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Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Titel: Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Frydrych
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rumgegangen sind, wenn wir vorgelesen, gesungen oder getanzt haben.
    Bei unserer Rallye durch die Altstadt hätten einige Gäste vermutlich gern mitgemacht. Sie filmen mit ihren Handys, was unsere Schüler anschleppen, vorführen und zeichnen. Die beste Unterhaltung bietet Aylins Geburtstagsfete. In meiner Multikulti-Klasse ist sofort Stimmung, als die Musik losgeht. Die Hotelangestellten mischen sich bei den türkischen Reihentänzen sofort unter unsere Schüler. Immer mehr Gäste kommen zum Zuschauen. Ich achte darauf, dass kein Fremder etwas von unserem Geburtstagskuchen abgreift! Dafür sollten wir erst 50 Euro zahlen, aber da wir sehr kostengünstige All-Inclusiv-Gäste sind (selten zum Mittagessen anwesend, kategorisches Verbot alkoholischer Getränke), hat uns das Hotel die Riesentorte mit den 16 Kerzen spendiert. Ein wenig mussten wir Lehrer bei dieser Entscheidung allerdings nachhelfen.
    Viele Gäste begrüßen mich morgens mit »Frau Lehrerin« und wollen mir Anekdoten aus ihrer Schulzeit oder Betrachtungen zum Thema »Schule und Bildung« anvertrauen. Leider habe ich nie Zeit für diese anregenden Gespräche. Etliche Gäste loben unsere Schüler, die immer so nett grüßen und manchmal die anwesenden Kleinkinder betreuen. Wie gesagt: Schade, dass ich für unseren Service kein Geld gesammelt habe.
    Mittlerweile hat der Hotelmanager unseren Unterhaltungswert erkannt. Wir dürften jetzt gemeinsam mit den anderen Gästen im Speisesaal dinieren. Der charmante Masseur würde einige unserer Mädchen kostenlos behandeln. Aber meine Schüler finden die Mahlzeiten mittlerweile im entfernten Asyl viel netter. Und wir Lehrer wollen nicht, dass unsere Schülerinnen massiert werden…
    Als wir abfahren, winken uns alle Angestellten hinterher. Tja, wenn Engel reisen!

Vom Himmel geschickt
Meine Elternvertreterin
    F rau Krötz kauft nicht die Katze im Sack. Bevor sie Goldsohn Harley an unserer Schule anmeldet, verhört sie meine zehnte Klasse, wie ich als Lehrerin so bin. Was für eine Fügung, dass Karol gerade drei Tage vom Unterricht suspendiert ist. Der würde mir mit Sicherheit keine fünf Sterne geben. Wir geraten regelmäßig wegen ethisch-sozialer Fragen aneinander. Karol spielt gern den Obersheriff. Mit vollem Körpereinsatz. Selbstjustiz hält er für ein völlig legitimes Mittel einer Demokratie. Unsere letzte Unterhaltung endete mit einer Beleidigung, die nichts für Zimperliche ist. Die Beleidigung kam übrigens nicht von mir, wie manche Leser jetzt vielleicht vermuten.
    Frau Krötz hätte so ein »Schülerkompliment« vermutlich nichts gemacht. Sie ist burschikos und handfest. Sie sagt, die »Kids« vergreifen sich schon mal im Ton, aber das liegt auch daran, dass die Lehrer ihnen keinen Respekt entgegenbringen. Frau Krötz ist im ersten Anlauf Elternvertreterin meiner neuen 7. Klasse geworden. Da bin ich richtig froh. Es gibt Eltern, die niemals den Mund aufmachen, geschweige denn, einen Elternabend einberufen oder eine Schulkonferenz besuchen.
    Frau Krötz nimmt die Fäden in die Hand. Sie lässt sich als Elternvertreterin sowohl für die Schulprogrammgruppeals auch für die Fachkonferenz Physik wählen. Und als Vorsitzende des Fördervereins. Schon nach kurzer Zeit weiß sie genau, was an unserer Schule alles falsch läuft. Die Telefonate, die der Planung dringender Treffen dienen, ziehen sich in die Länge. Frau Krötz lässt sich nicht mit lapidaren Ausreden abspeisen (»Ich muss noch korrigieren und unsere Klassenfahrt vorbereiten!«). Wenn ihre Nummer auf dem Display erscheint, geht mein Partner auf ein Bier in die Kneipe. Meist kehrt er zurück, bevor das Telefonat ein Ende gefunden hat. Frau Krötz kennt auch meine Handy-Nummer. So kann sie mich jederzeit aus dem Bett oder aus dem Fitness-Studio holen.
    Frau Krötz vertritt eine wichtige Gruppe von Eltern, die im Schutz der Anonymität bleiben wollen. Man weiß doch, wie es an Schulen läuft. Wenn Eltern sich beschweren, rächen sich die Lehrer an den Kindern. Also trägt Frau Krötz diese Beschwerden vor, deren Relevanz und Wahrheitsgehalt sich nicht immer so leicht einschätzen lassen. Frau Krötz darf ja keine Namen oder Zahlen nennen. »Datenschutz, wissen Sie?«
    So höre ich mir ratlos an, dass die Sportlehrerin die Mannschaften falsch einteilt und Herr Wesenberg einen Schüler unflätig mit »Sag mal, spinnst du?« beschimpft hat. Die Musiklehrerin hält die halben Noten nicht lange genug, und Herr Kilic hat im Chemieunterricht zweimal einen

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