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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Helga rund wie ein Posaunenengel. Erst mit siebzehn begann sie sich zu strecken, aber dann gleich so, daß die Männer sie anheulten wie die Wölfe einen Fleischtopf.
    »Du gehst zur Hauptstelle der ›Süddeutschen‹ und gibst dort eine Anzeige auf«, sagte ich. »Text: ›Wir danken dem ehrlichen Finder.‹ Und dann vergißt du, daß du bei der ›Süddeutschen‹ warst und auch den Text. Kapiert?«
    »Alles! Was hat man denn gefunden?«
    »Nichts.«
    »Wohl wieder eine deiner idiotischen Ideen, was?«
    »So ähnlich. Frage nicht, Pummelchen … gib die Anzeige auf.« Und dann wurde ich sehr ernst und sagte weiter: »Hör einmal gut zu, Helga. Es kann sein, daß ich in eine ganz große Sauerei hineingerate. Ich habe da eine Spur aufgenommen, und wenn ich das Wild vor die Flinte kriege, dann wird der Name Hans Bergmann am Zeitungshimmel wie eine Milchstraße leuchten. Es wird der Durchbruch sein. Es kann aber auch sein, daß ich irgendwie auf der Strecke bleibe. Im buchstäblichen Sinne des Wortes. Blattschuß. Für diesen Fall verpflichte ich dich, weiterzumachen!«
    »Was weiterzumachen?«
    »Du findest alles dort in der Schublade, Helga. Aber rühr' es nicht eher an, als bis es nötig ist.«
    Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Ich weiß, daß Helga nie schnüffeln würde, daß sie aus Neugier nie die Schublade aufzieht, wenn ich nicht da bin, daß sie wirklich nur im Falle höchster Gefahr für mich in die Dinge eingreift. Auch jetzt fragte sie nicht weiter … sie zog den Mantel an und fuhr mit ihrem kleinen Fiat in die Stadt, zur Sendlinger Straße. Anzeige aufgeben.
    Es ist wirklich ein Rätsel, wie mein Vater zwei so patente Menschen wie Helga und mich zeugen konnte.
    Heute rief mich Gustav, mein Informant, an. Die Anzeige hat gewissermaßen als Vor-Bombe eingeschlagen. Sonderkommission, die keiner kennt, und Präsidium suchen wie ein Blinder im Tunnel. Geheimhaltungsstufe I. Kriminalrat Beutels überprüft alle, die von den Briefen Kenntnis hatten. Auch Gustav wurde verhört. Er konnte nachweisen, daß ein solcher Verdacht in bezug auf ihn absurd sei. Über 20 Jahre im Dienst des Staats, und dann solche Verhöre. Gustav war empört. Beutels hat sich sogar entschuldigt.
    Aber was nun? Meldet sich der richtige Bursche nach diesem Inserat? Zahlt sich dieses Schicksalspielen aus?
    Ich habe mir heute von Willy Ahlefeld, Ressortleiter Gesellschaft, eine Pistole geben lassen. Er darf eine tragen, er hat den Jagdschein. Wir kennen uns gut, er hat mir die Pistole schon mehrfach geliehen … ich habe dann unten an der Isar auf Ratten geschossen. Sie kamen bis in unseren Park.
    Wie groß wird sie sein und wie wird sie aussehen, diese neue Ratte?
    Gibt es sie überhaupt?

New York
    Maurizio Cortone war ein ehrenwerter Mann.
    So etwas kann man nicht von jedem sagen, in New York schon gar nicht. Besonders vorsichtig aber muß man mit den Italo-Amerikanern sein, diesen liebenswerten, charmanten, gestenreichen, eleganten, lebenslustigen Burschen, die vor vierzig oder mehr Jahren vornehmlich aus Sizilien eingewandert waren, um in der Neuen Welt das große Glück zu machen.
    Damals lag Amerika unter dem Alkoholnebel der Prohibition. Noch nie wurde in den USA soviel Schnaps getrunken wie in den Jahren, als er allgemein verboten war. Durch Alkoholschmuggel entstanden Imperien, die dreißiger Jahre waren die Glanzzeit der großen Gangsterkriege, in denen Kanonenhelden wie Al Capone und Dillinger Weltruhm herausschossen, der bis in unsere Tage hinein überdauert hat. Wer damals Präsident der USA war, weiß kaum einer mehr … aber Al Capone ist ein Begriff. Am Alkohol vor allem gesundeten die kleinen, armen Kerlchen, die aus Sizilien auf armseligen Schiffen herüberkamen und bleich an Land wankten … sie erkannten mit dem munteren Blick des Süditalieners für unausgeschöpfte Märkte, wo ihre Chancen lagen, und einige importierten die Idee der Mafia in das Gelobte Land und nannten sich Cosa Nostra.
    Eine neue Weltmacht war geboren.
    Maurizio Cortone war 60 Jahre alt. Als er vor genau 40 Jahren in New York landete, eine Arbeitsbescheinigung von seinem Vetter Piero Donga und einen Wohnungsnachweis in der Tasche, und er also eine Aufenthaltsbewilligung bekam, war er schmächtig wie eine venezianische Gondelstange, hungrig, gierig nach Geld und Weibern und von einem so brennenden Ehrgeiz erfüllt, daß sein Vetter Donga nach einem Jahr kapitulierte und sich – angeblich – aus dem Fenster stürzte. Cortone erbte das Geschäft

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