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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mann, um so schwuler.
    »Gehen Sie zum Masseur, und lassen Sie sich wieder richten!« sagte sie etwas schnippisch. »Rechnung an mich.«
    »Dazu brauche ich Ihre Adresse.«
    »Sind Sie Beamter hier? Polizist?«
    »Wie man's nimmt. Ich sorge für Ordnung, nennen wir es so. Und stellen wir auch gleich fest: Sie haben mich in Unordnung gebracht.«
    »Ich habe wenig Zeit, mir Ihre Wortspiele anzuhören. Ich muß zu Kriminalrat Beutels.«
    »Mein Freund Beutels. Er erwartet Sie?«
    »Ihr Freund? Wieso? Ich habe Sie noch nie hier gesehen.«
    »Sie gehen hier aus und ein? Potentielle Mörderin? Ich werde darum bitten, mir Ihren Fall zu übertragen. Was es auch ist: Der Tote ist immer schuldig bei Ihnen! Sie haben das Recht, Männer zu zerstören.«
    Helga Bergmann betrachtete den großen Mann mit dem kurzen Bürstenschnitt und dem saloppen Anzug genauer. Dann sagte sie: »Ihre Plattheiten sind übelerregend. Wenn ich einen Cognac hätte, jetzt würde ich einen nehmen.«
    »Ich lade Sie ein. Der alte Beutels trinkt nur schwarzen Johannisbeersaft. Gehen wir?«
    »Ja. In Zimmer 109. Ich habe andere Sorgen.«
    »Ich mache Ihre Sorgen zu meinen. Kommen Sie.« Holden riß die Tür von 110 auf und zog Helga ins Zimmer. »Cognac habe ich nicht – aber ich verfüge über einen vorzüglichen Bourbon.«
    »Whisky schmeckt wie ein ausgelutschter alter Lederhandschuh.«
    »Dann ist er am besten.« Holden lachte. Er war unwiderstehlich, wenn er lachte, und auch Helga Bergmann spürte, wie Interesse in ihr aufkeimte. Sie setzte sich, betrachtete Holden, wie er ein Wasserglas voll mit Whisky goß und zu ihr hintrug.
    »Wollen Sie mich vergiften?« frage sie und nippte daran. »Scheußlich. Sie sind ein Assistent von Herrn Beutels?«
    »Ich bin über alles unterrichtet.«
    »Auch über mich?«
    »Bald.« Holden strich mit seinem Blick über ihren Körper, von den Haaren bis zu den Schuhspitzen, ein Blick, der wie ein Laserstrahl in ihr wirkte. »Ich mache mir ein ganz deutliches Bild …«
    »Ich bin Helga Bergmann.«
    »Ach ja, die Helga.« Ric nahm ihr das Glas aus der Hand und trank selbst einen kräftigen Schluck. »Ich heiße Richard Holden. Freunde nennen mich Ric, ganz gute Freunde Ricky …«
    »Wir werden über Herr Holden nicht hinauskommen.« Helga sah an seinem strahlenden Gesicht vorbei. Es irritierte sie nun doch. »Haben Sie meinen Bruder gefunden?«
    »Nein«, sagte Holden ehrlich. »Nicht ein Härchen. Wo soll er sein?«
    »Das sollen Sie doch feststellen.«
    »Und das werden wir auch. Mein Freund Beutels hat mich erst gestern zur Unterstützung rufen lassen. Aus Washington. Erzählen Sie mir alles.«
    »Sie sind Amerikaner?« fragte Helga gedehnt.
    »Stört Sie das? Keine Sorge – ich bin sogar geimpft. Was ist mit Ihrem Bruder?«
    Er hörte Helga Bergmann zu, ohne sie mit Fragen zu unterbrechen, obgleich während ihres Berichts eine Menge Fragen auf ihn drückten. Gleichzeitig wunderte er sich, daß Beutels einige Dinge anscheinend übersehen hatte … oder übersehen wollte. Warum?
    »Darf ich fragen?« sagte er, als Helga alles erzählt hatte. »Zunächst: Sie sind ein tapferes Mädchen. Sie sitzen nicht herum und heulen, sondern sie jagen der Wahrheit nach.«
    »Von Komplimenten habe ich nichts!« antwortete Helga bitter. Holden nickte zustimmend.
    »Ihr Bruder wollte einen Olympiaartikel schreiben?«
    »Ja. Der Chefredakteur sagte es. Ich weiß es nicht.«
    »Er verschwand mit einem Taucheranzug, den man dann leer am Ufer des Starnberger Sees fand.«
    »Ja.«
    »Sie haben eine Anzeige aufgegeben, die lautete: ›Wir danken dem ehrlichen Finder‹, und wissen bis jetzt nicht, was das bedeuten sollte?«
    »Ja.«
    Hier ist ein Punkt, den ich nicht verstehe. Die Anzeige war das Codewort für den Erpresser, es steht mehrmals in der Akte. Es steht auch drin, daß man in Helga Bergmann das Mädchen erkannt hat, das diese Anzeige aufgegeben hat. Aber niemand hat es ihr gesagt. Ein Ring des Schweigens ist um sie gezogen worden. Warum?
    »Kennen Sie einen Pietro Bossolo?« fragte Holden weiter.
    »Nein. Wer ist das?«
    »Fand man die Froschmannausrüstung am Chiemsee oder Starnberger See?«
    »Starnberger See.«
    »Kein Irrtum?«
    »Kein Irrtum!«
    Merkwürdigkeit Nummer 2. Bossolo wurde im Chiemsee gestellt, und es ist nur ein logischer Sprung zu Hans Bergmann, der plötzlich auch eine Taucherausrüstung leiht und ins Wasser geht. Wußte Bergmann etwas von der Drohung? Stürzte er sich in ein journalistisches Abenteuer, das

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