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Die duale Metropole

Die duale Metropole

Titel: Die duale Metropole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Ebenen der Gondel erreichen konnte.
    Als sie den Schacht wieder verließen, betraten sie eine völlig andersartige Umgebung.
    *
     
    Rhodan glaubte, sich nicht mehr in der Gondel zu befinden, sondern in einem ... Fuchsbau. Nein, nicht ganz, korrigierte er sich sofort. Die fremdartige Umgebung kam ihm eher vor wie das gewundene, organisch gewachsene Innere der Bauwerke von Termiten oder anderer Insekten, und das, obwohl die Decke sich mindestens vier Meter über seinem Kopf befand.
    Diese Decke, die Wände und der Boden bestanden nicht aus Metall, sondern aus getrockneter Erde, wahrscheinlich Lehm, und waren von Pflanzen überwuchert, von dunkelgrünen Ranken, die nur wenige Blätter trugen.
    Sie wirkten seltsam blass und farblos, fast schon durchscheinend, wahrscheinlich eine Auswirkung des spärlichen Lichts, das hier herrschte, im Gegensatz zu der gleißenden, kalten Helligkeit in den Schaltzentralen.
    »Das Erbe seiner insektoiden Hälfte, nicht wahr, Inkadye?«, fragte Rhodan.
    »Ja. Diese Umgebung erinnert mich an die Bauten des Kollogoms ... vor siebzig Millionen Jahren«, antwortete die Sorgorin.
    Nach wenigen Schritten vollzog der Gang eine Biegung, und unvermittelt stand ein Legat vor Rhodan, versperrte ihm den Weg. Seine Spiegelfläche schimmerte hell, zeigte jedoch kein Bild, sondern nur ein Spiel von Farben, die ineinanderflossen und sich wieder trennten.
    »KOLTOROC erwartet uns«, sagte Rhodan, doch der Legat rührte sich nicht.
    Das Farbenspiel auf der Spiegelfläche wurde schneller, hektischer. Blaue und grüne Töne herrschten nun vor, zogen sich zusammen, konzentrierten sich zu ... einem Bild?
    Es mutete seltsam unscharf an, leicht verschwommen und unwirklich, aber trotzdem oder gerade deshalb übte es einen gewissen Reiz aus. Rhodan hatte den Eindruck, mit aller Kraft dagegen ankämpfen zu müssen, um sich dem Einfluss der Darstellung nicht einfach zu ergeben.
    In blauer Unendlichkeit erstreckte sich ein Himmelsflor über einem Planeten. Bleicher Dunst stieg auf und gab nur einen undeutlichen Blick auf riesige Gestalten frei, die hoch über der Welt im leeren Raum standen und sie betrachteten. Sie schwebten einfach dort, im Widerspruch zu allen Naturgesetzen, in einer durchsichtigen, zerbrechlich wirkenden Hülle, die gleichzeitig mit Anmut, aber auch mit Gleichgültigkeit gefüllt war, wie es Rhodan vorkam.
    »Das ist keine Darstellung der Wirklichkeit«, flüsterte Rhodan. »Es ist ein ... «
    »Ein Sinnbild«, vollendete Mondra den Satz. »Spürst du es nicht? Wir werden in den Spiegel des Legaten gezogen. Es ist eine geistige Manipulation, die KOLTOROC aus einem ganz bestimmten Zweck betreibt.«
    »Aus welchem? Und was würden wir sehen, wenn wir keine Menschen wären?«
    »Ich verstehe, was du meinst, Perry. Diese Gestalten über dem Planeten ... das sind antike Götter der Menschheit oder so etwas. KOLTOROC saugt sie aus unseren Gedanken. Was würde jemand sehen, der einer völlig anderen Spezies entstammt?«
    »Etwas völlig anderes«, antwortete Rhodan. »Und trotzdem dasselbe.« Er gab sich wieder der Darstellung hin, hieß sie willkommen, aber nur bis zu einem gewissen Grad, der ihm noch seine eigenständigen Gedanken ließ.
    Hoffte er jedenfalls.
    Was für Götter waren es, die er dort sah? Griechische? Römische? Er konnte es nicht sagen. Aber es spielte auch keine Rolle. Sie standen für ein ewiges Prinzip.
    »Auf dieser Welt ist der Glaube an uns einmal groß gewesen«, sagte eine wunderschöne Frau in der durchsichtigen Blase. Sie kam Rhodan bekannt vor, doch ihr Antlitz blieb verschwommen, sodass er es nicht einordnen konnte. Aphrodite? Venus? Nein, eine ganz andere Entität. Eine sehr vertraute, doch ... doch das spielte keine Rolle. »Mit den Jahrhunderten und ihren Erfindungen schwand auch der Glaube aus den Gedanken der Wesen dieser Welt. Ihre Erfindungen wurden größer und furchtbarer, ihr Glaube kleiner und unbedeutend.«
    »Und was macht es uns aus?«, antwortete ein stattlicher Jüngling. »Uns, die wir hier in einem leichten Hauch stehen und mit ätherischer Gleichgültigkeit hinnehmen, dass man uns vergisst?«
    Der Blick der wunderschönen Frau ruhte mit weichem Glanz auf dem Jüngling. Rhodan vernahm ihr gedankliches Flüstern, das seinen Geist mit herrlichen Bildern ausfüllte. Ihre Liebe zueinander war groß ... aber nicht gut.
    Denn da war noch ein Mann, ein älterer Mann, und die wunderschöne Frau war sein Weib. Er gewahrte das liebende Glühen in den Augen der

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