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Die dritte Weissagung

Die dritte Weissagung

Titel: Die dritte Weissagung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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vor einer Tür stehen, gegen deren Holz sie in einem bestimmten Rhythmus klopfte.
    Sie hörte rasche Schritte, dann wurde die Tür geöffnet.
    »Kardinal Villot, nehme ich an?« sagte sie lächelnd.
    »Dann nehme ich an, daß sie erledigt haben, weswegen ich Sie hergebeten habe?« entgegnete Jean Villot. Er lächelte nicht. Sein Gesicht wirkte starr, wie aus trocken gewordenem Teig geformt. Irina konnte den heftigen Schlag seines Herzens regelrecht spüren, und trotzdem sie gesättigt war vom Blut Albino Lucianis, erregte sie dieses Gefühl aufs Neue.
    Villot gab den Weg in den Salon frei und bedeutete Irina mit einer nervösen Geste, einzutreten. Gewissenhaft und leise schloß er dann die Tür und sperrte ab.
    Die Vampirin war überrascht, einen zweiten Mann vorzufinden. Groß und kräftig war er, selbst im Sitzen hünenhaft, aber sein Gesicht war aschfahl, und tiefe Linien zogen sich wie Gräben hindurch.
    Irinas fragender Blick schien ihm Aufforderung zu sein, sich vorzustellen.
    »Paul Marcinkus«, sagte er rauh. »Bischof Marcinkus.«
    Irina wandte sich an Villot, der hinter sie getreten war.
    »Sie haben viele Mitwisser, wie mir scheint«, meinte sie.
    »Ich bin nicht der alleinige Drahtzieher«, erklärte Kardinal Villot.
    »Oh, dann habe ich wohl den wichtigsten Männern der katholischen Kirche einen großen Gefallen erwiesen, wie?« Sie lächelte spöttisch.
    Weder Villot noch Marcinkus erwiderten etwas darauf.
    »Nun, dann erfüllen Sie Ihren Teil unseres Handels, und schon sind Sie mich los«, sagte Irina auffordernd.
    Kardinal Villot nickte bedächtig, und einen Moment lang glaubte die Vampirin einen eigentümlichen Glanz in seinen Augen zu bemerken. Aber wenn da etwas gewesen war, dann erlosch es so rasch, wie es gekommen war.
    »Ihren Lohn«, sagte Villot rauh, »natürlich. Sie sollen ihn erhalten.« Seine Hand verschwand für einen Augenblick in den Schatten, die unter einem kleinen Beistelltisch nisteten. Irina nahm an, daß er einen dort verborgenen Knopf gedrückt hatte. Und sie hatte recht.
    Nur ein paar Sekunden vergingen, dann klangen draußen vor der Tür Schritte auf, kaum hörbar, weil von dickem Teppich gedämpft, aber das Gehör der Vampirin war scharf wie ihr Blick nachtsichtig.
    Das Klopfen an der Tür entsprach exakt jenem Rhythmus, in dem auch sie sich hatte melden müssen.
    Villot bedeutete Paul Marcinkus mit einem Blick, die Tür zu öffnen. Er selbst schien mit einemmal müde, geradezu schwächlich, als hätte ihn die Begegnung mit der Vampirin den allergrößten Teil seiner Kraft gekostet - oder als würde ihm die Tragweite dessen, was er angezettelt hatte, erst jetzt richtig bewußt . Er hatte den Papst ermorden lassen - den Stellvertreter Gottes auf Erden, als den ihn die katholische Kirche sah!
    Die ungesunde Gesichtsfarbe des Kardinals rührte ganz gewiß nicht allein von der trüben Beleuchtung des Salons her .
    Marcinkus zog die Tür auf, und Irina war regelrecht überrascht, als sie draußen zwei Schweizergardisten sah. Sehr geheim hielt man offenbar nicht, was heute Nacht im Vatikan geschehen war .
    Wortlos traten die beiden Uniformierten ein. Die Degen an ihren Gürteln schabten über den Stoff ihrer Beinkleider. Mit stoischer Miene blieben die Männer vor Villot stehen.
    »Ihr wißt, was ihr zu tun habt«, sagte der Kardinal nur.
    Der ältere der beiden Gardisten nickte knapp.
    »Dann geleitet unsere Besucherin und gebt ihr, was sie sich verdient hat«, wies Villot die Männer an.
    Zackig wandten sie sich um, kehrten zur Tür zurück, nahmen dort zu beiden Seiten Aufstellung und warteten darauf, daß Irina ihnen folgte beziehungsweise vorausging.
    Die Vampirin wandte sich zuvor jedoch noch einmal an Jean Vil-lot.
    »Ich danke Euch, Kardinal«, sagte sie, zuckersüß. »Ihr wißt gar nicht, wie tief ich in Eurer Schuld stehe für den Preis, den Ihr mir gebt.«
    Villot lächelte schwach. »Sie haben ihn sich redlich verdient.«
    »Wenn ich Euch je wieder zu Diensten sein kann, dann -«, erbot sich Irina, aber Villot unterbrach sie mit einer raschen Geste.
    »Ich glaube nicht, daß wir uns wiedersehen«, sagte er. Und dachte: Nicht in dieser Welt jedenfalls ...
    Die Vampirin verließ den Salon, die Gardisten folgten ihr, Marcin-kus schloß die Tür und lehnte sich aufstöhnend dagegen.
    »Villot, was haben wir getan?« seufzte er.
    »Das Richtige«, behauptete der Kardinal, ins Leere starrend.
    Paul Marcinkus ließ sich schwer in einen Sessel dem Kardinal gegenüber fallen.

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