Die dritte Todsuende
Zoe schaltete den Fernseher aus und setzte sich Maddie gegenüber in einen Sessel.
»Maddie«, sagte sie, »was um alles in der Welt…«
»Dieser Bastard!« rief Maddie. »Dieser verdammte Schwanzlutscher! Ich hätte ihm in die Eier treten sollen.«
»Wem?« fragte Zoe verwirrt. »Von wem redest du?«
»Harry. Diesem Arschloch, das sich mein Mann nennt. Er hat mich betrogen.«
»Oh, Maddie«, sagte Zoe bekümmert, »bist du sicher?«
»Sicher bin ich sicher. Der Hurensohn hat's mir selber gesagt.«
Maddie schien halb in Tränen aufgelöst, halb vor Wut zu kochen.
Zoe hatte sie nie so geschlagen gesehen. Die schweren Brüste hingen traurig herab, der fleischige Körper wirkte plötzlich schwammig. Alles an ihr wirkte schlaff und geschlagen.
Sie zündete sich eine neue Zigarette am Stummel der alten an. Zerstreut blickte sie sich um.
»Ich bin zum erstenmal hier oben«, sagte sie benommen. »Gott, bist du ordentlich. Sauber und ordentlich.«
»Ja«, sagte Zoe. Dann, als Maddie ihren Wodka ausgetrunken hatte, ging sie in die Küche und holte die ganze Flasche. Sie sah zu, wie Maddie ihr Glas nachfüllte.
»Daß er mich betrogen hat, stört mich gar nicht«, sagte Maddie laut. »Ich habe ja auch meine kleinen Abenteuer gehabt. Von mir aus kann er jede Frau in ganz New York vögeln. Wir hatten da unsere Abmachung. Er konnte spielen, und ich konnte spielen, und jedem von uns war das egal, so daß niemand verletzt wurde.«
»Und was ist jetzt plötzlich so schlimm?« fragte Zoe.
»Er will diese Nutte heiraten«, sagte Maddie mit einem grimmigen Lachen. »Irgendeine Pißnelke aus seinem Büro. Er will sich von mir scheiden lassen und sie heiraten. Ist das zu fassen?«
Zoe schwieg.
»Ich habe sie mal getroffen«, fuhr Maddie fort. »Sie war auf der Party, zu der ich dich auch eingeladen hatte. Eine ausgeleierte Blondine mit Titten wie Medizinbälle. Ein Körper, der nicht aufhört, und ein Hirn, das gar nicht erst anfängt. Vielleicht ist es genau das, worauf Harry aus ist: ein Dummerchen ficken. Vielleicht schüchterte ich ihn ein. — Glaubst du das?«
»Eigentlich nicht, Maddie.«
»Ach, was soll es auch! Ich bin jedenfalls draußen. Gott, was für ein Arsch. Was wirklich weh tut, ist die Tatsache, daß er weiß, wieviel es ihn kosten wird — ich kratze ihm die Füllungen aus den Zähnen, darauf kannst du Gift nehmen —, und die Scheidung trotzdem will. So, als ob er jeden Preis zahlen würde, nur um mich los zu sein. Ich habe sogar vorgeschlagen, daß wir zusammenbleiben und er sie als Geliebte behält — verstehst du? Mir wäre das egal. Aber nein, er will einen sauberen Bruch. So hat er sich ausgedrückt — ›einen sauberen Bruch‹. Ich würde ihm gern einen sauberen Bruch der oberen Halswirbel verschaffen!«
»Maddie, ich kann ja verstehen, daß du empört bist«, sagte Zoe schüchtern, »aber du bist doch schon öfter geschieden worden.«
»Ich weiß, Herzchen, ich weiß. Deswegen bin ich ja so fertig. Ich fange an, mir Sorgen zu machen. Was stimmt nicht mit mir? Warum kann ich niemand halten? Es dauert zwei oder drei Jahre, und dann fällt alles auseinander. Er langweilt mich, oder ich langweile ihn, und ab geht's zum Scheidungsanwalt. Scheiße!«
»Aber du liebst…«
»Liebe?« fragte Maddie. »Was zum Teufel ist Liebe? Wenn man tagsüber zusammen lacht und nachts zusammen stöhnt? Wenn das Liebe ist, dann liebe ich Harry. Er hat einen herrlichen Sinn für Humor, und im Bett ist er ein Stier. Schaut nicht auf den Pfennig. Ich hatte mich nie zu beklagen. Und er hat mir nie einen Vorwurf gemacht. Und dann, wumm! Aus heiterem Himmel schmeißt er mich raus.«
»Ist sie jünger als du?«
»Nicht viel. Ja, wenn sie neunzehn oder zwanzig wäre, könnte ich es ja verstehen. Dann würde ich sagen, er hat jetzt seine Midlife crisis und versucht, sich zu beweisen, daß er auch noch an den Honig der jungen Bienen drankommt. Aber sie ist mindestens dreißig, was zum Teufel, sieht er also in ihr? Ich trinke deinen ganzen Wodka aus, Herzchen.«
»Das macht nichts. Trink, soviel du willst.«
»Harry macht mir das Leben sauer, und ich mache dir das Leben sauer. Tut mir leid. Aber ich mußte einfach mit einer Frau sprechen. Ich habe keine guten Freundinnen. Eine Menge männlicher Freunde, aber alles nur Typen für wenn's einem gut geht. Sie wollen von meinem Kummer nichts wissen. Und sie werden nicht gerade vor Freude an die Decke springen, wenn sie hören, daß ich von der Leine bin. Eine
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