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Die dritte Weissagung

Die dritte Weissagung

Titel: Die dritte Weissagung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Mit beiden Händen wischte er sich übers Gesicht, als könne er allein damit die Geister vertreiben, die sie gerufen hatten.
    »Was, wenn die beiden versagen?« fragte er nach einer Weile. »Wenn es ihnen nicht gelingt, dieses Weib -«
    Villot winkte ab. »Dann wird sie sich eben nehmen, was wir ihr versprochen haben. Nicht umsonst ließ ich sie tatsächlich in den Tresorraum führen.«
    »Fürchtest du nicht, sie könnte zurückkommen, um uns -?«
    »- zu töten, wie sie ihn getötet hat?« Jean Villot hob die Schultern. »Ich glaube nicht. Wenn sie das Pergament erst hat, wird sie kein Risiko mehr eingehen wollen.«
    »Und die Gardisten?«
    »Sind absolut zuverlässig. Ich selbst habe sie ausgewählt. Zudem werden sie nach Erfüllung ihres . Auftrags in den Hauptmannsrang erhoben; das wird ihren Eifer beflügeln und ihre Münder verschließen.«
    »Deine Worte in Gottes Ohr«, murmelte Marcinkus düster.
    Villots Lippen verzogen sich zu einem abseitigen Grinsen. »Ich bezweifle, daß wir heute Nacht auf Seine Hilfe hoffen dürfen ...«
    *
    Der ältere der beiden Schweizergardisten ging voran, der andere hielt sich hinter Irina, während sie durch eine Reihe verwinkelter Flure gingen, die im Halbschatten spärlicher Beleuchtung lagen. Einmal ging es über eine schmale Stiege in die Höhe, dann wieder hinab, und die Vampirin wurde das Gefühl nicht los, daß ihre beiden Führer vor allem eines im Sinn hatten: daß sie die Orientierung verlor.
    Vielleicht wollten sie damit verhindern, daß Irina später den bewußten Raum wiederfand, weil dort weitere Schätze des Vatikans lagern mochten.
    Vielleicht aber verfolgten sie auch ein ganz anderes Ziel .
    Irina war in jedem Fall auf der Hut.
    Der Bereich des Vatikans, den sie schließlich erreichten, unterschied sich in seiner Ausstattung nur wenig von jenem, in dem Irina auf den Papst und dann auf die Verschwörer getroffen war. Prunkvoller Zierat war überall zu sehen, allenfalls wirkte alles ein bißchen verlassener, ganz so, als komme hier nur selten jemand her. Feiner Staub lag auf allem wie feiner Puder, und die Luft roch und schmeckte abgestanden, schal.
    Vor einer doppelflügeligen Tür machte der vorausgehende Gardist halt. Er zog einen Schlüssel aus der Tasche seiner Pluderhose und schloß auf, dann öffnete er die Tür und ließ Irina wortlos den Vortritt.
    Sie trat über die Schwelle - und erschauerte! Ohne den Grund dafür zu kennen oder ihn gar zu sehen.
    Die Luft in diesem Salon mit der hohen Decke schien wie von elektrischer Spannung erfüllt. Irgend etwas kribbelte auf der Haut der Vampirin, unsichtbaren Insekten gleich, mit Beinen aus Eis.
    Irina spürte ... Nähe. Anders vermochte sie es nicht auszudrücken. Sie fühlte sich am Ziel.
    Dabei kannte sie das Ziel als solches gar nicht wirklich. Sie wußte nur, daß es ein solches gab; über seine Beschaffenheit, seine wahren Bedeutung indes wußte sie nichts. Noch nicht ...
    Hinter ihr fiel die Tür mit dumpfem Laut ins Schloß, aber erst ein weiteres Geräusch ließ Irina aufschrecken und herumfahren.
    Ein metallisches Schleifen war es gewesen .
    Die Vampirin fuhr herum - und duckte sich wie ein Raubtier zum Angriff.
    Weil die beiden Schweizergardisten mit blankgezogenen Degen vor ihr standen, die Klingen gegen sie gerichtet!
    Einem ersten Reflex folgend, wollte Irina die Maske fallen lassen, ihr wahres Gesicht - das einer blutgierigen Bestie - zeigen und sich auf die beiden Gardisten stürzen .
    ... aber sie beherrschte sich.
    Denn mit ihren Degen konnten ihr die Soldaten des Vatikans durchaus gefährlich werden. Ihre vampirische Selbstheilungskraft vermochte Wunden rasend schnell heilen zu lassen, aber sie war nicht imstande, ein durchbohrtes Herz zu schließen - oder einen abgetrennten Kopf zu ersetzen .
    Nichtsdestotrotz pulste das schwarze Blut, sonst nur ein träger Fluß, vor Erregung durch ihr Adernetz, fast schmerzhaft, als seien die Kanäle plötzlich schmal geworden.
    Sekunden verstrichen, in denen nichts geschah, niemand sich rührte. Dann zuckte die Klinge des älteren Gardisten nach vorne, wie ein Blitz auf Irina zu!
    »Laß es!«
    Ihre Stimme klang nicht einmal sonderlich laut. Eher warnend. Und zugleich so bestimmt, daß der Soldat vielleicht selbst dann die Waffe zurückgezogen hätte, wenn Irinas hypnotische Macht nicht verfangen hätte.
    Die Hand mit dem Degen sank nach unten, bis die Spitze der Klinge den Boden berührte.
    Der Blick des zweiten Gardisten irrte zwischen seinem Kollegen

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