Die duale Metropole
Gedanken, den Schirm einfach abschalten und die Kolonne ohne Gegenwehr hereinzulassen. Die Folge wäre dann natürlich zumindest die Versklavung. Aber ein Teil der Menschheit würde vielleicht überleben, vielleicht in einem Kabinett des Chaotenders, wie es ja auch bei den Akonen der Fall war. Dann gäbe es zumindest noch die Hoffnung auf eine spätere Rettung ... aber es wäre die Aufgabe der Selbstbestimmung!
»Ortung«, riss Forrest Pasteurs Stimme ihn aus seinen Überlegungen. »Starke Strukturerschütterungen, die Taster schlagen fast durch ... Eine Unmenge von Raumschiffen!«
Darauf hat der Kommandant von VULTAPHER also gewartet!, dachte Bull. Auf weitere Verstärkung, die am Ausgang der Schlacht nicht mehr den geringsten Zweifel übrig lässt. Als hätte jemals einer daran bestanden ...
Neue Holos bildeten sich. Sie zeigten Raumschiffe, die um den Kristallschirm des Solsystems materialisierten, aber in gebührender Entfernung von den Kolonnen-Einheiten.
Der Verteidigungsminister riss die Augen auf. Die Holos wechselten in schneller Folge, aber nicht schnell genug, als dass er seinen Irrtum nicht erkannte. Auch wenn es letzten Endes wohl kaum eine Rolle spielen würde ... bei den Neuankömmlingen handelte es sich nicht um Einheiten der Terminalen Kolonne.
Sondern um Schiffe zahlreicher galaktischer Zivilisationen!
Er verspürte Freude und Überraschung, Entrüstung und Verbitterung.
Jetzt!, dachte er. Jetzt, da es zu spät ist!
Aber die Gefühle hielten sich in ihm die Waage. Nach der Verbitterung gewann die Freude Oberhand. Immerhin haben sie es eingesehen! Nur gemeinsam können sich die Völker der Milchstraße gegen solch einen Feind behaupten!
Vielleicht würde diese Erkenntnis eine gewisse Bedeutung für die Zukunft spielen.
Falls es eine für Terra gab.
Erste Datenholos lieferten Statistiken, und Bull stellte fassungslos fest, dass die meisten gerade eingetroffenen Schiffe arkonidischer Herkunft waren.
Sein persönlicher Intimoder sogar Todfeind, Imperator Bostich, Vorsitzender des Neuen Galaktikums, kam Terra soeben zu Hilfe!
*
Während Bull noch versuchte, seiner Gefühle Herr zu werden, griffen die automatisierten Mechanismen der Systemverteidigung. Zerhackte und verschlüsselte Funksprüche wurden gewechselt, und die Schiffe des Neuen Galaktikums schleusten durch Strukturlücken ins Solsystem ein. Wenn die Terminale Kolonne den Funkverkehr dechiffriert hatte, falls es ihr überhaupt je gelingen sollte, würden die Lücken im Kristallschirm schon längst wieder geschlossen sein.
Die Bildfolgen der Holos wechselten rasend schnell. Nur durch Zufall sah Bull, dass sich unter den zahlreichen Einheiten auch das Flaggschiff der USO befand, die TRAJAN.
Wahrscheinlich mit Monkey an Bord, dachte er.
Sein Herz und sein Verstand gerieten unwillkürlich in einen unüberbrückbaren Zwiespalt.
Die Freude, dass die Völker der Milchstraße zur Verteidigung Terras aufmarschierten, war überwältigend. Hochwillkommen war die Verstärkung allemal. Doch ob diese Einheiten einen militärischen Unterschied ausmachen würden das bezweifelte er gewaltig.
Nein, es handelte sich um eine reine Geste, aber sie berührte Bull zutiefst. Wie lange war es her, dass die Arkoniden versucht hatten, die Erde zu besetzen und auf Dauer die Macht in der Milchstraße zu übernehmen? Ein paar Jahre oder Jahrzehnte, nichts im Vergleich zu den Zeiträumen, in denen die Terminale Kolonne plante und handelte.
Aber immerhin ... Terra hatte verhindert, dass die wichtigsten Welten des Arkon-Systems in Kabinette für VULTAPHER verwandelt wurden, und nun zeigte Imperator Bostich immerhin so etwas wie Dankbarkeit und revanchierte sich. Noch vor wenigen Jahren hätte er das nicht für möglich gehalten.
Ein Verband arkonidischer Einheiten bezog hoch oberhalb der Systemebene, weit außerhalb der Gefahrenzone, Position. Offensichtlich handelte es sich bei ihm um Beobachter.
Darunter befand sich auch das Flaggschiff des Imperators.
Bull lachte heiser auf. Es hätte ihn auch gewundert, hätte Bostich I. sich persönlich in Gefahr begeben.
Die Holos blendeten wieder über zu VULTAPHER, und schlagartig holte ihn die Wirklichkeit wieder ein, verschwand seine Rührung.
Die Einheiten der Terminalen Kolonne behielten ihre Position bei, reagierten gar nicht auf die Neuankömmlinge.
Die Verstärkung schien sie nicht im Geringsten zu kümmern.
5.
Die vollen Stunden
Als der Tag hereinbrach und Perry Rhodan sich endlich die Zeit
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