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Die dritte Weissagung

Die dritte Weissagung

Titel: Die dritte Weissagung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Band gehalten.
    Und doch sah sich Irina endlich am Ziel!
    *
    Irinas Hand tauchte in den Tresor und nahm heraus, was sich darin befand.
    Ein unscheinbares Pergament -- und doch unendlich viel mehr als das!
    Irina wußte es in dem Moment, da sie das Papier berührte. Es war wie nichts, was sie je zuvor erlebt, gespürt hatte.
    Niemand vor ihr hatte dieses Gefühl je gehabt.
    Es war - unbeschreiblich. Elektrisierend. Beflügelnd. Erhebend. All das, und doch ganz und gar anders. Einzigartig im wahrsten Sinne des Wortes.
    Ein jenseitiges Feuer schien das Pergament zu umfließen, gelb wie Schwefelglut und doch weder heiß noch kalt. Es prickelte auf Irinas Haut, als es an dem Papier herabfloß wie eine zähe Masse und ihren Arm umschloß, gleichsam in sie eindrang und ihren Geist mit Bildern füllte, die sie nicht verstand - noch nicht .
    Irina verließ den Vatikan, ohne sich danach noch daran erinnern zu können, auf welchem Weg sie es getan hatte.
    Es war nicht wichtig.
    Nichts war mehr wichtig; nichts von dem, was bislang von Bedeutung gewesen war. Nicht einmal an den Verrat den beiden hohen Kirchenleute konnte sie sich recht erinnern. Ihr bisheriges Leben schien hinter einer Nebelwand verschwunden zu sein.
    Neuer Sinn erfüllte Irinas Leben.
    Sie war auserwählt.
    Sie hielt die Dritte Weissagung Fatimas in Händen.
    Und mit ihr die Antworten auf jene Fragen, die sie sich kurz zuvor noch gestellt hatte.
    Irina wußte.
    Und handelte fortan danach.
    *
    20 Jahre später, September 1998 
    Im Kloster von Coimbra, Portugal 
    Eine rote Kerze tauchte das Zimmer in tiefe Schatten. Und die Äbtis-sin sprach, als säße sie einem kleinen Mädchen gegenüber. »Schlaf jetzt ein, Lucia. Ich sehe, wie müde du geworden bist. Ich selber werde noch ein wenig durch die Gänge wandern. Mach die Augen zu. Ich lösche die Kerze ...«
    Die alte, bettlägerige Frau starrte verschwommenen Blickes zu ihrer Mutter Oberin empor. Einen Moment lang sah es aus, als wollte sie sich fügen - auch, weil sie viel zu schwach zum Widerspruch wirkte. Dann aber bäumte sie sich in den Kissen auf und preßte mit einer aufgebrachten Stimme, brüchig wie Glas, hervor: »Er weiß, was ich weiß! Dieser ... Mann weiß es! Ich habe ihm und seinen Vorgängern alles aufgeschrieben. Warum unternimmt er trotzdem nichts? Warum läßt er die Menschen blind und ahnungslos in einen Abgrund taumeln?«
    Die Äbtissin legte ihre Hand beruhigend auf die knochige Schulter der Greisin. »Du sollst nicht immer davon reden, auch nicht daran denken! Es regt dich viel zu sehr auf. Dein Herz ist nicht mehr so stark wie früher . Ich bin sicher, der Heilige Vater unternimmt sehr viel - hinter den Kulissen. Vergiß nicht, daß er eine immense Verantwortung trägt, unter der andere längst zusammengebrochen wären. Nach dem Attentat gelangte Johannes Paul II. nie wieder zu alter Gesundheit zurück.«
    »Auch das Attentat wurde prophezeit«, erwiderte Lucia dos San-tos, als zwinge sie der Altersstarrsinn dazu. »Schon in der zweiten Weissagung! Aber es geht um die dritte und letzte! Francisco, Jacin-ta und ich sollten sie verkünden, aber die Kirche hinderte uns daran!«
    Die Äbtissin auf dem harten Stuhl am Kopfende des Bettes nickte beklommen. »Du hast mir oft vorgeworfen, wir würden dich hier einsperren, damit du dem Heiligen Vater nicht vorgreifen kannst, aber das -«
    »Vorgreifen?« Die Frau, die bis zur Brust zugedeckt dalag, schüttelte in einem Anflug großer Verzweiflung den Kopf. So heftig, daß es hörbar in den Wirbeln knackte. »Wie könnte ich vorgreifen? Ich habe alles vergessen, was von Bedeutung war. Doch es gibt das Papier. Das Pergament, auf das ich niederschrieb, was die Welt hätte erfahren sollen, um sich zu besinnen und die Kraft zur Umkehr zu finden. Warum ist man bis heute der Anweisung noch immer nicht gefolgt ...?«
    »Es zu veröffentlichen?«
    »Ja!«
    Die Äbtissin zuckte hilflos mit den Schultern. In diesem Moment wirkte sie, obwohl halb so alt wie Lucia, fast erschöpfter als diese. »Du sagst, es sollte dem ausdrücklichen Willen der Muttergottes zufolge 1960 geschehen. Aber es geschah nicht. Dafür muß es Gründe geben. Vielleicht ... hat deine Niederschrift nie den vorgesehenen Adressaten erreicht.«
    »Monsignor da Silva war ein Ehrenmann, wie man ihn heute nicht mehr findet. Er hat sich seinerzeit dafür verbürgt, die Botschaft persönlich dem Heiligen Stuhl zu übergeben!«
    »Du hattest auch danach noch häufiger Kontakt zum früheren

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