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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nach zwei Stunden – er kam in den Nachmittagsverkehr, der trotz U-Bahn München zu einem Ameisenhaufen machte – in die Ettstraße einbog. Bei der Wache neben dem Eingang stellte er sich vor, erregte ob seines Namens ein stummes Grinsen (das war er gewöhnt) und verlangte die Mordkommission. Das war für ihn das Selbstverständliche, denn wo Bertie Housman war, hatte keine andere Abteilung eine Chance.
    Der diensttuende Leiter der Mordkommission, Hauptkommissar Segebeil, begrüßte Pinipopoulos kollegial, las flüchtig die amerikanische Detektivlizenz, bot einen Stuhl und Zigaretten an und fragte routinemäßig:
    »Wie können wir Ihnen helfen?«
    »In München befindet sich ein amerikanischer Gangsterboß mit seiner schnellen Hand«, sagte Pinipopoulos. »Er liegt am Starnberger See, aber ich vermute, daß er dort nicht liegenbleiben wird. Wenn Ted Dulcan nach München kommt, hat er seine eigenen Olympischen Spiele vor …«
    Segebeil wurde äußerst munter, rief: »Mann, das ist ja ein Knüller!«, faßte Pinipopoulos um die Schulter und schob ihn aus dem kleinen, nüchternen Zimmer.
    So kam Pinipopoulos zu Beutels. Segebeil rief schon an der Tür: »Er hat die amerikanischen Hintermänner gesehen!« und erntete dafür von Beutels einen düsteren Blick. Der Griff nach rechts zur Brissago ließ Segebeils Euphorie zusammenfallen.
    Beutels drückte Pinipopoulos die Hand, las ebenfalls die Detektivlizenz und sprach Pini auf Griechisch an. Nicht nur Pinipopoulos bekam rote Backen, auch Segebeil staunte ergriffen. Es stimmte also, was man sich im Präsidium erzählte: Der alte Beutels beherrscht mehr Sprachen, als andere Hemden im Schrank haben.
    Da Segebeil hier nicht mehr mithalten konnte, verabschiedete er sich und rannte von Zimmer zu Zimmer, um die Neuigkeit zu berichten: Beutels spricht griechisch. »Ich wette, er kann auch Zulu!« sagte er. »Und ich wundere mich nicht, wenn er eines Tages einen Lama auf Tibetisch begrüßt!«
    »Eine Zigarre?« fragte Beutels. Er bot seine hellen Sumatra an. Pinipopoulos bedankte sich und rauchte an. Bei der deutschen Polizei sprechen sie sogar griechisch. Das war eine Entdeckung, über die er in New York einen Artikel schreiben würde. »Wen haben Sie gesehen?«
    Pini betrachtete die Aschenspitze seiner Zigarre. »Ted Dulcan und seine Kanone Bertie Housman.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Aber ich. Und jeder in New York kennt sie. Dulcan besitzt die Milchladenkette ›Latteria Italia‹.«
    »Ist Milchverkaufen mit Mord verbunden?« Beutels lächelte breit. »Ich werde morgen früh meinen Milchmann verhören!«
    »Die Milchläden sind nur eine Tarnung. Mit ihnen verdient Ted eine Menge Geld, aber was er hinter dieser Fassade betreibt, ist Waffenschiebung größten Stils. Und daran klebt mehr als ein Blutstropfen.«
    »Das alles weiß man in New York?«
    »Ja.«
    »Und der Kerl läuft frei herum?«
    »Beweise, Sir. Sammeln Sie mal Beweise gegen Dulcan! Um etwas zu beweisen, müssen Sie Zeugen haben, und jeder Zeuge gegen Dulcan ist automatisch Kunde in einem Sarggeschäft. Wer will da aussagen?«
    »Das habe ich schon mal gehört. Zustände habt ihr in den USA! Und dieser holde Knabe liegt am Starnberger See am Ufer und sonnt sich?«
    »So ist es.«
    »Sehen Sie, Pinipopoulos – da ist nun unsere demokratische Schwäche. Wir können es ihm nicht verbieten, sich am Starnberger See zu sonnen. Er ist Gast unseres Landes, und solange er sich nur sonnt, seinen Leib wässert, später auf der Tribüne im Stadion sitzt und ›Hipp hipp hurra!‹ brüllt, ist er für uns ein lieber Mensch.«
    »Aber er wird hier tätig werden, Sir. Housman ist bei ihm. Die Kanone.«
    »Vielleicht ein olympischer Betriebsausflug?« Beutels war sich selbst unsicher. Von einem Ted Dulcan war bisher nie die Rede gewesen. »Kennen Sie einen Maurizio Cortone, Pinipopoulos?«
    »Er besitzt eine berühmte Sportschule. Die größte und beste von New York.«
    »Genau. Liegt der auch am Starnberger See?«
    »Ich kenne Cortone nicht, nur seinen Namen. Aber Dulcan kenne ich. Er hätte alle Voraussetzungen, um die Polizei munter zu machen.«
    »Wir können uns den Milchmann von New York ja mal ansehen.« Beutels blickte auf die Uhr. Um diese Zeit dürfte Holden bei Helga Bergmann sein. Seit dem Verschwinden ihres Bruders wohnte sie in dessen Dachwohnung bei dem Obstgroßhändler Aloys Prutzler in Harlaching, immer in der Hoffnung, jemand bringe einen Hinweis auf Hans Bergmann. »Warten Sie mal. Ich rufe einen Experten

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