Die Drohung
auf den Boden, nachdem er die Dielen mit einem nassen Aufnehmer gewischt hatte, und verteilte die Aschenbecher. Emma räumte die Spülmaschine aus.
Da klingelte das Telefon.
»Aha!« sagte Emma. Bossolo stellte das Tonband an und begann plötzlich zu zittern. »Uffn letzten Drücker! Ick wollte schon massiv werden, Herr Doktor.«
Dr. Hassler schien zu stutzen. Dann fragte er gedehnt: »Wieso nennen Sie mich Doktor?«
»Ick habe mir mit Pietro geeinigt, det Se eener sind. Sind Se Doktor?«
»Nein!«
»Ooch jut. Wer bei mir so vornehm spricht, is eener. Wat sind Se denn?«
»Das geht Sie nichts an. Wo ist Bossolo?«
»Neben mir! Wat is mit de nächsten 5.000 Dollar?«
»Sie liegen bereit.«
»Davon hab' ick nichts. Se liejen besser bei mir.«
»Bossolo bekommt sie. Ich halte mein Wort. Die Welt krankt daran, daß sie Versprechungen vergißt.«
»O Jott!« Emma Pischke hieb mit der Faust gegen die Holzverkleidung hinter der Theke. Es dröhnte wie ein Paukenschlag. »Bloß keene Philosophie am Morjen! Det macht mir trübsinnig! Wo is det Jeld?«
»Ich möchte Bossolo selbst sprechen.«
»Bitte –« Emma reichte Bossolo den Hörer. Sie drückte ihr Ohr neben ihm an die Membrane und hörte mit. Bossolo holte tief Luft. Meine Farm, dachte er selig. Es wird gelingen! Ich kann mir das Land kaufen und auf alles andere pfeifen. Ich hätte nie gedacht, daß es ein so angenehmes Gefühl ist, ein ehrlicher Mann zu sein.
»Ja?« sagte er etwas zaghaft.
»Cortone ist in München.«
Bossolo wurde bleich und lehnte sich an den massiven Fleischberg, der Emma Pischke hieß.
»Wer is'n det?« flüsterte sie ihm ins Ohr.
»Mein Chef in New York«, flüsterte Bossolo zurück und legte die Hand über die Sprechmuschel. Er zitterte stärker.
»Laß'n sausen, Junge!«
»Hören Sie noch, Bossolo?« fragte Dr. Hassler.
»Ja.«
»Er wohnt in Tutzing am Starnberger See. In der Hotelpension ›Alpenrose‹. Ich möchte, daß Sie als Verbindungsmann zwischen ihm und mir in Aktion treten.«
Emma schüttelte wild den dicken Kopf. Und Bossolo sagte:
»Das geht nicht, Signore. Die Geheimdienste …«
»Ich werde Sie abschirmen. Ich habe mit den Leuten gesprochen. Sie wissen, daß sie nichts unternehmen können.«
»Das ist ein Bluff, Signore. Mit einem Geheimdienst kann man nicht verhandeln.«
»Es gibt Situationen, denen sich auch der CIA und der KGB beugen muß. Ich habe eine solche Situation geschaffen. Beruhigt Sie das?«
»Nein!« antwortete Bossolo ehrlich und aus tiefster Seele.
»Sie wollen doch Geld verdienen? Viel Geld?«
»Aber ich will am Leben bleiben, Signore.«
»Cortone wird Ihnen noch einmal 10.000 Dollar geben, wenn Sie von mir kommen.«
»Das glaube ich kaum. Ich kenne Cortone besser als Sie.«
»Haben Sie mehr Vertrauen zu mir, Bossolo. Sie wissen nicht, was hier gespielt wird, und Sie brauchen es auch nicht zu wissen. Es würde Sie nur belasten. Nur soviel sei Ihnen verraten: Es ist ein Duell der Intelligenz. Dabei sind alle Vorteile auf meiner Seite. Und noch eines: Sagen Sie dem Damenbaß, sie soll das dumme Tonband ausschalten.«
»Sie Flegel!« schrie Emma Pischke ins Telefon. »Ick bin 'ne Dame!«
»Wer bezweifelt das! Tonband aus!«
Das war ein Befehl. Hart, knapp, mit kalter Stimme, der man gehorchen mußte. Bossolo drückte den Haltknopf. Dr. Hassler hörte das Knacken.
»Es ist aus, Signore«, sagte Bossolo. Seine Kehle war staubtrocken vor Erregung.
»Jetzt hören Sie gut zu, Bossolo. Ihr Versteck bei der ›Dicken Emma‹ ist Gold wert.«
»Dann zahlen Se ooch!« schrie Emma dazwischen.
»Sie fahren morgen nach Tutzing, erzählen Cortone, was Sie mit mir alles besprochen haben, lassen sich 10.000 Dollar geben und verlangen von ihm einen kleinen Kasten. Cortone weiß, was ich damit meine. Dieser Kasten wird übermorgen bei Ihnen abgeholt, und ein Kuvert mit den restlichen 5.000 Dollar schicke ich auch mit. Weiter brauchen Sie nichts zu tun. Sie haben dann Ruhe bis zum 28. Juli. Kann man leichter reich werden?«
Bossolo war der gleichen Ansicht, aber er hatte Angst. Er wollte noch etwas fragen, aber der gleichbleibende Summton bewies, daß sein Partner aufgelegt hatte. Emma Pischke nahm Bossolo den Hörer aus der Hand und warf ihn auf die Gabel.
»Is det 'n Aas!« sagte sie. »15.000 Dollar liejen eenem vor de Neese. Det is wie bei 'nem Hund, der vor'n Knochen kauert, aba dazwischen is ne Wand aus Feuer, und da muß er erst durch. Jemein so wat! Ick weeß nich, ob wir springen
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