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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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… eine harmlose Pizzabäckerei.
    Pizzas waren allerdings das wenigste, was Cortone vertrieb. Er schaltete sich in den Alkoholschmuggel ein, gründete drei Bordelle und drückte zweimal Capone die Hand.
    In der Hand lagen zusammengerollte Dollarscheine. Capone verstand diese freundlichen Händedrucke sofort … und Cortone wurde in seinem Aufstieg nicht gestört. Er war auch einer der wenigen – und damit Rätselvollsten – seiner Zunft, denen es gelang, aus dem Verein der ›ehrenwerten Männer‹ auszusteigen, ohne später als Betonblock auf dem Grund des Hudson zu landen. Nur brachte dieser Austritt eine große geschäftliche Einbuße mit sich. Cortone schob sich aus dem Alkoholschmuggel fort, rechtzeitig genug, um das plötzliche Ende der Prohibition aufrecht stehend zu überleben, und gründete eine Sportschule.
    Im Zweiten Weltkrieg war er flammender Patriot – amerikanischer natürlich –, stiftete für Lazarette und Truppenbetreuungen, richtete in seiner Sportschule ein Rehabilitationszentrum ein, in dem amputierte GIs wieder Lebensmut und Freude am Sport erhielten, und baute nebenbei eine neue Organisation auf, die in keinem Handelsregister stand.
    Maurizio Cortone besaß den größten Umschlagplatz für gestohlenes amerikanisches Militärgut. Natürlich handelte er nicht mit Mützen oder Unterhosen, Socken oder Pulswärmern, sondern mit Waffen und Munition, Bomben und Granaten, Raketen und automatischen Zielvorrichtungen. Was im Laufe der Jahre der US-Army an wertvollen Geräten fehlte, hatte seinen Weg über die Sportschule in New York genommen und tauchte an den Krisenherden dieser Welt wieder auf.
    In Ägypten, im Sudan, in Biafra, im Kongo, in Angola, Pakistan, Korea, Thailand und Kambodscha. Wo Menschen auf andere Menschen schossen – irgendwie war Maurizio Cortone mit dabei.
    Es gab eigentlich nur einen Konkurrenten für ihn auf der Erde … das war sein Freund und Schulkamerad Ted Dulcan.
    Dulcan hieß vor 40 Jahren Dulcamera. Tino Dulcamera. Mit Maurizio zusammen war er auf dem gleichen dreckigen Schiff in die USA gefahren und hatte den gleichen fauligen Zwieback gegessen. Im Gegensatz zu Cortone amerikanisierte er seinen Namen, durchlief die natürliche Entwicklung über Alkoholschmuggel, Bordell und Spielsalon, bis er sich selbständig machen konnte.
    Er gründete eine Milchladen-Kette. Die ›Latteria Italia‹.
    Dulcans Käse wurden in New York berühmt. Er belieferte die größten und berühmtesten Hotels, für ihn brauste eine Flotte von 43 schneeweißen Lastwagen mit Kühlaggregaten durch die Stadt und den Staat New York. Alle seine Angestellten – Fahrer, Büroarbeiter, Lagerarbeiter, Käsehersteller, Molkereiarbeiter – waren ausschließlich Italiener. Unter ihnen nahm sich Ted Dulcan wie ein Fuchs unter Hühnern aus.
    Aber auch die ›Latteria Italia‹ war nur ein riesengroßes Tarnschild, hinter dem sich in aller Ruhe größere Quellen anzapfen ließen. Hatte sich Cortone auf die Army spezialisiert, so drückte Ted Dulcan die US-Air Force an seine Brust. Es war vorauszusehen gewesen, daß es Schwierigkeiten gab. Denn wenn Cortone Schnellfeuergewehre anbot, so kam Dulcan mit ausgebauten Flugzeug-MGs; offerierte Cortone Granatwerfer, schob Dulcan Brand- und Phosphorbomben über den Tisch.
    Das konnte nicht gutgehen.
    Maurizio engagierte Jack Platzer, Ted stellte Bertie Housman ein. Beide Gefolgsleute zeichnete eins aus: Sie hatten eine schnelle Hand, und wenn sie das linke Auge zukniffen, war das die letzte Wahrnehmung, die ihr Gegenüber von dieser Welt mitnahm.
    Maurizio Cortone saß an diesem Tag in einem alten Korbsessel im Hintergrund der Halle 3 seiner Sportschule. Vor ihm, in vier Boxringen, schlugen klatschend die Boxer aufeinander ein, die Köpfe unter dicken Lederhelmen verborgen. Die Trainer schrien Anweisungen, unterbrachen die Sparrings, zeigten durch Schattenboxen, was sie wollten, und winkten dann, während sie gleichzeitig einen Schritt zur Seite traten. Weiter.
    Das Klatschen der Schläge, das Keuchen der Boxer, das Schleifen und Hüpfen der Schuhe auf dem Boden der Ringe, von der Decke das ewige monotone Rauschen der Klimaanlage, ein Gebläse, das immer die gleiche Temperatur in der Halle aufrechterhielt … es war eine Umgebung, in der sich Cortone wohl fühlte. Jack Platzer stand hinter ihm, klein, windig, mit Mausaugen.
    »Man sollte es nicht für möglich halten!« sagte Cortone. »Du irrst dich nicht, Jack?«
    »Hab ich gute Augen oder nicht?« fragte Platzer

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