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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an.« Beutels drehte die Nummer, wartete, dann meldete sich Holden. Beutels grinste verständig.
    »Mit oder ohne Hose?« fragte er.
    »Mit Hose, Sir. Ich koche gerade Kaffee, und Helga bäckt einen Topfkuchen. Sie überschätzen meine Potenz. Was gibt's?«
    »Hier ist ein Privatkollege von Ihnen, Holden …«
    Pinipopoulos zuckte vom Stuhl hoch. »Ric Holden?« rief er dazwischen. »Zum Teufel, das ist gut!«
    Beutels nickte. »Er scheint Sie zu kennen, Holden. Tanzt bei Ihrem Namen herum wie ein Kaffernmediziner. Charles Pinipopoulos heißt er.«
    »Unbekannt«, sagte Holden. »Was will er.«
    »Er kommt hier mit einem Ding, das nach seiner Ansicht die Polizei zum Arschflattern anregt. Am Starnberger See soll ein Liebchen aus New York in der Sonne liegen und den sanften Genießer spielen: Ein Ted Dulcan …«
    »Wer?« schrie Holden. Beutels hörte es klirren.
    »Was ist los, Holden?«
    »Helga ist eine Tasse aus der Hand gefallen, weil ich so gebrüllt habe. Sir, wissen Sie, wer dieser Dulcan ist?!«
    »Der größte Milchmann von New York, sagt Pinipopoulos.«
    »Der beste Freund von Maurizio Cortone!«
    »Prost!« Beutels ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Er hatte wirklich plötzlich keine Kraft mehr in den Beinen. »Hören Sie, Holden, ich bin umgekippt.« Und zu Pinipopoulos sagte er: »Mein Lieber, ihre Beobachtung kann 100.000 Mark für Sie wert sein.«
    »O Gott«, sagte Pini und umklammerte seine Zigarre. »Ich flechte an einer Glückssträhne.«
    »Ich lasse sofort meine Jungs losbrausen, Holden!« rief Beutels. »Ich weiß, Sie denken jetzt dasselbe wie ich: Wo Dulcan ist, müßte auch Cortone sein! Der Aufmarsch hat begonnen!«
    »Lassen Sie Ihre Polizei weg, Sir. Ich bitte Sie darum!« Holdens Stimme war von beschwörender Eindringlichkeit. »Mit Leuten wie Dulcan und Cortone hat die deutsche Polizei keine Erfahrung. Das soll keine Abwertung sein, es handelt sich hier nur um eine andere Spielart der Kriminalität. Wenn Sie auftauchen, können Sie ihnen nichts nachweisen, nur, daß sie treue und brave Touristen sind. Und dann sind sie gewarnt. Sie werden uns entgleiten. Bitte, überlassen Sie mir das, Sir. Wo hat Pinipopoulos sie gesehen?«
    Beutels zögerte. Was er jetzt machte, war für einen deutschen Kriminalrat geradezu unmöglich. Er machte die Augen zu und überließ die Arbeit einem Fremden. Aber wie Holden sagte: Was konnte die deutsche Polizei einem harmlosen Olympiagast wie Dulcan nachweisen?
    »In Tutzing«, sagte Beutels betont.

›Dicke Emma‹
    Seit drei Wochen wartete Bossolo auf den zweiten Anruf des Unbekannten.
    Er fand keine Erklärung für dessen Schweigen, wurde unruhig und fluchte mit den besten kalabresischen Schimpfworten, die sich wie eine Opernarie anhörten, aber Hölle und Teufel heraufbeschworen. Schließlich begann er zu resignieren. 4.000 Dollar waren auch ein schönes Stück Geld für einmaliges nächtliches Schwimmen und einige Tage Zellenaufenthalt. Man konnte sich davon zwar nicht das ersehnte Grundstück bei Alvarengo kaufen und eine Farm gründen, aber bei scharfer Kalkulation reichte es für die Eröffnung eines Geschäfts. Bossolo beriet sich mit Emma Pischke über seinen Plan. Er betrachtete sie jetzt als eine Art Ersatz-Mamma.
    »Man könnte Werkzeuge verkaufen«, sagte er. »Bis jetzt warten sie alle, bis ein Haufen Werkzeuge fehlt, dann fährt einer nach Cosenza und kauft für alle ein. Natürlich wird er betrogen, zahlt mehr, als die Sachen wert sind – es sind alles Lumpen, die die Lage ausnutzen. Was hältst du davon? Ein Werkzeuggeschäft, daneben ein Feld mit Mais und ein paar Milchziegen. Polenta, Milch und Käse – mehr braucht man nicht zum Leben.«
    »Jar nichts halte ick davon!« sagte die ›Dicke Emma‹ mit ihrer rauhen Baßstimme. »Dieser Halunke soll zahlen! Ick setze wieder 'ne Anzeige ein.«
    »Das wird er uns übelnehmen.«
    »Ick nehm' ihm übel, det er uns für'n Idiotenklub hält. Er soll zahlen! Wer de Musik bestellt, muß de Töne verjolden! Det war imma so.«
    »Warten wir noch eine Woche«, sagte Bossolo und ärgerte sich, überhaupt davon gesprochen zu haben. »Vielleicht er krank, Mamma.«
    »Im Portemonnaie, jawoll. Aba nich mit mir! Noch drei Tage lieg ick auf de Lauer, dann knallt's!«
    Es erwies sich, daß dies eine kluge Entscheidung war. Zwei Tage später rief der geheimnisvolle Unbekannte bei Emma Pischke an. Es war kurz nach dem Frühstück, die Wirtschaft war noch geschlossen, Bossolo setzte die Stühle von den Tischen

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