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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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wiederhergestellt. Ihre Augen waren verquollen, aber klar. Sie lächelte Zoe reuig an.
    »Entschuldige, Herzchen«, sagte sie. »Ich dachte, ich hätte mich schon völlig ausgeheult.«
    »Maddie, möchtest du die Nacht über hierbleiben? Du kannst das Bett haben, und ich schlafe hier auf der Couch. Das wäre vielleicht ganz gut, was meinst du?«
    »Nein, danke, Kleines, aber ich weiß das Angebot zu schätzen. Ich trink' noch was, und dann verziehe ich mich. Ich seh' zu, daß ich nach Hause komme, ehe der Scheißer die Schlösser auswechseln läßt. Es geht mir jetzt schon viel besser.«
    Sie setzte sich wieder auf die Couch, ließ ein paar Eiswürfel in das Glas fallen und füllte es mit Wodka. Dann blickte sie Zoe an.
    »Warum rückst du zur Abwechslung nicht mal mit der traurigen Geschichte deines Lebens heraus?« fragte sie. »Du hast dich bisher immer davor gedrückt, mir zu erzählen, was zwischen dir und diesem — wie heißt er noch? Ralph?«
    »Kenneth. Ich habe es dir doch schon erzählt. Erinnerst du dich nicht, Maddie? An das Lunch im Hotel Granger?«
    »Du meinst diese Sex-Geschichte? Sicher, ich erinnere mich. Du bist bei ihm nie gekommen. Aber da muß doch mehr gewesen sein als nur das.«
    »Oh… es waren viele Dinge.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Dumme Kleinigkeiten.«
    »Die Gründe, aus denen andere sich scheiden lassen, klingen immer dumm. Zuallererst mal, wie hast du den Burschen überhaupt kennengelernt?«
    »Er arbeitete bei einer Versicherungsgesellschaft und wurde nach Winona versetzt, in die dortige Niederlassung. Er wickelte alle Versicherungsfragen für meinen Vater ab, und eines Abends brachte Dad ihn mit zum Essen. Er rief mich an und bat um ein Rendezvous, und wir begannen miteinander auszugehen. Dann wurden wir zusammen zu Parties und so eingeladen, als Paar. Dann bat er mich, ihn zu heiraten.«
    »Gutaussehend?«
    »Zumindest fand ich das. Sehr groß und kräftig. Er konnte äußerst fröhlich und charmant sein, wenn er in Gesellschaft war. Ungefähr sechs Monate nach unserer Hochzeit kündigte er bei der Versicherungsgesellschaft und kam als eine Art Juniorpartner zu meinem Vater. Daddy wurde langsam alt, er wollte etwas kürzer treten und einen Jüngeren an seine Stelle lassen.«
    »So, so. Und wußte dein Mann das, als er dich bat, seine Frau zu werden?«
    »Ja. Damals wußte ich es noch nicht, aber später, bei einer unserer schrecklichen Streitereien, sagte er mir, daß er mich nur deswegen geheiratet hätte.«
    »Netter Knabe.«
    »Nun…, ein gutaussehender Mann sagt dir, du seist schön und er sei in dich verliebt, und du glaubst ihm.«
    »Ich nicht, Kleines. Ich weiß, daß er bloß etwas für sein zweites Ich sucht.«
    »Ich habe ihm geglaubt. Wahrscheinlich hätte ich es besser wissen müssen. Ich bin keine hinreißende Schönheit, das weiß ich. Ich bin ruhig und nicht sonderlich aufregend. Aber ich dachte, er würde mich meines Wesens wegen lieben. Ich weiß, daß ich ihn geliebt habe. Am Anfang.«
    Maddie blickte sie mit schräg geneigtem Kopf an. »Zoe, vielleicht hast du ihn nur geliebt, weil er dich geliebt hat — oder so tat.«
    »Ja. Das ist möglich.«
    »Wann habt ihr angefangen, euch zu streiten?«
    »Praktisch von Anfang an. Wir waren so verschieden, und keiner schien sich ändern zu können. Wir waren nicht in der Lage, genug Kompromisse zu schließen, um einander näherzukommen. Er war so — so physisch präsent. Er war laut und hatte dieses donnernde Lachen. Er schien einen Raum ganz allein zu füllen. Ich meine, ich konnte allein zu Hause sein, und er kam herein, und ich fühlte mich beengt. Er mußte mich immerzu anfassen, mir auf den Po schlagen, die Wange tätscheln oder mein Haar durcheinanderbringen, kaum daß ich es gekämmt hatte. Ich habe dir ja gesagt, es waren dumme Kleinigkeiten.«
    »So dumm auch wieder nicht.«
    »Er… er überwältigte mich einfach. Er erdrückte mich. Es wurde so schlimm, daß ich nicht einmal mehr atmen wollte, wenn er im Haus war. Er war seiner selbst so sicher. Ich glaube, das habe ich am meisten an ihm gehaßt — seine überlegene Art. Ich war wie ein Sklave oder so was und hatte kein Recht, sein Tun und Lassen in Frage zu stellen.«
    »Klingt ja nach einem richtigen Herzchen. Hat er dich betrogen?«
    »Anfangs nicht. Dann begann mir einiges aufzufallen: Frauen, die auf Parties über ihn tuschelten und so weiter. Und er fing an, nach dem Abendessen noch auszugehen. Angeblich, um Kunden zu besuchen. Einmal, als ich seinen

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