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Die duale Metropole

Die duale Metropole

Titel: Die duale Metropole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Frau, und es bestürzte ihn, wie sie ihn betrog und ihre Liebe jemand anderem schenkte. Ein ihm unbekanntes Gefühl nahm von ihm Besitz.
    Rhodan hätte es Eifersucht genannt.
    Der ältere Mann drehte sich um, sah zu einem Thron, der leer auf einem Podest stand, umgeben von den Gestalten. Ein Spiegel schwebte über ihm, der Spiegel des Schicksals, und die Blicke der Frau wurden wie magisch von ihm angezogen. Verführerisch blinkte er durch den Dunst, halb verborgen vom Thron.
    Sie dürfen nicht hineinsehen, dachte Rhodan.
    Doch die Verlockung war zu groß. Der Spiegel war das Auge zur Welt jener, die einmal an sie geglaubt hatten, damals, vor langer Zeit, als man den Göttern noch Opfer gebracht hatte.
    Aber Zeit existierte nicht für diese Wesen, ihr Dasein war ewig und das Schicksal ihr Spiel.
    Lockend glänzte der Spiegel, und der Blick der schönen Frau wurde immer begieriger.
    »Was würde ich dafür geben, einen Blick hineinwerfen zu können ...« Ihre Stimme war ein verlangendes Flüstern.
    »Halt ein! Du weißt doch von dem Verbot!« Die Stimme des Jünglings durchdrang mahnend die Stille. »Dieser Blick würde dir die Antwort auf die Dritte Frage geben, und du würdest daran zerbrechen. Dein Geist würde zersplittert werden und im Nichts verwehen.«
    »Es war kein Verbot. Und wenn doch, ist der, der es ausgesprochen hat, längst fort. Wer weiß, ob er jemals zurückkehrt. Was soll mich daran hindern, in den Spiegel zu sehen und die wahre Welt zu beobachten?« Herausfordernd drehte die Frau sich um. »Oder ist noch jemand hier, der Wert auf alte, überkommene Verbote legt?«
    »Wen sollte das schon ängstigen? Ich gehe mit dir!« Der alte Mann trat vor.
    Die Blicke der schönen jungen Frau blitzten geradezu. »Ausgerechnet du? Der du immer ein Ausbund an Tugendhaftigkeit warst? Aber gut!  Dann komm!« Langsam schritt die Frau auf den Spiegel zu.
    Rhodan war längst klar, dass es mehr als nur ein Spiegel war. Auch mehr als der eines String-Legaten. In seinem Innern lag das Schicksal des Volkes verborgen, das sich von den Göttern abgewandt hatte.
    Der Jüngling hob den Kopf zum Himmel, und die Augen in seinem Gesicht waren plötzlich dunkel wie die Nacht. Rhodan fragte sich, ob er das Laster in der Welt witterte. Lächelnd ließ der junge Mann den Blick an den Anfang schweifen, dorthin, wo das ewige Himmelsblau in strahlender Unendlichkeit dahinzog. »Oje, Schöpfung, deine Kleinen haben wohl etwas Verbotenes vor!« Seine schwarzen Augen glänzten im Wissen aller Bosheiten.
    Scharf hoben sich riesige, brummende Maschinen aus der Tiefe des Spiegels. Die funkelnden Augen der drei Gestalten verfolgten sie auf ihrem Weg. »Welch ungeheure Macht«, sagte die schöne junge Frau.
    Der ältere Mann nickte. Er schien die starren Gebilde sehr gut zu kennen, und trotzdem schienen sie ihm seltsam anzumuten. Ihr tiefes Summen durchwob den gesamten Himmel. Es kündete von Gefahr.
    In den Anblick der Kolonnen-MASCHINEN vertieft, bemerkten die jungen Leute nicht, dass der alte Mann das Himmelsblau durchschritt und vor dem Spiegel stehen blieb.
    In diesem Augenblick nahmen die vermeintlichen Götter konkrete Gesichter an.
    »Gesil ...!« Es war ein leiser, verzweifelter Warnruf, den der Jüngling da ausstieß. Doch er kam zu spät.
    In furchtbarem Zorn hob der alte Mann die Hände. »Gesil ... Koltoroc ...
    ihr Verwerflichen wagt es, gegen das Verbot zu handeln?« In seinen Augen blitzte maßloser Zorn. »Diese Welt ist nicht mehr unsere Angelegenheit! Ihre Bewohner sollen selbst über ihr Schicksal entscheiden! Sie haben uns aufgegeben, sich von uns losgesagt!«
    »Nicht, Hismoom!«, rief die junge Frau, doch schon schoss ein goldener Strahl aus den Händen des alten Mannes und traf in gleißender Helligkeit den Spiegel des Legaten.
    Ein Licht von unvorstellbarem Glanz durchdrang die Luft. Blendend fraß es sich in die Augen und Herzen aller Wesen, die es sahen. Ein Baum des Todes wuchs aus der Erde denn nun war es nicht mehr irgendeine Welt, sondern Terra, seine Heimat, wie Rhodan voller Entsetzen erkannte.
    Unsichtbare Hände gingen von ihm aus, griffen nach den Menschen und rissen sie auseinander. Bannten ihre Schatten auf Stein, so alles versengend war die Hitze. Sie hatten keine Zeit zu schreien; der feurige Tod war schneller. Terranias Türme brachen unter der zerstörerischen Macht zusammen. Zurück blieb nur verbrannte Erde, verdorben für lange Zeit. Die wenigen Menschen, die zehn Sekunden später noch lebten, sahen

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