Die dritte Todsuende
verheiratete Frau durchzuziehen, macht Spaß und bringt keine Probleme. Aber wenn du ledig bist, dann steuert ein Haufen Männer einen anderen Kurs. Zu problematisch.«
»Gibt es jemand, den…«
»Jemand, den ich mir nun meinerseits unter den Nagel reißen könnte? Im Augenblick ist niemand in Sicht. Und noch was jagt mir Angst ein. Machen wir uns nichts vor, Schätzchen, wir werden beide älter. Du hast deine Figur ja gehalten, aber mich haben die Herrschaften Bourbon & Steak ganz schön in Mitleidenschaft gezogen. Wenn man noch eine beträchtliche Anzahl von Seitensprüngen addiert, stehe ich da wie eine alte Professionelle im Eingang eines Puffs.«
Zoe murmelte etwas von Diät halten, weniger trinken und neue Kleider kaufen. Aber Madeline Kurnitz hörte gar nicht zu. Sie starrte blicklos ins Leere, das Wodkaglas halb an die Lippen gehoben.
»Ich muß verheiratet sein«, sagte sie. »Frag mich nicht, warum; ich muß es einfach. Was soll ich sonst auf dieser gottverdammten Erde anfangen? Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie man für sich sorgt, und wenn mein Leben davon abhinge. Ich bin zu alt, um meinen Arsch zu verhökern und allein bei dem Gedanken, jeden Tag acht Stunden in einem Büro verbringen zu müssen, kommt's mir hoch. Ich verstehe nicht, wie du das aushältst.«
»Es ist gar nicht so schlimm. «
»Daß ich nicht lache. Während andere Frauen im Plaza zu Mittag essen und die Kaufhäuser leermachen… ich Würde verrückt dabei.«
Zoe verschwand wieder in der Küche, um die Flasche Weißwein und einen Kübel mit Eiswürfeln für Maddie zu holen. Ein paar Minuten lang tranken sie schweigend.
»Weißt du, Herzchen, mein ganzes Leben hat sich um Männer gedreht. Ohne Übertreibung. Ich meine, ich war von ihnen abhängig. Mein Daddy hat mich verzogen bis zum »Geht nicht mehr«, und dann bin ich von einem Ehemann zum nächsten gewandert, als wenn's kein Morgen gäbe. Und was habe ich jetzt vorzuweisen? Einen toten Vater und vier gescheiterte Ehen. Ich nehme an, die von der Frauenbewegung würden sagen, es sei meine eigene Schuld, ich hätte etwas aus meinem Leben machen sollen. Unabhängiger sein sollen und diesen ganzen Quatsch. Aber verdammt noch mal, ich mag Männer. Ich bin gern in ihrer Gesellschaft. Warum, zum Teufel, sollte ich mich krumm und bucklig arbeiten, wenn immer irgendein Bursche bereit war, die Rechnung für mich zu bezahlen?«
»Du wirst wieder jemand finden.«
»Ach ja? Das würde ich gern glauben können. Ich werde Harry so ausplündern, daß Geld kein Problem mehr für mich ist. Zumindest vorübergehend. Aber ich kann einfach nicht allein leben. Ich halte es nicht aus, allein zu sein. Du kannst das, ich nicht.«
»Manchmal hat man keine andere Wahl«, sagte Zoe.
»Das macht mir ja solche Angst«, sagte Maddie. »Keine Wahl. Gott sei Dank hatte ich nie Kinder. Das Leben ist auch so schon beschissen genug, selbst wenn man sich nicht noch ständig um seine Brut sorgen muß. Wolltest du je Kinder haben, Zoe?«
»Früher vielleicht. Jetzt nicht mehr.«
»Dieser gottverdammte Harry hat mir ganz schön mitgespielt — jetzt bade ich auch noch in Selbstmitleid. Das ist mir noch nie passiert. Dieses lausige Stück Scheiße. Mein Gott, wird er mir fehlen. Vor zwei Jahren hat er mir zum Geburtstag ein purpurrotes Mercedes-Benz-Cabriolet mit meinen Initialen an der Tür geschenkt.«
»Was ist damit passiert?«
»Ich hab's zu Schrott gefahren, auf dem Long Island Express-way. Ich war betrunken, sonst hätte ich mich umgebracht. Aber so war er nun mal. Was immer ich wollte. Er hat mich verwöhnt wie mein Vater. Oh Gott, Herzchen, ich langweile dich wahrscheinlich zu Tode.«
»Oh, nein, Maddie, ich bin froh, daß du zu mir gekommen bist. Ich wünschte nur, ich könnte dir irgendwie helfen.«
»Du hast mir schon genug damit geholfen, daß du mir zuhörst. Ich weiß gar nicht, was…«
Plötzlich brach Madeline Kurnitz in Tränen aus. Sie weinte lautlos. Die Tränen quollen ihr aus den Augen und rannen die gepuderten Wangen hinunter. Zoe ging zur Couch, setzte sich neben sie und legte ihr einen Arm um die Schulter.
»Was soll ich nur tun«, jammerte Maddie, »was soll ich nur tun?«
Zoe Kohler wußte es nicht. Also sagte sie nur »Pssst, pssst« und hielt Maddie, bis sie aufhörte, zu weinen. Nach einer Weile sagte Maddie »Scheiße«, putzte sich die Nase, ergriff ihre Tasche und verschwand im Badezimmer.
Zehn Minuten später kam sie wieder heraus, das Haar gekämmt, das Make-up
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