem dumpfen Reißen verspürte sie jetzt auch noch Bauchschmerzen, die kamen und gingen.
    Am Abend des achten Mai fühlte sie sich so kaputt, daß sie ein Taxi von der Arbeit nach Hause nahm, obwohl der Abend klar und ungewöhnlich warm war. Nachdem sie sich ausgezogen hatte, betastete sie ihren Unterleib. Er fühlte sich hart und geschwollen an.
    Sie nahm ihre übliche Dosis an Vitaminen und Mineralien, dazu ein Darvon und ein Valium. Sie fragte sich, was diese Kombination von Schmerzmittel und Tranquilizer wohl für eine psychologische Wirkung haben mochte.
    Sie erholte sich rasch. Ein heißes Bad, ein Glas kalten Weißweins, und schon wurden die Krämpfe schwächer, ließen die Bauchschmerzen nach. Sie fühlte sich besser, unternehmungslustig und entschlossen.
    Sie hatte im Branchenblatt des Hotelgewerbes nach Notizen über Tagungen, Konferenzen oder politischen Versammlungen Ausschau gehalten. Es kam ihr so vor, als hätten die Aktivitäten des Hotel-Rippers dem Tourismus in New York nicht sonderlich geschadet. Die meisten Hotels waren immer fast ausgebucht; noch immer waren gute Zimmer schwer zu finden.
    Das Cameron Arms Hotel am Central Park South erschien ihr geeignet. In der Woche vom vierten bis zum zehnten Mai wurden dort zwei Tagungen, eine siebentägige Ausstellung und eine Auktion seltener Briefmarken abgehalten. Als sie im Branchenbuch unter Cameron nachschlug, stellte sie fest, daß es über 600 Zimmer, Bankett- und Festsäle, ein Café, zwei Cocktail-Lounges und eine Diskothek verfügte.
    Sie brauchte länger als eine Stunde, um sich anzuziehen und ihr Make-up aufzutragen. Sie hatte das Gefühl, sich in einer trägen Wärme zu bewegen; es war unmöglich, ihre Gedanken auf einen Punkt zu bringen. Als sie versuchte, ihr Vorhaben zu planen, ließ ihre Konzentration nach und löste sich schließlich ganz auf.
    Gefangen in diesem treibenden Nebel, kam ihr plötzlich ein eigenartiger Gedanke: sie fragte sich, ob ihre Abenteuer nicht langsam zur reinen Gewohnheit wurden. Vielleicht ging sie heute abend nur aus,

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