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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Freizeitgestaltung zu sein. Das würde mir Spaß machen.«
    »Mir auch«, sagte sie. Sie trug ihre Gläser in die Küche und machte neue Drinks. »Ernie«, sagte sie, setzte sich neben ihn auf die Couch und ergriff seine Hand, »was du da bemerkt hast, von wegen kein gemeinsames Zimmer oder so — ich bin froh, daß du das gesagt hast. Ich nehme an, du hältst mich für etwas prüde oder dergleichen.«
    »Nein, das tue ich ganz und gar nicht«, protestierte er.
    »Nun, ich bin es auch nicht. Es ist nur, daß zusammen zu verreisen schon so eine — so eine neue Erfahrung für uns wäre. Und ein gemeinsames Zimmer würde es nur kompliziert machen. Verstehst du?«
    »Natürlich«, sagte er, »genau das denke ich auch. Wer weiß… wenn wir drei Tage oder eine Woche zusammen sind, treibe ich dich vielleicht zum Wahnsinn.«
    »Oh, nein«, sagte sie, »ich denke, wir werden blendend miteinander auskommen und uns prächtig amüsieren. Ich meine nur, wir sollten nicht mit dem Wissen losfahren, daß wir miteinander schlafen werden. Das würde mich nur nervös machen und verwirren.«
    Er blickte sie voller Bewunderung an. »Genauso geht es mir auch, Zoe. Wir sind uns so ähnlich. Wir brauchen nichts zu überstürzen oder irgend etwas zu tun, das alles kaputtmacht, was wir bisher erreicht haben. Siehst du es nicht auch so?«
    »Oh, ja, Ernie, das tue ich. Du bist so rücksichtsvoll.«
    Sie blickte ihn an. Er schien ein ruhiger, harmloser Mann zu sein, nicht aufregender als sie selbst. Aber sie bemerkte die Schönheit in seinem klaren Gesicht, den aufrichtigen Augen. Er strahlte eine saubere Unschuld, eine arglose Offenheit aus. Er würde sie niemals betrügen oder verletzen, das wußte sie.
    »Ich möchte nicht, daß du denkst, ich wäre völlig geschlechtslos«, sagte sie nachdrücklich.
    »Zoe, auf den Gedanken könnte ich niemals kommen. Ich halte dich für eine sehr tief empfindende, leidenschaftliche Frau.«
    »Tust du das?« fragte sie. »Tust du das wirklich? Ich bin nicht sonderlich modern, mußt du wissen. Ich springe nicht von einem Bett ins nächste. Ich finde das schrecklich.«
    »Es ist noch schlimmer als schrecklich«, sagte er. »Es wirft uns auf das Niveau von Tieren zurück. Ich finde, Sex sollte das Ergebnis, die Folge einer tiefen emotionalen Beziehung und einer Sehnsucht nach aufrichtiger, innigster Vertrautheit sein.«
    »Das ist ja so wahr«, sagte sie, »und ich bin froh, daß du es so siehst. Sex ist etwas wirklich Wertvolles, nicht wahr? Man schmeißt damit nicht einfach um sich, sonst wird es billig und wertlos.«
    »Das kann man wohl sagen«, pflichtete er ihr bei. »So in dem Sinn ›Möchten Sie noch einen Martini oder wollen wir gleich ins Bett gehen?‹. Es sollte mehr Bedeutung haben als das. Ich bin wahrscheinlich ein Romantiker.«
    »Ich vermutlich auch.«
    »Weißt du, was ich so wunderbar finde, Liebling?« fragte er und wandte sich ihr zu. »Daß wir, die wir beide das Gleiche empfinden, uns gefunden haben. Unter all den Millionen und Millionen Menschen in der Welt haben wir uns gefunden. Findest du nicht, daß das wunderbar ist?«
    »Ja, das ist es, Darling«, sagte sie und berührte seine Wange.
    Er küßte ihre Handfläche.
    »Ich bin nichts Besonderes«, sagte er. »Ich weiß das. Ich meine, ich bin weder groß noch stark und gutaussehend. Ich vermute, daß ich eines Tages ein anständiges Auskommen haben werde, aber ich werde bestimmt nie reich sein. Trotzdem möchte ich mich nicht ändern. Ich möchte nicht nach allem schnappen, was ich kriegen kann.«
    »Oh, nein!« rief sie. »Ändere dich nicht, Ernie. Ich mag dich so, wie du bist. Ich wollte dich gar nicht anders.«
    »Wir werden diesen Sommer zusammen verreisen, Darling«, flüsterte sie. »Wir verbringen jede Minute zusammen. Wir gehen schwimmen und machen Spaziergänge und Ausflüge aufs Land.«
    »Oh, ja«, sagte er träumerisch. »Nur wir beide.«
    »Gegen den Rest der Welt«, sagte Zoe Kohler und küßte ihn.
    Irgend etwas ging vor. Zoe Kohler las es in den Zeitungen, hörte es im Radio, sah es im Fernsehen. Die Suche nach dem Hotel-Ripper war ausgeweitet worden, das Sonderkommando verstärkt, und die Spuren, die bearbeitet wurden, hatten sich vervielfacht.
    Wichtiger noch, die Polizei diskutierte jetzt ganz öffentlich die Möglichkeit, daß es sich bei dem Killer um eine Frau handeln konnte. Besucher von Manhattan wurden davor gewarnt, auf der Straße, in Bars oder Cocktail-Lounges, Diskotheken oder Restaurants

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